München. Mit gemischten Gefühlen blicken die beiden bayerischen Branchenverbände LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure und LBT – Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen auf den vor wenigen Tagen von CSU und Freien Wählern vorgelegten Koalitionsvertrag. Darin bekennt sich die neue bayerische Staatsregierung unter anderem zu einer nachhaltigen Mobilität. „Sofern das heißen soll, dass jeder Verkehrsträger seinen systembedingten Stärken entsprechend ausgebaut und nach vorn gebracht werden soll, begrüßen die Verbände dies ausdrücklich“, schreiben LBS und LBT in einer gemeinsamen Stellungnahme. Positiv bewerten beide Verbände auch den geplanten Ausbau der gesamten Infrastruktur sowohl bei der Straße als auch der Schiene aber auch bei denr Kapazitäten im kombinierten Verkehr. „Neben den Autobahnen und Bundesstraßen spielen in einem Flächenland wie Bayern auch die Staatsstraßen eine wichtige Rolle für die Versorgung von Wirtschaft und Verbrauchern, dem trägt der Koalitionsvertrag ebenfalls Rechnung“, machten die beiden Geschäftsführer, Sabine Lehmann (LBS) und Sebastian Lechner (LBT), deutlich.
Zu hinterfragen sei jedoch die Argumentation für die angestrebte Verlagerung von Transporten auf „umweltfreundliche Verkehrsträger“. LBS und LBT weisen darauf hin, dass es einen per se nur umweltfreundlichen Verkehrsträger nicht gibt. Ein moderner Lkw der Schadstoffklasse Euro 6 beispielsweise stoße bis zu 99 Prozent weniger Schadstoffe aus als ein vergleichbares Fahrzeug vor 20 Jahren. Vergleiche man dieses Innovationstempo mit anderen Verkehrsträgern, schneide der Lkw in seiner Umweltbilanz schon heute viel besser ab, als von vielen Menschen vermutet wird.
Kritik am Umgang mit Infrastrukturprojekten
Deutliche Kritik üben die beiden Verbände hingegen daran, dass zwei bedeutende Infrastrukturprojekte wohl um Jahre zurückgeworfen, wenn nicht sogar komplett aufgegeben werden: die dritte Startbahn am Flughafen München und der Ausbau des Nordzulaufes zum im Bau befindlichen Brennerbasistunnel (BBT) von München über Rosenheim nach Kufstein. „Die dritte Startbahn in München ist für den Wirtschafts- und Luftfrachtstandort Bayern von entscheidender Bedeutung. Der Ausbau des Brennerzulaufes ist unentbehrlich für den Erhalt und die Entwicklung unseres Handels mit Italien und über die italienischen Häfen mit Afrika und Asien. Kommt er nicht, droht Bayern von diesen Handelspartnern mittel- und langfristig abgekoppelt zu werden“, sagten Lehmann und Lechner. Außerdem widerspreche gerade die Verzögerung beim BBT den ökologischen Zielen des Koalitionsvertrags. Gerade hier bestehe die Chance, Transporte auf die Schiene zu verlagern und den Alpentransit zu entlasten. (sno)