München. Am Flughafen München besteht der Bedarf an mehr Frachtkapazitäten. Das geht aus einer Studie hervor, die die Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern am heutigen Dienstag vorgestellt hat. Ziel der Studie ist es, den Bedarf einer dritten Start- und Landebahn an dem oberbayerischen Airport nachzuweisen.
Die im Zusammenhang mit der Erstellung des Gutachtens geführten Gespräche haben laut den Autoren der Studie gezeigt, dass die Logistikindustrie und die verladende Wirtschaft mehr Destinationen, höheren Frequenzen und größeren Transportkapazitäten wollen.
Zum einen wünschen sich Unternehmen demnach, dass neue Verbindungen für das bereits bestehende Luftfrachtaufkommen entstehen, das bislang in Frankfurt oder anderen Flughäfen abgefertigt werde. Zum anderen gebe es einen Aufkommensanstieg aufgrund der gestiegenen Wirtschaftstätigkeit der Unternehmen im Einzugsgebiet des Flughafens München.
Vor allem Asien hoch im Kurs
Als zusätzliche Destinationen wünschen sich die befragten Unternehmen Chengdu (China), Indonesien und Vietnam. Mehr Flüge als bisher sollten zudem in die USA (Atlanta), sowie nach Hong Kong, Singapur, Shanghai und Johannesburg gehen.
Wie es in der Studie heißt, hängen die Wachstumsperspektiven des Frachtbereichs am Münchner Flughafen von dem Bau einer dritten Startbahn ab. Die Autoren der Studie prognostizieren eine unterdurchschnittliche Weiterentwicklung des Flughafens, sollte der schon lange diskutierte Ausbau nicht erfolgen.
Der Luftfrachtverkehr des Flughafens München besteht demnach heute aus Verbindungen der Kurier- und Expressdienste zu ihren europäischen Drehkreuzen wie Köln/Bonn und Leipzig sowie aus den Beiladekapazitäten auf den Langstreckenflugverbindungen des Passagierluftverkehrs, die mit Großraumflugzeugen geflogen werden. Regelmäßige, mit Nurfrachtern geflogene Interkontinentalflüge gebe es fast nicht.
Abwandern an andere Flughäfen
Damit sich der Luftfrachtverkehr in München signifikant weiterentwickeln kann, ist laut der Studie der Ausbau der Drehkreuzfunktion erforderlich: Es müssten mehr Interkontinentalverbindungen entstehen. Diese lohnen sich für Airlines jedoch nur, wenn zahlreiche Anschlussmöglichkeiten vorhanden sind. Dies könne der Flughafen mit seinen aktuell zwei Start- und Landebahnen nicht stemmen. Die Autoren der Studie befürchten, dass ohne den Ausbau künftig immer mehr Fracht aus dem Einzugsgebiet des Flughafens an konkurrierenden Airports umgeschlagen wird. Da die Zahl der Starts und Landungen in München schon jetzt ausgereizt sei, befürchten die Studienautoren, dass München ohne Ausbau im zunehmenden globalen Wettbewerb der Drehkreuze in die zweite Liga absteigt.
Die Studie
Für die Studie wurden bereits bestehende Daten und Statistiken ausgewertet, aber auch Fachgespräche mit Unternehmen und Institutionen im IHK-Bezirk München und Oberbayern geführt. Darunter waren neben der verladenden Wirtschaft unter anderem Transport- und Logistikunternehmen. (ks)