Düsseldorf. Die Fusionen und Übernahmen in der globalen Transport- und Logistikbranche legten 2019 zu – trotz drohenden Abschwungs, Brexit-Wirrwarr und Handelsstreit zwischen den USA und China. Laut einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) wurden weltweit insgesamt 254 Fusionen und Übernahmen in der Branche angekündigt, zwölf Prozent mehr als 2018. Im Fünfjahresvergleich liegt das Ergebnis 2019 damit leicht über dem Durchschnitt, so die Berater.
Wachstumstreiber Onlinehandel
Auch der Gesamtwert der Mergers & Acquisitions stieg 2019 laut PwC deutlich an: auf 143,3 Milliarden US-Dollar gegenüber 116,2 Milliarden im Vorjahr. Haupttreiber waren Mega-Deals mit einem Volumen über einer Milliarde US-Dollar: Deren Anzahl ist im Jahr 2019 von 21 auf 29 geklettert, 30 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Das Gesamtvolumen stieg ebenfalls deutlich auf 92 Milliarden US-Dollar (2018: 69 Milliarden). „Im Vergleich zu anderen Branchen hat der Anteil der Deals mit Zielen in Transport und Logistik zugenommen. Daran hat der boomende Onlinehandel beträchtlichen Anteil. Die nach wie vor günstigen Finanzierungsbedingungen ermöglichen dabei auch große Übernahmen“, kommentiert Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland, die Zahlen.
Infrastrukturziele immer begehrter
Gleichzeitig zielen Investoren vermehrt auf Verkehrsinfrastruktur: Im vergangenen Jahr wurden 67 Infrastruktur-Deals angekündigt (2018: 41). Zwölf der 29 Mega-Deals bezogen sich auf Ziele in diesem Bereich. Es folgt Logistics & Trucking mit acht Mega-Deals; mit einer Gesamtzahl von 94 Deals ab einer Größe von 50 Millionen US-Dollar bleibt dieser Subsektor der aktivste der Branche. „Es ist nach wie vor viel Geld im Markt. Gleichzeitig fehlen profitable Anlagemöglichkeiten. Wer eine sichere Rendite sucht, landet schnell beim Kauf von Infrastrukturzielen. In Zeiten wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit sind sie eine vergleichsweise sichere Investition“, erklärt Bauer.
Finanzinvestoren auf dem Vormarsch
Ein weiterer Trend, der sich bereits 2018 abzeichnete, hat sich 2019 weiter verstärkt: Finanzinvestoren engagieren sich zunehmend bei Deals in der Transport- und Logistikbranche. Mit einem Anteil von 56 Prozent waren sie aktiver als strategische Investoren. Und insbesondere bei den Mega-Deals mischten die Private-Equity-Vertreter kräftig mit: Bei 22 der 29 Deals mit einem Volumen über einer Milliarde US-Dollar waren sie beteiligt. „Finanzinvestoren konzentrieren sich auf die großen Deals und nehmen dabei insbesondere Infrastrukturziele sowie Unternehmen aus dem Bereich Logistics & Trucking ins Visier“, erläutert Dr. André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik Deals bei PwC Deutschland.
Aktivitäten in Europa legen zu
Interessantes Detail: 67 Deals mit europäischer Beteiligung wurden angekündigt, fünf mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Mega-Deals lag bei acht, darunter die Übernahme von Panalpina durch DSV. Deutsche Unternehmen waren an sechs Transaktionen mit einem Volumen über 50 Millionen US-Dollar beteiligt, darunter ein Mega-Deal, bei dem ein Logistikimmobilien-Portfolio den Besitzer wechselte. "Für Europa gehen wir davon aus, dass sich die M&A-Aktivitäten in 2020 leicht positiv entwickeln“, prognostiziert Bauer für das laufende Jahr. Die zunehmende Klarheit bezüglich eines Brexit-Termins am 31. Januar 2020 könne als positives Signal gewertet werden. Weiter für Unsicherheit sorgen laut PwC jedoch der anhaltende Handelsstreit zwischen China und den USA, die gedämpften Prognosen für das Wirtschaftswachstum sowie die im November stattfinden Präsidentschaftswahlen in den USA.