Mehr als nur ein saisonaler Rückgang

Um 0,69 Prozent (0,85 Punkte) ist der VerkehrsRundschau-Index in den ersten drei Monaten gegenüber dem letzten Quartal des Jahres 2014 zurückgegangen. Überkapazitäten im Winter Dieses Minus muss die Transportunternehmen nicht allzu sehr beunruhigen, da im Winterquartal generell die Preise einen kleinen Durchhänger erleben. Das ist vor allem den Witterungsbedingungen zuzuschreiben. Insbesondere die Bauwirtschaft - eine Branche, die für einen erheblichen Anteil der Verkehrsleistung in Deutschland verantwortlich ist - schränkt dann ihre Aktivitäten ein. Ist weniger auf den Baustellen los, suchen sich die dort tätigen Fuhrunternehmen woanders Aufträge und sorgen mit ihren Kapazitäten dafür, dass die Preise unter Druck geraten. So war es auch 2014, als der VR-Index um 1,3 Prozent nachgab. Auch 2009, 2010 und 2012 sind die Frachtraten im ersten Quartal gesunken. Allerdings gab es zuletzt mit 2011 und 2013 auch Jahre, in denen der Jahresauftakt aus Sicht der Transportdienstleister verheißungsvoll war: Der VR-Index und damit die Beförderungsentgelte kletterten. Zumindest 2011 gab es allerdings auch einen triftigen Grund dafür: Damals waren parallel dazu die Kraftstoffpreise kräftig gestiegen. Dass sich im ersten Quartal 2015 jedoch nicht viel getan hat, zeigen weitere Ergebnisse aus der VR-Index-Befragung. 32,6 Prozent der Dienstleister vermeldeten einen steigenden Offerteneingang in den ersten drei Monaten, ebenso viele Fuhrbetriebe sahen sich mit Einbußen konfrontiert (bei dem Rest stagnierte das Aufkommen oder sie wollten keine Angaben machen). Ähnliches Bild bei den Verladern: 32,8 Prozent verzeichneten eine steigende Transportmenge im ersten Quartal 2015, während 35,6 Prozent weniger Frachtraum nachgefragt haben. Auch die aktuelle Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) deutet darauf hin, dass so mancher Lkw zu Beginn des Jahres 2015 leer blieb. In Januar und Februar (für März liegen noch keine Daten vor) sind die Fahrleistungen der Lkw auf Autobahnen um 9,4 Prozent rückläufig gewesen im Vergleich zum Oktober/ November 2014. Aber auch im Jahresvergleich gibt es keine gute Kunde, zumindest nicht für die deutschen Transporteure. Denn die Fahrleistungen heimischer Lkw waren in den ersten zwei Monaten des Jahres um 0,9 Prozent rückläufig im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres (unter Berücksichtigung des Kalenderverlaufes). Die ausländischen Lkw konnten hingegen um 4,6 Prozent zulegen. Damit hält 2015 die Entwicklung an, dass die deutschen Unternehmen Marktanteile verlieren. Starker Druck durch die Dieselpreise Der Rückgang der Frachtraten lässt sich also sehr gut mit der geringeren Nachfrage begründen. Es gibt aber noch eine weitere Entwicklung, die Druck auf die Transportpreise ausgeübt: die Kraftstoffpreise. Die befanden sich weiter auf Talfahrt. Im Februar 2015 lagen sie um 5,23 Prozent unter dem November-Wert 2014, im Januar 2015 sogar um 15,22 Prozent unter dem Wert drei Monate zuvor. Womöglich hat dieser kräftige Preisrutsch sich stärker auf den Rückgang der Transportentgelte ausgewirkt als die sinkende Nachfrage. Eine außergewöhnliche Preisentwicklung ist bei den einzelnen Teilmärkten im ersten Quartal 2015 zu beobachten gewesen. Normalerweise verlaufen die Entgelte für Paletten, Teil- und Komplettladung annähernd parallel. Doch zum Jahresauftakt sind die Frachtraten für Paletten kräftig um 2,2 Prozent gesunken, während Teilladungen sich sogar leicht verteuert haben im Vergleich zum vierten Quartal 2014. Immerhin, im Jahresvergleich steht im gesamten Straßengüterverkehr ein leichtes Plus zu Buche, auch wenn das gering ausfällt: Um 0,66 Prozent waren im ersten Quartal 2015 die Frachtraten teurer als im ersten Quartal des Vorjahres. Zwar sind in diesen zwölf Monaten andere Kosten wie zum Beispiel die für Personal, Wartung oder Finanzierung gestiegen. Aber der Rückgang der Kraftstoffkosten (-12,55 Prozent im Februar 2015 im Vergleich zu Februar 2014) war so gravierend, dass selbst nach Auskunft des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) die Gesamtkosten beispielsweise im Fernverkehr um 4,65 Prozent gesunken sind (Vergleich Januar 2014 zu Januar 2015). Auch wenn letztlich keiner vorhersagen kann, wie sich der Ölpreis weiter entwickeln wird, so muss man davon ausgehen, dass der Preisdruck im Markt bestehen bleibt. Zumindest schätzen die Marktteilnehmer selbst die derzeitige Lage so ein. Nur 10,2 Prozent der Befragten erwarten im zweiten Quartal 2015 steigende Preise. Dafür rechnen 19,2 Prozent damit, dass für Lkw-Frachtraum weniger zu zahlen ist. Der Rest geht von konstanten Frachtraten aus (siehe mittlerer Kasten Seite 26). Das hätte also zur Folge, dass der VR-Index tendenziell eher leicht sinkt und es nicht wie sonst üblich nach dem ersten Quartal zu einer Erholung kommt. Ein wichtiger Grund dafür dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit das geringe Niveau der Kraftstoffpreise sein. Zwar sind die Preise für Diesel bei Abgabe an Großverbraucher im Februar 2015 gegenüber dem Vormonat wieder geklettert, und zwar immerhin um fast 10 Prozent. Doch muss man dazu wissen, dass im Januar 2015 mit 87,4 Euro pro 100 Liter Diesel so günstig war wie zuletzt im September 2009, als die Wirtschaftskrise die Kraftstoffpreise kräftig nach unten gezogen hatte. Und die Februar-Preise liegen mit 96,12 Euro/100 Liter immer noch um gut 10 Euro unter dem Durchschnittswert für das Jahr 2014, sodass davon auszugehen ist, dass die Dieselnotierungen über das ganze Jahr 2015 gesehen einen Druck auf die Transportpreise ausüben werden, sofern die 100-Euro-Marke nicht ziemlich bald und spürbar überschritten wird. Vor allem die Logistikdienstleister befürchten offenbar genau so eine Entwicklung in diesem Jahr. Nur 21,1 Prozent unter ihnen rechnen damit, dass in diesem Jahr die Preise ansteigen. Mit 17,8 Prozent ist der Anteil derjenigen, die mit weiter rückläufigen Preisen rechnen, fast gleich hoch. Anders sieht es hingegen bei den Verladern aus, wo mehr als doppelt so viele mit einer Verteuerung rechnen als mit einem Absinken der Entgelte (siehe mittlerer Kasten Seite 26). Ein Lichtblick: Die Nachfrage steigt Es spricht also einiges dafür, dass sich auch 2015 die Entgelte nur moderat nach oben bewegen. Neben dem Verlauf der Kraftstoffpreise spielt die Nachfrageentwicklung im Straßengüterverkehr eine wichtige Rolle. Hier gibt es positive Anzeichen: Denn immerhin 55,6 Prozent aller Befragten beim VR-Index gehen davon aus, dass die Nachfrage weiter steigt. Ein Drittel vertritt die Auffassung, dass das Aufkommen konstant bleibt. 11,1 Prozent sagen einen Rückgang der Mengen voraus. Auch bei der Mengeneinschätzung zeigen sich die Verlader optimistischer. 66,2 Prozent unter ihnen gehen davon aus, dass die Nachfrage 2015 zunimmt. Bei den Transportdienstleistern sind es mit 47,3 Prozent deutlich weniger. 22,5 der Verlader erwarten eine unveränderte Nachfrage, bei den Dienstleistern prognostizieren 41,8 Prozent eine solche Entwicklung. Mit 11,3 Prozent (Verlader) und 11,0 Prozent (Dienstleister) ist in beiden Gruppen der Anteil derjenigen, die mit einem sinkenden Aufkommen in diesem Jahr rechnen, fast identisch. Es ist also tendenziell mit einer steigenden Transportnachfrage zu rechnen, aber nicht gerade mit einem Boom. Bestätigt werden die Einschätzungen der Teilnehmer des VR-Index von den Ergebnissen aus dem Transportmarktbarometer, das Prognos und ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) herausgeben. Jedes Quartal werden dabei etwa 250 Verlader und Dienstleister zum Verlauf von Aufkommen und Preisen befragt. Im Straßengüterverkehr rechnen mehr als 40 Prozent mit steigenden Mengen (einzige Ausnahme: Osteuropa; hier sind es nur 30,2 Prozent). Der Anteil derjenigen, die eine sinkende Nachfrage befürchten, liegt im einstelligen Prozentbereich (Ausnahme Osteuropa: 26,0 Prozent). Trotz einer zumindest für Deutschland und Westeuropa positiven Nachfrageentwicklung ist der Anteil derjenigen, die im kommenden Halbjahr mit sinkenden Frachtraten rechnen, gestiegen. Für den Nahverkehr in Deutschland sind es 16,9 Prozent (nach 10,5 Prozent im Vorquartal), für den Fernverkehr 21,6 Prozent nach 16,2 Prozent. Damit zeigt auch diese Befragung: Auch wenn die Mehrzahl von einer steigenden Nachfrage ausgeht, trüben sich die Preiserwartungen leicht ein. Es könnten also für die Dienstleister in diesem Jahr schwierige Preisverhandlungen werden. -- VR-Index Etabliert und aktuell Bereits seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland. Kein anderer Preisindex ist auch so aktuell wie der VR-Index. Unterstützt wird der Index von der Unternehmensberatung Bearing-Point. cd Veranstaltung zu Mindestlohn und Strategie Gut vorbereitet sein für die Herausforderungen der Zukunft 2015 könnte ein schwieriges Jahr werden für die Transportbranche: Die Nachfrage steigt, aber der Preisdruck bleibt bestehen. Hinzu kommen Entwicklungen wie die Belastungen durch den Mindestlohn, die die Unternehmen auf Trab halten. Sie müssen sich nicht nur dafür die richtige Strategie zurechtlegen. Auf der Konferenz der VerkehrsRundschau mit dem Titel "Strategie und Mindestlohn" am 21. Mai in Nürnberg geht es genau um diese Themen. Professor Paul Wittenbrink von der Unternehmensberatung HWH wird auf die Stärken und Schwächen der Unternehmen hinsichtlich der strategischen Positionierung eingehen. Es werden aus Sicht der Praxis strategische Konzepte vorgestellt, von denen Dienstleister wie auch Verlader profitieren können. Im zweiten Teil dreht sich alles um das Aufregerthema Mindestlohn im Transportgewerbe. Ergänzt wird die Fachkonferenz durch ein Praxisseminar am Vortag (20. Mai) zum Thema Fahrzeugkostenrechnung. Abonnenten der VerkehrsRundschau und Frühbucher (bis zum 13. April) können die beiden Veranstaltungen zum Vorteilspreis buchen. Weitere Infos und das komplette Programm unter www.verkehrsrundschau.de/events. cd

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Mehr als nur ein saisonaler Rückgang

HASHTAG

#Transportpreise

Bünting baut eigene Beschaffungslogistik auf

VR-Index: Frachtraten sinken leicht im 1. Quartal 2015

SCFI: Asien-Europa-Frachtraten fallen um weitere 5,5 Prozent

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Duvenbeck übernimmt Sander Logistics

Änderung durch EU-Mobilitätspaket: Mitführungspflicht verdoppelt sich

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

WEITERLESEN

NEWSLETTER