Kein Kaltstart

Die Hersteller sind in dezenter Feierlaune: Denn die guten 2016er-Verkäufe in der Branche für temperaturgeführte Transporte dürften sich nach ersten Prognosen allenfalls minimal abkühlen. Trends sieht Joachim Kress, Geschäftsführer des gleichnamigen Kühlaufbau- und -fahrzeugherstellers in "Energie- und Nutzlast-Effizienz", was seiner Meinung nach den strengeren Umweltrichtlinien und dem steigenden Kostendruck geschuldet ist. Entsprechend fokussiert sich Kress vor allem auf Gewicht und Aerodynamik. Diese Themen nennt auch Fabian Ernst, bei Spier für die Pressearbeit zuständig. Spier gehört ebenso zu den vergleichsweise neuen kreativen Newcomern im Segment wie Mildner in Kempten. Geringfügig anders formuliert Kiesling die Schwerpunkte, wenngleich auch hier das Thema Kosten im Fokus steht: Dort sieht Eva Kiesling, die das Marketing betreut, "hochwertige und sehr individuell ausgestattete Mehrkammerfahrzeuge mit Trennwänden, die möglichst variabel sind". Hier spiegelt sich der Trend wider, der seit einiger Zeit bei Curtainsidern und Schubböden zu beobachten ist: Komplexere Fahrzeuge kosten in der Anschaffung mehr, sparen im Handling und Umlauf aber merklich Zeit. Mit umfangreicher Beratung will man sich laut Kiesling auch von den Serienherstellern absetzen. Das ist umso wichtiger, als Schmitz Cargobull in Berlin eine "Serienfertigung" im 3,5-Tonner-Segment plant. Auch Chereau hat die 3,5-Tonner für sich entdeckt und zur IAA ein entsprechendes Modell präsentiert. Das macht aber auch eher den Spagat zwischen hochwertiger Serie und dezenter Spezialisierung. Hoch individuell agiert dagegen Winter Fahrzeugbau, wo man sich neben den Kühlkoffern auf den Innenausbau von Transportern spezialisiert hat und so dem Formenbau großes Gewicht gab. Gleiches gilt für den individuellen Ausbau und das georderte Zubehör: Auch Winter beobachtet verstärkt eine Trennung zwischen Standard und beratungsintensivem Individualausbau. Um den kundengerecht maßzuschneidern, setzen die Eichenzeller auf einen kompetenten Außendienst und Vorführ- und Mietfahrzeuge. Für Letztere bietet man einen Hol- und Bringdienst an. Die Sortimente haben sich geändert Womit wir beim dritten Trend wären, der letzten Meile, die künftig verstärkt von (alternativ angetriebenen) 3,5-Tonnern beliefert werden dürfte. Während Elektround Hybridantriebe wegen der hohen Anschaffungskosten kaum geordert werden, hat sich die Sortiment-Zusammenstellung schon geändert: Laut Kiesling wollen die Anlieferstellen "ein komplettes Sortiment mit einer Tour geliefert bekommen." Auch der Tatsache, dass die Waren wegen des einfacheren Handlings und der besseren Isoliermöglichkeiten vermehrt auf Rollcontainern transportiert wird, trägt Kiesling Rechnung. Zum Sichern haben die Dornstädter diverse Lösungen entwickelt, dazu kommen komplett versenkte Bodenlochschienen oder die glatt gefräste Bodenspur im Alu-Boden. Außerdem stellt Kiesling im Transporterbereich eine verstärkte Nachfrage nach Niedrigrahmen- und Heimdienstfahrzeugen in verschiedenen Varianten fest. Als Beispiel nennt Kiesling die "HD Flitzer": In Österreich bei Interspar läuft inzwischen eine ganze Flotte, das System wird auf weitere Städte ausgeweitet. Dabei kann Kiesling auch mit Zahlenrelationen dienen. Die "picks per hour" wurden verdoppelt. Kiesling hofft zudem darauf, dass diese Lösung mit dem schnellen Einladen der Rollcontainer, die anschließend als Regale fungieren und dadurch das schnelle Entladen möglich machen, letztendlich auch Anwender überzeugen wird, die nicht nur im Home Delivery tätig sind, sondern zum Beispiel Filialen mit sensibler Ware beliefern. Ein Buckel, um Kraftstoff zu sparen Auch Joachim Kress beobachtet einen Trend hin zu komplexeren, aber zeitsparenden Systemen: "Der Trend geht zu individuell ausgestatteten Fahrzeugen. Diese sind genau auf die Prozessabläufe des Kunden zugeschnitten. Hierzu gehören auch variable Multi-Temperaturfahrzeuge, bei denen die Kammeraufteilung täglich anders gestaltet werden kann." Auch Kress setzt dazu auf Beratung. Auch das Thema alternative Antriebe treibt Kress um: Seiner Meinung nach wird der Trend im Stadt- und im nahen Verteilerverkehr mittelfristig in Richtung Elektroantrieb gehen. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Kälteanlagen, die nicht mehr durch den Fahrzeugmotor angetrieben werden. Entsprechend entwickeln die Meckesheimer laut Kress bereits heute emissionsfreie Kälteanlagen. Einen Vorgeschmack gab Kress auf der IAA mit der Botemp-Kühlung. Außerdem stellte man einen "Teardrop"-Aufbau mit auffälligem "Aerodynamikbuckel" vor, der merklich Kraftstoff sparen soll. Leider gibt es dazu aktuell noch keine belastbaren Zahlen: Zwar sorgte die "CoolerBox Air-Foil" bei verschiedenen Fuhrparkverantwortlichen für großes Interesse und Ideen: "Über umfangreiche Diskussionen haben wir hier zusätzliche Anforderungen erhalten, die aktuell von unseren Entwicklern umgesetzt werden." Das bestätigt auch Ernst von Spier: Dort nimmt vor allem der Verteilerverkehr erheblich zu, während sich die mittleren Tonnageklassen zu den großen verlagern. Darüber hinaus stellt auch Ernst wie seine Kollegen einen höheren Bedarf an flexiblen Fahrzeuglösungen fest. Dem stimmt auch Winter-Vertriebsleiter Christian Wenig zu. Entsprechend üppig fällt die Bandbreite Winters aus: Neben den Standards wie Pharma oder Home Delivery gibt es auch Innenausbauten mit TK-Abteil, Klappregalen oder Kälteschutzvorhang. Überlappend eingebaute und abgedichtete Segmente sowie die einteilige Bodenwanne sollen einen dichten, leicht zu reinigenden Frachtraum gewährleisten. Thema Hygiene wird wichtiger Das Thema Hygiene geht Winter mit Kaltnebeltechnik an: Die Nebeltechnik erreicht laut Wenig nahezu alle Oberflächen und den gesamten Luftraum mit minimalem Arbeitsaufwand. Mit speziell konstruierten Düsen wird die Raumluft mit einem geeigneten Desinfektionsmittel über ein mobiles Nebelgerät behandelt. Anschließend kondensiert das Mittel auf natürliche Weise genau an den Flächen und Punkten, wo Schimmel oder Keime wirksam abgetötet werden. So wird die gesamte Raumluft desinfiziert. Und weil man sich seiner Qualität sicher ist, gibt Winter drei Jahre Garantie auf alle Frischdienst- und TK-Ausbauten, wobei die Kühlanlagen den jeweiligen Herstellergarantien unterliegen. Ein weiteres Thema ist die Software, mit der sich die Kühlprozesse steuern und überwachen lassen: Hier stellen laut Kress Systemanbieter wie Euroscan oder Idem passende Portale zur Verfügung. Entsprechend rüstet Kress den Aufbau mit den nötigen Fühlern und Kontakten aus, um so die Signale für Türöffnungen und Laderaumtemperaturen beizusteuern. Ähnlich äußert sich Kiesling: Dort kooperiert man mit verschiedenen Herstellern, um dem Kunden das für sein System passende Datenerfassungsgerät zu liefern. Die Großserienhersteller und Anbieter von Kühlmaschinen setzen hier mittlerweile gern eigene Software ein. Allen voran Schmitz Cargobull, wo man mit dem "S.KO Cool Executive" ein Komplettpaket aus Kühler, Kühlmaschine und schnittstellenoffener Software anbietet. Das erfreut sich laut Pressesprecherin Silke Hesener zunehmender Beliebtheit. Laut Hesener erfährt speziell das Kühlgerät sehr große Resonanz aufgrund seiner europäischen Einsetzbarkeit und des lückenlosen Service-Netzes. Beides Punkte, denen die Kunden anfangs kritisch gegenüberstanden. Auch Krone-Pressesprecher Ingo Lübs beobachtet eine verstärkte Nachfrage nach dem Krone-eigenen Telematik-Portal, dessen offene Struktur wieder mit dem hausinternen Netzwerk verbunden werden kann. Das nutzen laut Lübs tendenziell größere Unternehmen. Etwas dezidierter äußert sich Patrick Wanner von Kögel. Auch die Kunden der Schwaben nutzen unterschiedliche Systeme. Freeware, Systeme von Telematik Herstellern und das Kögel-eigene Portal. Doch hier muss laut Wanner unterschieden werden: Zwar können die Daten des Trailers und auch die des Kühlaggregats zur Zugmaschine gesendet und dort teils von deren Telematiksystem verarbeitet werden. Andererseits ist es derzeit schwierig, die Daten einer Zugmaschine über Telematikeinheiten am Auflieger zu verarbeiten. Es ist aber ohne Weiteres möglich, die Daten von zwei Telematikeinheiten - beispielsweise von Lkw und Trailer mit Kühlgerät - in einem Portal zusammenzuführen und so vollständige Daten auszulesen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn Zugmaschinen und Trailer oft wechseln. "Smarte" Ausstattungen wie Türsensoren, zusätzliche Temperaturfühler und vieles mehr wird schon heute von vielen Verladern gefordert. Dank Zwei-Wege-Kommunikation kann der Disponent nicht nur überwachen, sondern im optimalen Fall Set-Points des Kühlgeräts auch steuern beziehungsweise ändern. Einigkeit herrscht bei den Seriensattelherstellern auch im Punkt Zusatzausstattung, bei der Hesener und Wanner die Optionen Doppelstock, Ladungssicherungsschienen und Telematik-System nennen, zu denen Lübs Staukästen und Scheibenbremsen addiert. Ebenfalls Einigkeit herrscht bezüglich der Haupttrends: Alle nennen den Ausbau der Telematik-Systeme inklusive interner Datenvernetzung als Erstes, gefolgt von Multitemp-Ausführungen und Full-Service-Paketen. Abspecken ist angesagt Wanner nennt darüber hinaus das Thema Gewicht, das sich in erster Linie durch eine entsprechende Ausstattung reduzieren lässt. Am einfachsten über ein leichteres Kühlgerät, Alu-Räder und -Luftkessel. Außerdem nennt Wanner mehr Innenhöhe für einen variableren Einsatz zum Beispiel bei den höher werdenden CC Containern bei Blumentransporten. So bietet Kögels Cool PurFerro quality mit 385/55er-Bereifung eine lichte Innenhöhe von bis 2730 Millimetern. Im Hinblick auf den Fahrermangel ein Dauerbrenner: der Heckanfahrschutz. Dazu äußert sich ein Krone-Mitarbeiter wie folgt: "Sobald wir das Fahrzeug im Heckbereich verstärken, gehen einzelne Fahrer noch rüder damit um." In einigen Ländern zerkrümeln die mit ihren Aufliegerenden komplette Einweispolleranlagen aus Beton, was den Ruf nach noch stabileren Hecks laut werden lässt. Auch Wanner ergänzt, dass Rammpuffer zu den meistbestellten Ausstattungen gehören. Aber auch die klassische "Hardware" überarbeiten die Trailerhersteller. So präsentierte Schmitz Cargobull zur IAA besser gedämmte Ferroplast-Paneele. Hier sind vor allem die Chemiker gefragt, die Schäume trotz ozonfreundlicher Treibmittel zu verbessern. Wie der Kühler der Zukunft aussehen könnte, demonstrierte Lamberet an einem Forschungs-Lkw von Renault: Beim "Urban Lab" bauten die Franzosen den Kühlkoffer auf. Und der dürfte im Gegensatz zu vielen anderen Ideen im Auto am ehesten seriennah konzipiert sein. Mehr zum Thema finden Sie unter Kühlfahrzeuge www.verkehrsrundschau.de/dossiers Trends der Branche - stärkere Diversifizierung im Verteilerbereich- Gewicht, Aerodynamik und Isolation- stärkere Venetzung der Telematik Kühler im Luftfrachtverkehr Frische Brise bei den kalten Spezialisten Im Luftfracht- und im Innenlader-Doppelstockbereich tat sich wieder etwas: Langendorf beschäftigt sich neuerdings mit Innenlader-Kühlern und Van Eck lieferte Bergwerff Transport bv sechs Luftfrachtauflieger mit GDP-Pharma- und TAPA-TSR1-Zertifizierung.Diese sechs Mega-Kühlauflieger mit Rollenbahnen eignen sich für den Transport von zwei 3 Meter hohen und zwei 2,90 m hohen Main-Deck-Pallets je Fahrzeug. Das System besteht aus vier 109 Millimeter breiten pneumatischen Rollenbahnen mit Doppelrollen.Um die Zuverlässigkeit und die Lebensdauer der Ausstattung zu optimieren, sind die Rollenbahnen so ausgelegt, dass sich kein Schmutz in den Bahnrinnen anhäufen soll. Im Gegensatz zu den Rollenbahnen anderer Hersteller verfügen die Van-Eck-Konstruktionen nicht nur über einen, sondern zwei Hydraulikschläuche, die beidseitig der Bahn angebracht sind. Dank der beiden Schläuche sollen die Rollenbahnen laut Van Eck widerstandsfähiger sein. Außerdem können die belasteten Rollen mit höherem Druck angehoben werden.Die Fahrzeuge sind GDP-Pharma-zertifiziert und eignen sich für entsprechende Transporte bei einer kontrollierten konstanten Temperatur. Außerdem sind sie auch für den Kühl- und Blumen- sowie Pflanzentransport geeignet. Ein GPS-gesteuertes Verriegelungs- und Alarmsystem sorgt für die lückenlose Überwachung und Dokumentation. Das Kühlaggregat des Aufliegers verfügt zudem über ein Ferntemperaturüberwachungs- und -regelungssystem.Bergwerff Transport bv hat sich laut Van Eck aber auch aufgrund des hohen Isolationswerts der Mega-Kühlkarosserien für Van Eck entschieden. In den letzten Jahren nehmen die Fluggesellschaften laut Van Eck die ATP-Zertifizierung der Fahrzeuge der Luftfrachtspediteure immer strenger unter die Lupe. Zudem ist dies eine wichtige Voraussetzung für die GDP-Pharma-Zertifizierung, die auch im Luftfrachtbereich an Bedeutung gewinnt.gs