Paris. Als ineffizient beurteilt hat der Europäische Rechnungshof in Brüssel die sogenannten maritimen Autobahnen, mit denen der LKW-Verkehr zwischen Frankreich und Spanien tendenziell von der Straße auf Schiffe verlagert werden soll. Nach Pariser Presseberichten erklärte der Berichterstatter des Rechnungshofs Ville Itälä, die diesbezüglichen Absichten des Umweltprogramms Marco Polo hätten ihr Ziel nicht erreicht und die angestrebten Umweltvorteile ließen sich mangels Daten nicht messen. Die Rechnungsprüfer der Gemeinschaft fordern diese deshalb auf, die See-Autobahnen nicht mehr zu subventionieren.
Seit September 2010 betreibt die französische Reederei LD Lines die erste Verbindung dieser Art zwischen Montoir-de-Bretagne bei Nantes und dem nordspanischen Hafen Gijon. Die hierfür eingesetzte Norman Bridge ist für den Transport von 150Aufliegern und bis zu 800 Passagieren ausgelegt. Anfangs auf drei Touren hin und zurück pro Woche begrenzt, sollte dieser Rhythmus in den kommenden Jahren auf sieben Touren ausgedehnt werden. Die Linie sowie die Förderung weiterer vergleichbarer Land-See-Projekte sind primärer Bestandteil des französischen staatlichen Umweltprogramms „Grenelle de l’Environnement“.
Krise im Güterverkehr sei verantwortlich für Ineffizienz
LD-Lines-Direktor Christophe Santoni bestreitet nicht, dass die Linie wahrscheinlich noch mehrere Jahre nicht ohne finanzielle Unterstützung auskommen wird. Ohne diese hätte man auch nicht damit begonnen, die Fähren „Cotentin“ und „Cap Finistère“ für den Einsatz zwischen England und Spanien auszurüsten, unterstrich für die Reederei Britanny Ferries deren Direktoriumsvorstand Jean-Marc Roué. Er macht für die von den Brüsseler Rechnungsprüfern bemängelte Ineffizienz „vor allem den wirtschaftlichen Kontext“ verantwortlich. Durch die Krise habe der Gütertransport insgesamt einen schweren Schlag erlitten, aber solle man deswegen die Idee einfach aufgeben, die Straße durch Seeverbindungen zu entlasten?
Für Santoni ist das Hauptproblem nach wie vor, wie man die maritimen Autobahnen wettbewersbsfähig machen und auf dasselbe Produktionskostenniveau herunterbringen kann wie das der Strassenkonkurrenz. Dies sei eine echte Herausforderung, die man ohne die Brüsseler Hilfsgelder nicht angehen könne. Der ID Lines-Mann stellt dem Verdikt folgende Zahlen gegenüber: Kapazitätsauslastung 72 Prozent; 20.000 LKW und 30.000 Neu-PKW pro Jahr transportiert; Zuwachsrate im ersten Halbjahr 2013; 12Prozent. „Der Markt ist da, aber ohne Subventionen ist er nicht rentabel“, bekennt Santoni. Um mit der Straße mithalten zu können, müssten die Betriebskosten der See-Autobahnen „um fasst 30 Prozent verringert werden“. Hierüber werde mit den betreffenden Hafenbehörden derzeit verhandelt. Die EU-Unterstützung durch das Marco Polo-Programm läuft im September 2014 aus. Bis dahin will Christophe Santoni kein weiteres Schiff mehr in Betrieb nehmen. (jb)