Brüssel. Durch den bewussten Einsatz von Störsendern vermeiden Lkw-Fahrer das Zahlen der seit April 2016 eingeführten kilometerabhängigen Maut in Belgien. Die Störsender setzen das belgische Mautsysteme dadurch außer Kraft, dass keine GPS-Informationen mehr von der On-Board-Unit (OBU) an die Empfangssysteme des satellitengestützten Mautsystems gesendet werden. Belgische Unternehmensverbände fordern deshalb jetzt die Aussetzung der Lkw-Maut, bis das Problem behoben sei.
„Es hätte einfach mal gereicht, im Internet nachzuschauen um zu wissen, dass das Problem der Störsender mindestens seit 2012 bekannt ist”, beklagt Miachël Reul, Geschäftsführer des Unternehmensverbands Union Professionnelle du Transport et de la Logistique (UPTR) in einer Stellungnahme. Politiker und Betreiber müssten jetzt unverzüglich handeln und das Mautsystem Viapass/Satellic nachbessern. Bis dahin müssten auf die Erhebung der Maut aus wettbewerbsrechtlichen Gründen verzichtet werden, so Reul.
Ähnlich empört gibt sich Fabrice Ausloos, Sprecher des Verbunds kleiner Transportunternehmen (Collectif des petits transporteurs) aus Belgiens südlicher Region Wallonien. „Das Problem ist, dass einige Unternehmen zahlen, die anderen nicht. Damit bin ich nicht einverstanden”, sagte er gegenüber dem TV-Sender Bel-RTL, der das Problem in einem Beitrag an die Öffentlichkeit gebracht hatte.
Störsender für 28 Euro aus China
In dem TV-Beitrag kommt ein anonymer Lkw-Fahrer zu Wort, der italienisch spricht. Sein Boss habe den Störsender, hergestellt in China, für 28 Euro im Internet bestellt. „Wenn ich in Belgien auf die Autobahn fahre, drücke ich auf einen Knopf und nichts funktioniert mehr”, so der Lkw-Fahrer.
Der Mautbetreiber Viapass/Satellic äußerte sich gegenüber Bel-RTL zurückhaltend. Man werde alles tun, um den Betrug zu unterbinden. Mit welchen Mitteln das geschehen soll, blieb unklar. Hinter dem technischen Betreiber Satellic verbirgt sich außer dem österreichischen Unternehmen Strabag noch T-Systems, das zur Deutschen Telekom gehört. (kw)