Kiel/Hamburg/Bremen. Der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein (UVL) will gemeinsam mit dem Verband Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg (VSH) und dem Landesverband Verkehrsgewerbe Bremen (LVB) mögliche Schadenersatzansprüche der Mitgliedsunternehmen gegenüber dem Lkw-Kartell geltend machen. Daimler, MAN, Scania, DAF, Iveco und Volvo/Renault haben nach Angaben der EU-Wettbewerbshüter zwischen 1997 und 2011 unerlaubt Preise abgesprochen. Die drei norddeutschen Transport- und Logistikverbände streben zunächst eine außergerichtliche Einigung an. Sollten die Hersteller nicht darauf eingehen, erwägt man Klagen.
„Wir haben eine Checkliste vorbereitet, welche Unterlagen die Mitgliedsunternehmen im Vorfeld beizubringen haben“, erklärt Thomas Rackow, Geschäftsführer des UVL. Deren Daten würden kostenlos von Rechtsexperten geprüft. Auch wer den Verbänden nicht angehört, kann sich der Hanse-Phalanx zum Lkw-Kartell anschließen. Die Prüfung der Unterlagen kostet dann 250 Euro. „Jeder der norddeutschen Transport- und Logistikverbände wird seinen eigenen Anwalt haben, auf Geschäftsführungs- und Kanzleiebene werden wir aber miteinander kooperieren“, erklärt Rackow.
Im ersten Schritt wolle man zusammen Einsicht in die Akten der EU-Wettbewerbshüter nehmen, um für das durchschnittliche Ausmaß der Preisüberhöhungen erst einmal Anhaltspunkte zu erhalten. „Wir rechnen damit, dass die Begründung aus Brüssel bald vorliegt“, erklärt Rackow. Im zweiten Schritt ist eventuell noch ein Gutachten notwendig, um die Schäden genauer zu ermitteln. Bei der Finanzierung soll die Bündelung der Ansprüche helfen. „Es ist deutliche günstiger, dies als Interessensgemeinschaft zu machen, als es einzeln in Auftrag zu geben“, sagt Rackow.
Sein Verband lässt sich von der Rechtsanwaltskanzlei Bartholl vertreten. Allein in Kiel rechnet man damit, dass sich 50 Fuhrunternehmen aus Schleswig-Holstein melden und Schadenersatzansprüche in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro geltend machen. Rackow geht davon aus, dass der UVL gemeinsam mit dem VSH und dem LVB auf ein Schadenvolumen von rund 100 Millionen Euro kommt. „Auch der dänische Transportverband ITD überlegt noch, ob er sich anschließt.“
„Mir wäre es zwar lieb gewesen, wenn der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) eine einheitliche Vorgehensweise vorgegeben hätten“, sagt Rackow. Dieser habe sich zuletzt jedoch etwas zögerlich gegeben. „Voraussichtlich ab dem nächsten droht die Verjährung der ersten Schadenersatzansprüche“, erklärt er die eigene Strategie. Auf eine Initiative des BGL wollen die norddeutschen Transport- und Logistikverbände nicht mehr warten. Es sei zügiges Handeln gefragt, betont Rackow. (ag)