Berlin. Das bundeseinheitliche Schild für Ladezonen lässt auf sich warten. „Wir bedauern so ein bisschen den Langmut der Bundesregierung, speziell des Bundesverkehrsministeriums“, sagte Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK), am Mittwoch bei der Vorstellung der KEP-Studie 2019 in Berlin. Das Schild soll Zeit sparen sowie Staus, Schadstoffe und Stress für Autofahrer, Radfahrer und Zusteller reduzieren.
Der BIEK hatte die Initiative „Liefern lieber in der ersten Reihe“ Ende Februar in Berlin gestartet und war damit sowohl bei den Koalitions- als auch den Oppositionsfraktionen des Bundestages auf ein sehr positives Echo gestoßen. Bei diesem Thema sei allerdings in erster Linie die Regierung gefragt, weil dafür die Straßenverkehrsordnung (StVO) geändert werden müsse, machte Bosselmann deutlich.
Sendungszuwachs sorgt für Umsatzplus
Die Kurier-, Express- und Paketbranche ist laut der aktuellen KEP-Studie im vergangenen Jahr um rund 5 Prozent gewachsen. Gut 3,5 Milliarden Sendung wurden befördert (+4,9 Prozent), während der Umsatz um 5,2 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro stieg. Die Erlöse seien damit stabil geblieben, sagte Klaus Esser vom Beratungsunternehmen KE Consult, das die Studie jährlich erstellt. Zur Kostenentwicklung schwieg Esser. Trotz Preiserhöhungen für Pakete bei mehreren Wettbewerbern blieb der durchschnittliche Umsatz pro Paket gerade mal stabil. Mit 5,80 Euro lag er 2018 in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre.
Bosselmann ließ erkennen, dass er das schlechte Image der Logistik – speziell der KEP-Branche – in der Öffentlichkeit als ernstes Problem ansieht. Der BIEK will sich daher in Kürze für eine Präqualifikation der Zusteller starkmachen, die bereits der Bundesverband der Kurier-Express-Postdienste (BdKEP) im Zusammenhang mit der neuen Nachunternehmerhaftung für Paketdienstleister vorgeschlagen hatte. Zu näheren Inhalten wollte er keine Angaben machen. Den jährlichen Mitarbeiterzuwachs der KEP-Branche bezifferte Esser mit rund 9000. Bis 2023 werden laut Studie weitere rund 35.000 Mitarbeiter benötigt.
Studienmachen geht von anhaltendem Boom aus
Bis 2023 prognostiziert der Autor der KEP-Studie 2019 einen weiteren deutlichen Anstieg auf 4,4 Milliarden Sendungen pro Jahr. Bei einer reinen Trendfortschreibung wären es immerhin noch 4,3 Milliarden Sendungen. Dabei werde das Sendungsvolumen international um 6,4 Prozent pro Jahr stärker zulegen als national (+4,5 Prozent), so die Prognose von Esser. Die Studie erfasst alle relevanten KEP-Unternehmen, einschließlich Deutsche Post DHL und Amazon-Logistik.
Der Sendungszuwachs 2018 wurde wie schon in den Vorjahren maßgeblich vom privaten Konsum getragen – in erster Linie also von Bestellungen im Internet. Vor zehn Jahren hatte das B2C-Geschäft noch einen Anteil von 45 Prozent, inzwischen sind es – bei einem um 60 Prozent gestiegenen Gesamt-Sendungsvolumen – 62 Prozent. Dennoch steht der Paketmarkt mit 11,4 Milliarden Euro nur für reichlich die Hälfte des Gesamtumsatzes der KEP-Branche. Jeweils knapp ein Viertel entfällt auf die teureren Kurier- und Expresssendungen. (roe)