München. Der deutsche Logistikmarkt konnte 2017 mit drei Prozent „stärker zulegen als es im Vorjahr zu erwarten war“. Das geht aus der Studie „Top 100 der Logistik 2018/2019“ hervor. Sie wurde von Martin Schwemmer von der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) erstellt. Erste Ergebnisse dazu wurden schon auf dem Logistik-Kongress veröffentlicht, jetzt liegt die komplette Ausgabe vor.
Bestandteil der jährlich erscheinenden Studie ist die wertmäßige Entwicklung des Logistikmarktes, abwechselnd mal der europäische und mal der deutsche Markt. In dieser Ausgabe stand der nationale Markt im Mittelpunkt. Demnach stieg das Volumen im deutschen Logistikmarkt 2017 um drei Prozent auf 267 Milliarden (Mrd.) Euro.
Logistikdienstleistungen und Werkslogistik liegen fast gleichauf
51 Prozent des Marktes werden von den Logistikdienstleistern erbracht. 49 Prozent entfallen auf die Werkslogistik von Industrie und Handel. Der Anteil des Transports am Gesamtmarkt beträgt 125 Mrd. Euro. 83 Mrd. Euro werden im Bereich Lager und Umschlag erwirtschaftet. Auf die Logistikplanung entfallen 19 Mrd. Euro, auf die Beständehaltung 40 Mrd. Euro.
Treiber des Wachstums sind derzeit vor allem die gestiegenen Kosten
Als eine neue Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren stellen die Autoren fest, dass das Wachstum des Logistiksektors sich nun stärker auf der Kostenseite vollzieht. Das Logistikvolumen steigt also deshalb, weil die Kosten vor allem für das Personal in die Höhe schnellen und resultiert weniger aus einer höheren Nachfrage nach Transport- und Logistikleistungen. Die Logistikdienstleister sähen sich daher gezwungen, die Preise anzuheben – auch wegen der steigenden Maut. Das sei jedoch nach wie vor ein schwieriges Unterfangen.
Für die beiden Jahre 2018 und 2019 ist ein weiteres Wachstum von drei Prozent möglich, heißt es in der Studie. Das ist das Ergebnis der Abfrage der Wachstumserwartungen unter den Top -100-Unternehmen. Allerdings besteht die Gefahr, dass dieses Wachstum durch den Fahrer- und Fachkräftemangel eingebremst werden könnte.
Daher ist es auch nicht der Brexit, nicht ein drohender Handelskonflikt, nicht die Digitalisierung, die die Unternehmen derzeit am meisten umtreibt: Sondern der Fahrermangel steht bei den größten deutschen Logistikunternehmen auf ihrer Prioritätenliste ganz oben.
94 Prozent der Unternehmen haben mit Fahrermangel zu kämpfen
Zur Bedeutung des Fahrermangels wurden die Top-100-Logistikunternehmen befragt. Die Hälfte der Unternehmen hat sich dazu geäußert. 70 Prozent von ihnen stimmten der These zu, dass der Fahrermangel ein Problem für die Logistikaktivitäten in ihrem Unternehmen sei. Weitere 24 Prozent stimmten dieser Aussage „eher zu“, so dass in Summe 94 Prozent den Fahrermangel als aktuelles Problem einschätzen.
Die Studie hat unterteilt nach Landkreisen und Fachkräftegruppierungen untersucht, wie stark ausgeprägt der Fachkräftemangel ist. Als Ergebnis halten die Autoren fest, dass vor allem der Mangel an Kraftfahrern brisant ist und ein akut zu lösendes Problem darstellt. Als eine Hürde werden die Kosten für die Ausbildung von Berufskraftfahrer inclusive Führerschein angesehen, die mit bis zu 10.000 Euro sehr hoch und insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe „ein enormer Posten“ darstellen würden.
Auch Verlader und die öffentliche Hand müssen sich um das Problem Fahrermangel kümmern
Die Digitalisierung und damit die zunehmende Automatisierung werden zwar zu einem Wandel des Berufsbildes führen. Aber der Fahrerberuf erweist sich laut Studie noch nicht als Auslaufmodell, so dass Maßnahmen aller Akteure – auch die Verlader und die öffentliche Hand – erforderlich seien, um den Fahrer- und Fachkräftemangel zu beheben. (cd)