Oberhausen. In Oberhausen startet am Freitag (11.30) mit dem ersten Spatenstich der Ausbau der Betuwe-Bahnstrecke nach Emmerich bis zur niederländischen Grenze. „Die Strecke ist die Hauptschlagader des Schienengüterverkehrs von und nach Rotterdam – dem für NRW wichtigsten Überseehafen. Das 1,5 Milliarden Euro-Projekt zählt somit zu den wichtigsten Infrastrukturmaßnahmen der Republik“, sagte Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Teil der insgesamt 73 Kilometer langen Strecke wird umgebaut, auf 46 Kilometern entsteht ein drittes Gleis. Die Ausbaustrecke ist gleichzeitig Teil des 1300 Kilometer langen Güterverkehrskorridors von Rotterdam ins italienische Genua. „Die Betuwe-Linie wird Europa näher zusammen bringen und die Position Nordrhein-Westfalens als Logistikstandort Nummer Eins in Deutschland stärken“, erwartet Groschek. Laut Prognosen soll sich die Zahl der Güterzüge nach dem Abschluss des Ausbaus in etwa verdoppeln.
Oberhausen klagt gegen Planfeststellungsbeschluss
Bei der Deutschen Bahn gibt es keine Prognose, wann das Großprojekt abgeschlossen sein wird. Es sind wohl noch zu viele Unbekannte im Spiel: Immerhin sind elf von zwölf Teil-Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Die Stadt Oberhausen klagt als bisher einzige Kommune gegen den bisher einzigen Planfeststellungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt. In ihrer Klage gegen das Eisenbahnbundesamt geht es um die Sicherheit.
Die Feuerwehren der Anrainer kritisieren, dass sie mit den geplanten Zugängen zur Strecke nicht arbeiten können – etwa weil es kein Löschwasser gibt oder die Rettung von Menschen nicht möglich sei. Eisenbahnbundesamt und Land sollten sich fragen, ob sie mit den Planungen den Interessen der Bürger und Kommunen entsprächen, appellierte Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). „Das Hochrüsten von Positionen trägt nicht dazu bei, dass solche Großprojekte schnell Realität annehmen können. Das kann nur funktionieren, wenn man aufeinander zugeht.“
Schallschutz für Anwohner Teil des Bauplans
Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium erklärte: „Unser Ziel ist, mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Mit dem Ausbau tragen wir dazu bei, den mit Abstand wichtigsten Güterverkehrskorridor in Deutschland und Europa fit für die Zukunft zu machen.“ Auch die Kapazitäten für den Fern- und Nahverkehr würden daher erhöht. Allein der Bund investiere in den Ausbau 750 Millionen Euro. „Damit stärken wir die Wirtschaft in der Region und darüber hinaus. Und vom verbesserten Schallschutz profitieren alle Anwohner“, so Ferlemann.
Im Zuge des Ausbaus wird für die Anwohnerinnen und Anwohner an der Strecke zudem ein wirksamer Schallschutz errichtet, wie Minister Groschek erläuterte: „Ganz wichtig ist es mir, dass die Menschen entlang der Strecke vor dem Bahnlärm geschützt werden. Deswegen werden insgesamt 75 Kilometer Schallschutzwände errichtet. Außerdem werden bei vielen Anwohnerinnen und Anwohner schallschutzsichere Fenster eingebaut.“
Künftig rollen täglich 160 Züge über die Grenze
Der Name Betuwe ist eine Namens-Anleihe von den Niederländern, die ihre damals neue und hochmoderne Bahnstrecke vom Rotterdamer Hafen zur deutschen Grenze nach einer Landschaft benannt hatten. Bei der Eröffnung der Strecke auf der niederländischen Seite vor zehn Jahren hatte Königin Beatrix symbolisch den Schalter umgelegt. Der Hafen Rotterdam beschreibt im Internet, dass heute bereits 70 Prozent aller Güterzüge zwischen den Niederlanden und Deutschland über die Betuwe-Linie fahren. Im Jahr 2023 sollen nach Darstellung des Hafens dann 160 Züge pro Tag über die deutsche Grenze rollen. (dpa/jt)