Lohnsteuer-Nachschau

Lohnsteuer-Nachschau Finanzamt darf spontan vorbeischauen Der Fiskus rüstet im Kampf gegen Steuerausfälle weiter auf: Seit Kurzem gibt es die Lohnsteuer-Nachschau. Finanzbehörden dürfen nun unangemeldet Lohn- und Gehaltsunterlagen in den Geschäftsräumen prüfen. Was Unternehmen beachten sollten und welche Vorkehrungen ratsam sind. Die Lohnsteuer ist eine zentrale Einnahmequelle des Staates, sie macht rund 25 Prozent des Steuervolumens aus. Durch Schwarzarbeit, Scheinarbeitsverhältnisse oder illegale Beschäftigungen gehen dem Fiskus immense Summen verloren. Allein für 2013 rechnen die Forscher des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) damit, dass sich die Umsätze der Schattenwirtschaft auf 340,3 Milliarden Euro belaufen. Um Steuerausfällen entgegenzuwirken, hat der Gesetzgeber ein neues Prüfinstrument eingeführt. Seit Juli vergangenen Jahres dürfen Steuerprüfer im Rahmen der sogenannten Lohnsteuer-Nachschau während der Geschäftszeiten unangekündigt im Betrieb vorbeischauen. Die Rechtsgrundlage dafür bildet der durch das Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz neu geschaffene Paragraf 42g im Einkommensteuergesetz (EStG). Weil die Finanzbehörden künftig verstärkt Ad-hoc-Prüfungen durchführen werden, sollten Unternehmen ihre Rechte und Pflichten kennen. Steuerexperten warnen vor unangekündigten Hausbesuchen Die Lohnsteuer-Nachschau soll die steuerliche Außenprüfung, die angemeldet werden muss, nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. In der Praxis wird die Nachschau zunächst vorrangig zur Bekämpfung von Steuerbetrug eingesetzt. Mitarbeiter der Finanzverwaltung verschaffen sich in der Regel gemeinsam mit dem Zoll, der für die Bekämpfung der Schwarzarbeit zuständig ist, einen Eindruck über die räumlichen Verhältnisse, das tatsächlich eingesetzte Personal und den üblichen Geschäftsbetrieb. Spontane Besuche der Steuerprüfer sind ein effizientes Instrument, um die Einhaltung der lohnsteuerlichen Pflichten zu kontrollieren. Da es keine Vorwarnzeit gibt, können Unternehmen ihre Lohnunterlagen nicht mehr nachbessern. Die Lohnsteuer-Nachschau als besonderes Verfahren zur zeitnahen Aufklärung steuererheblicher Sachverhalte findet während der üblichen Geschäftszeiten statt. Steuerprüfer dürfen unangemeldet die Grundstücke und Geschäftsräume von Unternehmen betreten. Die Steuerpflichtigen müssen auf Verlangen alle Lohn- und Gehaltsunterlagen, Aufzeichnungen, Bücher, Geschäftspapiere und andere Urkunden vorlegen und Auskünfte erteilen. Allerdings dürfen die Steuerprüfer den Betrieb nicht selbst durchsuchen. Sie haben nur das Recht, Unterlagen vom Geschäftsführer oder autorisierten Mitarbeitern einzufordern. Wohnräume dürfen die Steuerprüfer gegen den Willen des Inhabers nur zur Verhütung dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung betreten oder wenn sie vermuten, dass hier unter anderem Geschäftsunterlagen oder Beweismittel über nicht versteuerte Geldzahlungen und illegale Beschäftigung lagern, die vernichtet oder weggeschafft werden könnten. Ein Einspruch gegen die Lohnsteuer-Nachschau ist möglich Kommt es zu einer Lohnsteuer-Nachschau, ist es für eine strafbefreiende Selbstanzeige eventuell schon zu spät. Denn nach Paragraf 371 der Abgabenordnung ist eine strafbefreiende Selbstanzeige unter anderem dann ausgeschlossen, wenn ein Amtsträger der Finanzbehörde zur steuerlichen Prüfung erschienen ist. Doch die Sperrwirkung bezieht sich lediglich auf die betreffende Steuerart, sodass eine Selbstanzeige – etwa im Bereich der Umsatzsteuer – weiterhin möglich ist, solange diese Tat noch unentdeckt ist. Gegen die Prüfung kann man übrigens schriftlich nach Paragraf 347 der Abgabenordnung vorgehen. Über den Einspruch entscheidet der Steuerprüfer sofort oder später das Finanzamt. Wenn die Lohnsteuer-Nachschau Anlass für vertiefende Ermittlungen gibt, kann sie fließend in eine Lohnsteuer-Außenprüfung übergehen. Eine vorherige Prüfungsanordnung ist nicht erforderlich. Der Steuerprüfer muss den Arbeitgeber lediglich auf den Übergang von der Lohnsteuer-Nachschau zur Außenprüfung schriftlich hinweisen und den Prüfungsumfang festlegen. Unternehmen sollten deshalb bei einer Lohnsteuer-Nachschau nicht auf Zeit spielen und Unterlagen verspätet herausgeben. Sie riskieren sonst nicht nur eine Lohnsteuer-Außenprüfung, sondern auch ein Verzögerungsgeld von mindestens 2500 Euro. Grundsätzlich sollten Unternehmen im Falle einer Lohnsteuer-Nachschau umgehend ihren steuerlichen Berater kontaktieren. So können sich Unternehmen über ihre Rechte und Pflichten rückversichern. Unternehmen sollten sich frühzeitig vorbereiten. Unternehmen sollten sich frühzeitig auf mögliche Kontrollen vorbereiten Es ist davon auszugehen, dass sich die Lohnsteuer-Nachschau – wie bereits die Umsatzsteuer-Nachschau – im täglichen Prüferalltag etabliert. Mittelfristig kann die Lohnsteuer-Nachschau jedes Unternehmen treffen. Deshalb sollten sich Firmen frühzeitig auf ungemeldete Besuche der Finanzbehörden einstellen (siehe Kasten „Die richtige Vorbereitung“). Die immer strengeren Kontrollen des Fiskus sollten Unternehmen zum Anlass nehmen, die richtige Einbehaltung und Abführung der Lohnsteuer zu überprüfen. Das Lohnsteuerrecht ist sehr knifflig. Schnell kommt es zu Konstellationen, die der Fiskus als geldwerten Vorteil wertet. Es drohen hohe Steuernachzahlungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. ❙❚■ Jochen J. Muth ist Steuerberater der Wirtschaftskanzlei DHPG in Euskirchen Tipps zur Lohnsteuer Die richtige Vorbereitung Es muss keine betrügerische Absicht vorliegen. Aufgrund komplexer Bestimmungen stoßen eifrige Finanzbeamte in puncto Lohnsteuer schnell auf Ungereimtheiten. Die neue Lohnsteuer-Nachschau könnte dazu führen, dass sich Unternehmen künftig öfter gegenüber dem Fiskus erklären müssen. Sie sollten deshalb frühzeitig handeln, um steuerliche Nachzahlungen zu vermeiden. 1. Fallstricke erkennen: Es gibt viele Konstellationen, die lohnsteuerlich problematisch sein können. Oft haben Kleinigkeiten große steuerliche Auswirkungen. Unternehmen sollten prinzipiell Rücksprache mit ihrem steuerlichen Berater nehmen. Beispiele: Aushilfslöhne, feste freie Mitarbeiter, Dienstwagenregelungen, Sonderzahlungen. 2. Nachweise sammeln: Einige Fälle bieten Interpretationsspielraum. Mit plausiblen Belegen lassen sich viele kritische Nachfragen entkräften. Unternehmen sollten frühzeitig Nachweise sammeln und den Lohnunterlagen beifügen. Beispiele: Protokolle, Korrespondenzen, Gesellschafterbeschlüsse, Gutachten. 3. Aufbewahrung optimieren: Alle Lohn- und Gehaltsunterlagen sollten geordnet und nachvollziehbar aufbewahrt werden. Die fortschreitende Digitalisierung erfordert besondere Vorkehrungen. Daten aus Vorsystemen sollten Prüfern nicht automatisch überlassen werden. Beispiele: Arbeitszeiterfassung, Reisekostenabrechnung, Zeitwertkonten. jm Der Fiskus unterstützt den Zoll im Kampf gegen Schwarzarbeit und Scheinarbeitsverhältnisse

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