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Länderreport Rumänien: Holpriges Vorankommen

20.01.2017 08:52 Uhr
Länderreport Rumänien: Holpriges Vorankommen
Pferdekarren sind noch heute keine Seltenheit auf Rumäniens Straßen
© Foto: Picture Alliance/Epa Ghementt

Rumäniens Wirtschaft wächst, doch Armut und Korruption sind geblieben. Auch der Straßenzustand ist mäßig.

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Innerhalb Europas gelten rumänische Arbeitnehmer als Billigkräfte für viele Transportunternehmer. Doch in Rumänien selbst sind die Umstände für Berufskraftfahrer nicht eben rosig.

Es gibt zwar einen gesetzlichen Mindestlohn, doch der liegt bei nur 1250 Leu, umgerechnet rund 276 Euro. Beschäftigte im Transportwesen verdienen nach Angaben des statistischen Amtes im Schnitt 1900 Leu (ca. 420 Euro) im Monat - zumindest theoretisch. Immer wieder gibt es Meldungen, dass kleinere rumänische Unternehmen ihren Angestellten nur den Mindestlohn bezahlen. Den Rest gibt es auf Basis der gefahrenen Kilometer. Sozialabgaben oder Urlaubsgelder werden ganz unterschlagen.

Das ist wenig Geld für einen gefährlichen Job. Viele Fahrer sind mit technisch veralteten Lkw unterwegs; die Folge sind oft schwere Unfälle, etwa durch Bremsversagen.

Kein Wunder also, dass viele Rumänen lieber für ausländische Firmen fahren. Ihre Situation verbessert sich damit nicht automatisch. Sie sind in ganz Europa unterwegs, bekommen aber oft nur den Mindestlohn oder werden nach gefahrenen Kilometern bezahlt. Dafür sind sie wochenlang ohne echte Pause unterwegs. Auch Uralt-Lkw mit gefälschten Plaketten der Hauptuntersuchung oder Manipulationen am Tacho sind keine Seltenheit. Dennoch hat Rumänien seit seinem EU-Beitritt enorm aufgeholt. Aus dem bettelarmen Land der Ceausescu-Ära ist ein Staat geworden, dessen Wirtschaft sich seit Jahren positiv entwickelt. Viele Unternehmen investierten massiv in Rumänien, die Logistik zieht nach.

Erst zum Teil ist die Route nach Osten ausgebaut

Die Arbeitslosigkeit ist mit 6,5 Prozent deutlich geringer als in anderen osteuropäischen Ländern wie Polen oder Bulgarien. Besorgniserregend ist allerdings die mit 20 Prozent hohe Zahl der Arbeitslosen zwischen 15 und 24 Jahren. Einiges tut sich in puncto Fahrerausbildung: Wie der Transportverband und das zuständige Ministerium betonen, werden etwa die EU-Vorschriften für die Aus- und Weiterbildung von Fahrern mittlerweile fast flächendeckend umgesetzt. Ob das tatsächlich passiert oder ob sich die Fahrer die Nachweise etwa kaufen, ist allerdings kaum zu überprüfen ...

So bleibt Rumänien ein Land der Widersprüche. Dem wirtschaftlichen Erfolg stehen ungelöste Probleme mit organisierter Kriminalität und weitverbreiteter Korruption gegenüber. Seitdem Rumänien EU-Mitglied ist, rauscht die Lkw-Lawine von Budapest über Szeged in Ungarn weiter über die A 1 durch Rumänien. Die Autobahn zwischen der ungarisch-rumänischen Grenze bis zum Ort Traian Vuia ist fertiggestellt. Doch danach zieht sich der Verkehr über fast 70 Kilometer über eine Landstraße durch Ortschaften hindurch. Nach dem nächsten kurzen Autobahnstück rund um Sibiu geht es erneut über Land bis zum letzten fertigen Autobahnteilstück kurz vor Bukarest. Bis 2020 soll die Autobahn von der ungarischen Grenze bis in die rumänische Hauptstadt durchgehen.

Das würde die Fahrtzeit in Richtung Türkei erheblich verringern. Nur ein kleiner Teil des rumänsichen Straßennetzes ist wirklich gut ausgebaut. Selbst Hauptverkehrsstraßen sind durchzogen von Schlaglöchern, kaputtem Asphalt und Unterspülungen am Fahrbahnrand. Hinweise auf solche Gefahrenstellen gibt es kaum. Derzeit investiert Rumänien aber mittels der EU massiv in die Sanierung und den Ausbau der Straßen. Über 140 Kilometer Autobahnen sind im Bau. Fahrer sollten Tank- und Rastzeiten vor der Fahrt gut planen, denn an den neuen Autobahnen gibt es teilweise noch keine Tankstellen oder Raststätten und auch die Ausfahrten sind noch nicht alle fertig.

Ein großes Problem ist die Sicherheit. Organisierte Banden machen Fahrern vor allem nachts und in abgelegenen Gebieten das Leben schwer. Rumänische Behörden empfehlen, Pausen nur auf bewachten Parkplätzen zu verbringen.

Insbesondere auf den Landstraßen ist Vorsicht geboten. Die Gefahr ist allgegenwärtig, dass schlecht oder gar ungesicherte Baustellen, Fußgänger oder unbeleuchtete Pferde- oder Eselsfuhrwerke wie aus dem Nichts auftauchen. Das Auswärtige Amt rät, Fahrten nach Einbruch der Dunkelheit zu vermeiden - in der Praxis dürfte sich das kaum umsetzen lassen.

Waghalsige Fahrweise, empfindliche Geldbußen

Allgegenwärtig ist die waghalsige, oft rücksichtslose Fahrweise vieler rumänischer Bus-, Lkw- oder Autofahrer, denen es zu langsam vorangeht. Im EU-Vergleich belegt Rumänien bei der Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle einen unrühmlichen Platz. Zwar kontrolliert die Polizei die Geschwindigkeit und zieht waghalsige Überholer aus dem Verkehr. Doch dem hohen Verkehrsaufkommen sind die Ordnungshüter nicht gewachsen.

Fahrer berichten, dass sie schon mal angehalten und auf einen vermeintlichen Verkehrsverstoß hingewiesen werden. Zwar gibt sich die Regierung viel Mühe, die Korruption im Lande zu bekämpfen. Offiziell darf die Polizei Strafen nicht in bar kassieren. Trotzdem wirtschaften einige Beamte nach wie vor in die eigene Tasche. Teuer wird es bei einem echten Verstoß. Fahrverbote werden schnell und auch für kleinere Vergehen ausgesprochen. Geschwindigkeitsüberschreitungen und Verstöße gegen das allgegenwärtige Überholverbot für Lkw gehen empfindlich an den Geldbeutel. Immerhin: Werden Strafen innerhalb von 48 Stunden bezahlt, gibt es einen Rabatt darauf.

Verboten ist seit diesem Jahr das Rauchen am Arbeitsplatz. Dieses Verbot gilt auch für die Fahrerkabinen aller Lkw, die auf rumänischen Straßen unterwegs sind. Die Strafen liegen zwischen 22 und 110 Euro. Arbeitgeber zahlen noch einmal mindestens 1100 Euro, beim dritten Verstoß werden sogar rund 3300 Euro fällig! 

Alexander Heintze

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