Die Flaute hat endlich ein Ende

Seit 2009 herrscht im Markt der Containerchassis eine massive Flaute: Denn vor allem die stabilen Starrrahmenchassis haben bei halbwegs pfleglichem Umgang fast ein ewiges Leben. Aber ganz langsam frischt der Wind wieder auf - vor allem bei den multifunktionalen Schlitten und "Allesträgern", die vom 20er- bis zum 45er-High-Cube-Container praktisch alles packen. Die wichtigste Neuheit kam zuletzt von Krone, wo der Name Programm ist: Die Emsländer geben den Stückzahlenkönig und freuen sich laut Pressesprecher Ingo Lübs über starken Rückenwind: "Der Auftragseingang Box Liner in diesem Geschäftsjahr ist deutlich besser als im Vergleichszeitraum der letzten drei Jahre zuvor." Die Gründe dafür schiebt Lübs gleich hinterher: Erstens stärkt die zunehmende Slot-Abfertigung in den Häfen den Trend zu universellen Chassis. Denn der Transportunternehmer muss möglichst jeden Container ohne Chassiswechsel aufnehmen können. Des Weiteren sorgen die größeren Containerschiffe für stärkere Schwankungen im Transportaufkommen, die in den Spitzen einen Mehrbedarf an Chassis nach sich ziehen. Als dritten Grund führt er die Solas-Richtlinie an, die dafür sorgt, dass Gewichte und Achslasten stärker kontrolliert und damit eingehalten werden (müssen). Außerdem fällt Lübs der steigende Anteil an Containerchassis mit Generatorset auf, da die modernen Containerschiffe mehr Kühlcontainer befördern können. Entsprechend legte der Hersteller den multifunktionalen Alleskönner ganz neu auf: Also Vorhang auf für den neuen Box Liner SDC 27 eLTU70. Das völlig neu konzipierte Chassis kann wieder 20 bis 45 Fuß. Verbessert hat Krone vor allem Handling und Eigengewicht. Je nach Ausführung und dem Einsatz von hochfesten Stählen (S 700) soll der Nutzlastvorteil gegenüber dem Vorgänger laut Lübs 500 bis 900 Kilo betragen. Ein häufiger Kritikpunkt war das Handling des Frontausschubes und der Bedienung des Frontbalkens. Hier ging Krone jetzt auf fest am Fahrzeug montierte Containerverriegelungen für Typen mit und ohne Tunnel, die sich besser bedienen lassen. So entfallen auch lose Teile, die gerne verloren gingen. Außerdem vereinfachten die Emsländer die Chassis-Einstellungen beim Wechsel vom heckbündigen Behältertransport über mittige Lagen zu den langen Größen: Mit dem Neuen kann man beispielsweise zwei 20-Fuß-Container in derselben Radstandsposition wie einen 40er in der "Short Wheel Base" fahren. Und weil sie schon komplett neu konstruierten, optimierten die Techniker gleich noch die Lastverteilung für den Einsatz mit zweiachsigen Sattelzugmaschinen. Vom Box-Liner profitieren mehrere Die komplette Neuentwicklung der Multichassis übertrug Krone in Details auch auf die anderen Modelle: So wurden am Frontausschub die Bedienkräfte deutlich reduziert und die Geometrie der Containereinweiser verbessert. Gewichtsseitig leichter und darüber hinaus einfacher bedienbar sollen die Klapplocks sein, die die höhenverstellbaren Twistlocks für 2x20 Fuß ersetzen. Am Heck erfreut Nutzer und Anwohner ein ausziehbarer Unterfahrschutz, an dem die Bedienhebel bei der Rampenanfahrt nicht beschädigt werden können und der jetzt weniger Gelenke und damit "Klapperstellen" aufweist. Das durchgängige Leuchtenblech führen die Emsländer künftig stabiler aus und glichen es optisch an die übrige Trailerfamilie an. Auch Kögel-Pressesprecher Patrick Wanner freut sich über eine gute Auftragslage: "Während der Containerchassismarkt 2012 und 2013 zugegebenermaßen etwas rückläufig war, verzeichnen wir seit mehreren Jahren einen leicht steigenden und guten Auftragseingang." Die Importeure Dennison und D-Tec, die sich mittlerweile auf dem deutschen Markt etablieren konnten, freuen sich ebenfalls über gute Zahlen. D-Tec hat darüber hinaus die Verkaufsorganisation geändert und kooperiert auf dem deutschen Markt mit Kraker-Schubböden. Beide niederländischen Marken treten unter der Verkaufsorganisation Trailer Tec auf, die allein für die hochwertigen D-Tec-Chassis zwölf Stützpunkte bieten. Etwas zurückhaltender äußern sich Fliegl und Kässbohrer: Fliegl-Pressesprecherin Tina Böttcher bezeichnet das Deutschland-Geschäft als "relativ verhalten", in einigen Märkten dagegen als durchaus lebhaft. Ähnlich wie Krone verkauft Fliegl hierzulande vor allem die "Multifunktionalisten" und hier im Speziellen das Vario Chassis. Sehr dezidiert äußert sich Kässbohrer-Pressesprecherin Ayse Harmanci, die das Geschäft international betrachtet. Die Kässbohrer Market Intelligence-Abteilung will ermittelt haben, dass der für das Trailergeschäft relevante allgemeine Containerumschlag 2016 - verglichen mit den Jahren seit 2011 - nur um 2,7 Prozent und damit eher schwach wuchs: "Das erste Quartal ist üblicherweise das schwächste des Jahres, wo die Geschäftszahlen meist von den Containerverkaufspreisen, hohen Verschiffungs-Gebühren und Ferien im Januar und Februar beeinflusst werden." Ab März hat laut Harmanci der Bedarf an neuen und gebrauchten Containern wieder zugenommen, aber die Nachfrage sei mäßig geblieben. Ab Juni 2016 stieg sie dann an, doch über das Gesamtjahr sei am Ende nur ein Plus von rund 0,9 Prozent geblieben. Dafür nennt die Kässbohrer-Pressesprecherin folgende Gründe: Dank der niedrigeren Kosten sei der Transport von Asien nach Europa und von Europa nach Asien merklich gestiegen, während die EU-Binnenmärkte und die Importe aus den USA tendenziell eher schwach geblieben seien. Den Containerchassisverkauf kann man laut Harmanci auch am Konsumgüter-Handel mit China ablesen, der sich nach einem sehr schwachen ersten Quartal wiederbelebt habe. Mehr temperaturgeführte Waren Laut Harmanci habe sich der Transport von Lebensmitteln und gefrorenen Teiglingen im Vorjahresvergleich fast verdoppelt, was für Krones vorherige Aussage zum Anwachsen der Stückzahlen der Containerchassis mit Generatorsets spricht. Rückgängig sind laut Ayse Harmanci die Automobil-Exporte aus Europa und die Maschinen-Exporte nach USA, Saudi-Arabien, Brasilien und Afrika. Trotzdem erwartet sie für den Geschäftsbereich am Jahresende ein dezentes Wachstum um 1,4 Prozent. Interessant ist auch die unterschiedliche Verteilung der flexiblen Chassis am Portfolio: Bei Kässbohrer machen die "Multis", die 20- bis 45-Fuß-Container laden können, im gesamten europäischen Markt etwa 46 Prozent aus. Als Hauptgrund dafür sieht der Hersteller auch den Anstieg an temperaturgeführten Transporten, für die man gern die 45-Fuß-Container nutzt. 2016 seien die "Allesträger" im europäischen Containermarkt abhängig von der Region konstant zwischen fünf und sieben Prozent gewachsen. Entsprechend reagierte auch Kässbohrer mit Weiterentwicklungen: zum Beispiel dem K.SHG.AVH mit abkoppelbarem Schwanenhals. Auf das verzinkte Chassis gibt es zehn Jahre Anti-Korrosions-Garantie. Auch bei Dennison verzeichnet man eine steigende Nachfrage nach den Multifunktionalen, inklusive dem auf der IAA präsentierten "Rise-and-Slide-Gleiter", auf dem sich 20-Fuß-Boxen nach Bedarf verschieben lassen. Etwas dezenter äußert man sich bei Kögel: "Der Anteil an Schlittenchassis hält sich auf einem gleichbleibenden, niedrigen Niveau. Bei den Containerchassis mit Heckausschub beziehungsweise mit Front- und Heckausschub verzeichnen wir jedes Jahr aufs Neue einen leichten Anstieg", erklärt Wanner. Ebenfalls populär: die starren Chassis, insbesondere die leichten Chemieversionen für 20-Fuß-Behälter. Bestseller sind bei Kögel aktuell der Port 40 Simplex, gefolgt vom Port 45 Simplex und vom Port 20 Tankplex. Auch Fliegl bestätigt, dass deren Anteil am EU-Markt groß bleibe. Neue Leichtbauvarianten schiebt auch Kässbohrer nach: das K.SHG.L, das ab 3840 kg startet, für den Transport von Behältern von C45 bis C55 und den 20-Fuß-Tankcontainerspezialisten K.SHF.T, der bei ziemlich genau drei Tonnen startet. Er soll laut Harmanci nicht nur 20-Fuß-Tanks tragen, sondern Behälter mit einem Durchmesser von 7450 und 7820 Millimeter. Ersteres soll laut Harmanci mit Leichtbauweise und stabilem Schwanenhals punkten. Wie Krone ging auch Kässbohrer den Umbau vorn von 40 auf 45 Fuß an. Dort kommt die neue, sogenannte Detach-und-Plug-Technologie zum Einsatz, die das Positionieren der vorderen Container-Verriegelungen merklich erleichtern soll. Neben der Verzinkung bieten Kässbohrer, Kögel und Krone eine KTL-Beschichtung in Zink-Phosphat-Technologie an - was eine zehnjährige Anti-Korrosionsgarantie ermöglicht. Auch Wolfgang Seuthe, der Dennison in Deutschland vertritt, spürt eine starke Nachfrage vor allem nach gewichtsoptimierten Chemiechassis für die 20-Fuß-Boxen. Nach wie vor verhalten geordert werden laut Aussagen aller Hersteller Quick Locks, was laut Lübs neben Preis und Technik vor allem damit zusammenhängt, dass man sich bei verzogenen Leercontainern sehr schwertut, diese mit Quick-Locks vorschriftsmäßig zu sichern. Das bestätigt man indirekt auch bei Kässbohrer, wo bislang ausschließlich der belgische Markt diese Verriegelungsart orderte. Endlich: Die LED-Einbaurate steigt Anders sieht es beim Thema Beleuchtung mit LED aus, was die Containerbranche wegen der hohen Ausfallsicherheit begrüßt. Aber bislang trotzdem verhalten ordert, da die Chassis oft länger unbewacht abgestellt werden und dann gern just um die LED-Beleuchtung erleichtert werden. Seit LEDs günstiger und populärer werden, sinkt auch die Diebstahlrate: "LED-Leuchten werden mit steigender Tendenz verkauft, allerdings ist hier der Trend mehr im Fernverkehrsbereich zu sehen, in der Gestellung ist man immer noch zurückhaltend", erklärt Lübs von Krone. Bei Kässbohrer stellt man abermals regionale Unterschiede fest: Im skandinavischen Bereich ordert man sie laut Harmanci ungern, da LED sich nicht erwärmen und gern zufrieren. Fliegl verbaut LEDs bei Licht und Bremslicht in Serie, während Kögel die Stromsparer laut Wanner nur bei Kennzeichen-, Seitenmarkierung-, Begrenzungsleuchten und den Strahlern vorn serienmäßig einsetzt. "Die Beleuchtung am Leuchtenträger und die zusätzlichen Rückfahrscheinwerfer sind optional auch mit LED erhältlich, hier spüren wir eine deutlich steigende Nachfrage." So wie die Nachfrage nach den Containerchassis insgesamt wieder deutlich wachsen sollte. Mehr zum Thema finden Sie unter Lkw-Anhänger www.verkehrsrundschau.de/dossiers Wichtige Anbieter* Broshuis www.chassis-kontor.deCarnehl www.carnehl.euDennison www.dennisontrailers.deD-Tec www.d-tec.nlFliegl www.fliegl-fahrzeugbau.deKässbohrer www.kaessbohrer.comKögel www.koegel.comKrone www.krone-trailer.comMKF www.mkf-guestrow.dePlatal www.platal.deSchwarzmüller www.schwarzmueller.comVan Hool www.vanhool.beWielton www.wielton.de*Auswahl