Kein Kredit auf meine Kosten

Die Leistung ist erbracht, doch der Kunde zahlt nicht. Es folgen mehrere freundliche Anrufe, Mahnungen, und noch immer geht keine Zahlung auf dem Konto ein. Besonders kleine Frachtführer und Spediteure leiden unter der schlechten Zahlungsmoral ihrer Auftraggeber. Die Margen sind eng, die Kapitaldecke dünn. Oftmals müssen Transporteure ihren Kontokorrentrahmen ausschöpfen und lassen sich ihrerseits mit dem Bezahlen Zeit. Unternehmen aus der Verkehrs- und Logistikbranche begleichen ihre Rechnungen mit knapp zwölf Tagen Verspätung, ermittelte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in ihrem aktuellen "Zahlungsindikator Deutschland" vom Sommer 2017. Besser ist es, den eigenen Schuldnern Beine zu machen und sich den entstandenen Zinsschaden ersetzen zu lassen. Nur wenige Unternehmer tun dies konsequent, obwohl es eine klare gesetzliche Regelung gibt, kritisieren Experten. "Laut Paragraf 288 BGB ist eine Geldschuld während des Verzugs zu verzinsen. Verzugszinsen stehen einem von Gesetzes wegen zu und können auch nachträglich noch gefordert werden", stellt Bernd Drumann, Geschäftsführer der Bremer Inkasso GmbH klar. Sobald der Schuldner mit seiner Zahlung in Verzug ist, darf der Gläubiger Verzugszinsen erheben. Ihre Berechnung ist klar geregelt und auch für Laien kein Hexenwerk. Umsatzsteuer verzinsen Die Höhe der Zinsen ist gesetzlich festgelegt und variiert, je nachdem ob der Schuldner ein Unternehmen oder ein Verbraucher ist. Die Grundlage für die Berechnung bildet der Basiszinssatz der Deutschen Bundesbank, den das Institut jeweils zum 1. Januar und 1. Juli eines Jahres festlegt. Seit Juli vergangenen Jahres beläuft sich dieser auf minus 0,88 Prozent. Bei Verbrauchergeschäften liegt der Verzugszins bei fünf, bei Geschäften zwischen Unternehmen bei neun Prozentpunkten über dem Basiszinssatz. Bis Jahresende belaufen sich die Verzugszinsen damit auf 4,12 beziehungsweise 8,12 Prozent pro Anno. Auch für die geschuldete Umsatzsteuer können Verzugszinsen verlangt werden. Es ist also immer der ausstehende Bruttorechnungsbetrag zu verzinsen. Wer nicht selbst zum Taschenrechner greifen will, kann auch die Verzugszinsrechner im Internet nutzen. Diese berücksichtigen auch Teilzahlungen und verschiedene Zinsperioden. "Bei B2B-Geschäften dürfen Unternehmen neben den Zinsen noch eine pauschale Verzugspauschale in Höhe von 40 Euro für ihre Auslagen geltend machen", informiert der Berliner Rechtsanwalt Andreas Nürnberger. Beauftragt der Gläubiger einen Anwalt oder ein Inkassobüro mit dem Eintreiben der Forderung, muss der Schuldner auch diese Verzugskosten bezahlen. "Die 40-Euro-Pauschale wird aber auf diese Kosten angerechnet", sagt der auf Inkasso spezialisierte Anwalt. Bei Verbrauchern gelten andere Regeln Privaten Zahlungsmuffeln können Firmen ebenfalls mit anwaltlicher Hilfe zu Leibe rücken und die Kosten an sie weiterreichen. Doch wer die Forderungen selbst eintreibt, darf bei Verbrauchergeschäften keine pauschalen Verzugs- oder Mahnkosten verlangen. Es ist nur erlaubt, bei Verzug die tatsächlichen Kosten einer Mahnung in Rechnung zu stellen. Die Gerichte setzten hier enge Grenzen: Porto und Material muss der säumige Kunde erstatten, Personalkosten jedoch nicht. Mahngebühren von 2,50 Euro und mehr erklärten die Richter wiederholt für unzulässig (LG Düsseldorf, Urteil vom 11.1.17, Az. 12 O 374/15, OLG München, Urteil vom 28.7.2011, Az. 29 U 634/11). Kosten für die erste Mahnung dürfen zudem nur verlangt werden, wenn der Schuldner bereits vor der Mahnung in Verzug war. Verzugsschäden berechnen Etwas mehr Spielraum gibt es bei den Zinsen: Entstehen Speditionen höhere Zinskosten, weil sie ihren Kontokorrentrahmen bei der Bank ausschöpfen mussten, sollten sie diese geltend machen. "Die Kreditzinsen können als Schadensersatz gefordert werden, soweit sie die Verzugszinsen übersteigen", erklärt Drumann. "Dies ist zulässig und auch von der Rechtsprechung bestätigt worden", bekräftigt der Inkasso-Experte. Allerdings müssen Unternehmer den höheren Schaden nachweisen können. "Eine Bankbestätigung reicht als Beweis", sagt Nürnberger, "wenn Unternehmen Bankdarlehen mindestens in Höhe der Forderung in Anspruch nehmen." Grundsätzlich ist es auch möglich, mit seinen Kunden vertraglich höhere als die gesetzlich festgelegten Verzugszinsen zu vereinbaren, jedoch sind die Grenzen hier sehr eng gesteckt. Wer höhere Zinsen in seine allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) schreibt, muss darauf achten, dass diese nicht sittenwidrig hoch sind und den Geschäftspartner unangemessen benachteiligen. Ab welcher Zinshöhe das der Fall sei, darüber lasse sich trefflich streiten, rät Drumann von entsprechenden Regelungen ab. Sind diese für den Kunden "überraschend", beispielsweise weil dieser nicht darauf hingewiesen wurde, haben sie vor Gericht keinen Bestand. Besonders bei Verbrauchergeschäften ist Vorsicht geboten: "Ein höherer Zinssatz muss sich an einem typischen Zinsschaden orientieren, und dem Verbraucher muss ausdrücklich gestattet werden, einen niedrigeren Schaden nachzuweisen", sagt Drumann. Er empfiehlt daher beim gesetzlichen Zinssatz zu bleiben oder nur mit Geschäftskunden individuelle vertragliche Vereinbarungen zu schließen. Kunden zahlen Zinsen einfach nicht Die Erfahrung zeigt: Machen Unternehmen einen Verzugsschaden und -zinsen geltend, bezahlen viele Schuldner prompt. Einige besonders Dreiste überweisen allerdings nur den Rechnungsbetrag und hoffen, dass der Geschäftspartner sich damit zufriedengibt. Davon rät Inkassospezialist Nürnberger jedoch ab. "Spediteure sollten Verzugsschäden und -zinsen als neue Hauptforderung geltend machen", sagt er. "Anwaltskosten werden auch verzinst, wenn der Schuldner in Verzug ist. Ein Zinseszins ist gesetzlich aber nicht zulässig", erklärt der Partner der Kanzlei Nürnberger und Schlünder. Fahren Speditionen für ausländische Auftraggeber, sollten sie vertraglich festschreiben, dass deutsches Recht gilt, und mit ihrem Geschäftskunden eine Gerichtsstandsvereinbarung treffen. Nur dann ist sicher, dass sie Verzugsschäden geltend machen und auch durchsetzen können. Bei Verbrauchergeschäften ist jedoch Vorsicht geboten, denn hier sind die ausländischen Gerichte zuständig. "Privatkunden im Ausland würde ich nur gegen Vorkasse beliefern", rät Nürnberger, "sonst sind Forderungen und Verzugsschäden kaum eintreibbar." Mehr zum Thema im Dossier "Zahlungsverkehr" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Zahlungsmuffel Ab wann Sie Zinsen berechnen dürfen Grundsätzlich dürfen Sie Verzugszinsen in Rechnung stellen, sobald der Schuldner mit seiner Zahlung in Verzug ist. Dieser tritt ein:- mit Zugang einer Mahnung, die zur Zahlung der fälligen Forderung auffordert.- wenn ein Zahlungstermin überschritten wurde, der nach dem Kalender bestimmbar ist (konkretes Datum / 14 Tage nach Lieferung o.ä.). Dieser muss jedoch zuvor vertraglich vereinbart worden sein. Eine einseitige Terminangabe in der Rechnung reicht nicht aus, um den Schuldner ohne weitere Mahnung in Verzug zu setzen (BGH, Urteil vom 25.10.1997, Az. III ZR 91/07).- grundsätzlich 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang einer Rechnung. Verbraucher müssen in der Rechnung jedoch ausdrücklich auf die 30-Tage-Frist und mögliche Verzugsschäden hingewiesen werden. sahQuelle: Bremer Inkasso GmbH, eigene Recherchen Berechnung Diese Verzugszinsen stehen Ihnen zu Das gilt bei Geschäft zwischen Unternehmen: Bezahlt ein Geschäftspartner nicht pünktlich, liegen die gesetzlich verankerten Verzugszinsen deutlich höher - bei derzeit 8,12 Prozent. Darüber hinaus können Unternehmen bei B2B-Geschäften eine Verzugspauschale in Höhe von 40 Euro geltend machen.Ein großes Handelsunternehmen bezahlt die Rechnung einer mittelständischen Spedition nicht innerhalb der vertraglich vereinbarten Zahlungsfrist von 30 Tagen nach Lieferung. Die Ware wurde am 19.7.2017 beim Empfänger abgeliefert, wie der Spediteur per Frachtbrief nachweisen kann. Der Schuldner hätte also bis zum 18.8.17 bezahlen müssen. Die Spedition schickt seinem Geschäftspartner daraufhin am 20.9.2017 eine Mahnung über den Rechnungsbetrag in Höhe von 12.000 Euro zuzüglich 40 Euro Verzugspauschale und Verzugszinsen. Diese berechnen sich wie folgt:Verzugszinsen:12.000 Euro x 8,12 % x 33 Tage : 100 : 360 = 89,32 EuroGesamtforderung:12.000 Euro + 40 Euro + 89,32 Euro = 12.129,32 Euro sah

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