Kein großer Jubel trotz Allzeithoch

Wenn an der Börse die Kurse einen Höchststand erklimmen, dann knallen bei den Anlegern die Sektkorken. Wenn jetzt der Verkehrs-Rundschau-Index - der älteste und zugleich aktuellste Preisindex für den Straßengüterverkehr - einen Spitzenwert erreicht, bricht deshalb kein großer Jubel aus. Nicht bei denjenigen, die die Frachtraten als Einnahmen verbuchen können. Und verständlicherweise auch nicht bei denen, die diese zahlen müssen. Dabei müssten die Transporteure doch froh sein, dass die Preise derzeit so hoch sind wie nie zuvor seit Bestehen des Index im Jahr 2005. Natürlich kommt es ihnen zugute, dass die Frachtraten im vierten Quartal 2015 um 0,85 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen sind und jetzt bei 122,11 Punkten liegen. Aber zum Jubeln besteht dennoch kein Anlass. Denn ein Grund dafür dürfte die Ausweitung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen (bislang: 12 Tonnen) gewesen sein. Das ist nach der Ausweitung der Abgabe auf 1100 Kilometer Bundesstraßen zum ersten Juli bereits die zweite Erhöhung in diesem Jahr. Laut einer Studie des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) führen in der Stückgutspedition die beiden Mautschritte zu einer Verteuerung der gesamten Abwicklungskosten einer Sendung zwischen 1 und 2,6 Prozent. Und die VR hatte ermittelt, dass infolge der Mautausweitung und der neuen Achsklasseneinteilung bei der Maut die Preise um bis zu drei Prozent steigen (siehe VR 38/2015). Fasst man den Zuwachs des VR-Index seit dem 1. Juli zusammen, steht ein Plus von 1,46 Prozent zu Buche. Somit dürfte es nicht jeder Spedition gelungen sein, die Kosten der Mauterhöhung aufzufangen. Anhand der Zahlen des VR-Index lässt sich ablesen, dass die Absenkung der Mautpflicht auf 7,5 Tonnen sich bereits bemerkbar gemacht hat. Denn im vierten Quartal sind die Preise für Paletten, die ja auch mit leichten Lkw transportiert werden, um 1,41 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen: stärker als in den beiden anderen Güterkategorien und in den letzten Quartalen (siehe Tabelle unten). Diesel ist so günstig wie zuletzt 2009 Doch die Mautkosten sind nicht die einzigen Kosten, die Fuhrunternehmen beachten sollten, wenn sie die Preise mit ihren Kunden aushandeln. Ein wichtiger Faktor sind auch die Treibstoffkosten, vor allem im Fernverkehr. Deren Anteil an den Gesamtkosten macht etwa 25 Prozent aus. Im vierten Quartal 2016 sind die Preise für Diesel nur leicht gesunken gegenüber dem Vorquartal (siehe Grafik Seite 29), sodass es hier kaum eine Entlastung gab. Aber dennoch musste man als Großverbraucher für 100 Liter Diesel im Oktober 2015 so wenig zahlen wie zuletzt im September 2009. Ohne Frage hat die Dieselpreisentwicklung der letzten Jahre dazu beigetragen, dass die Transportdienstleister die vergleichsweise geringen Frachtratensteigerungen besser verkraften konnten - wenn auch viele von ihnen einen Dieselfloater vereinbart haben. Allerdings gilt auch hier: Nicht mit allen Kunden ist eine solche Vereinbarung geschlossen worden, sodass sie vom gesunkenen Dieselpreis profitiert haben. Zudem haben sich wiederum andere Kosten - vor allem die für das Personal - deutlich stärker nach oben entwickelt als die Frachtraten. Vor dem Hintergrund der Dieselpreisentwicklung ist auch die Bilanz für das Jahr 2015 zu sehen: Demnach haben sich die Frachtraten im laufenden Jahr um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuert (siehe Tabelle Seite 27). Im Komplettladungsverkehr gab es nur einen minimalen Zuwachs von 0,2 Prozent. Womöglich auch deshalb, weil die niedrigen Dieselpreise bei so manchem Unternehmer als Boomerang zurückgekehrt sind: Denn, so war immer wieder aus dem Markt zu hören, haben die Verlader den Wunsch der Dienstleister nach Preisgesprächen mit dem Hinweis abgelehnt, die Unternehmen würden ja ohnehin vom niedrigen Dieselpreis profitieren. Aber dennoch ist die derzeitige Lage im Straßengüterverkehr durchaus positiv, wie auch die Befragung des Ifo-Instituts zeigt. Demnach schätzen die Unternehmen aktuell die Situation so gut ein wie seit 2006 nicht mehr. Und auch die Erwartungen für 2016 fallen im November so positiv aus wie im gesamten Jahr 2015 nicht. Aufkommen steigt 2016 leicht an Dieser Optimismus findet sich bei der Befragung der VerkehrsRundschau so nicht wieder. Erstmals sollten die Dienstleister und Verlader für die Entwicklung der Mengen und der Frachtraten im Jahr 2016 einen konkreten Wert angeben. Für die Aufkommensentwicklung im ersten Quartal gehen beide Marktakteure von einem Rückgang der Nachfrage aus (siehe Grafik unten). Doch ist das kein Grund zur Beunruhigung. Vielmehr haben die Befragten berücksichtigt, dass witterungsbedingt im ersten Quartal eines Jahres zum Teil deutliche Aufkommensrückgänge (je nach Strenge des Winters) zu verzeichnen sind. Für das Gesamtjahr 2016 fällt ihre Prognose dann auch positiv aus, wenn auch alles andere als euphorisch. Mit einem Zuwachs um ein Prozent rechnen die Unternehmen, wobei sich hier die Verlader etwas optimistischer zeigen. Zurückhaltend fallen auch die Vorhersagen für die Frachtratenentwicklung aus. Auffallend hier: Die Akteure sind sich relativ einig. In der Vergangenheit waren die Verlader in der Regel von stärker steigenden Preisen ausgegangen als die Dienstleister. Für das in der Regel schwache erste Quartal wird 2016 immerhin eine Verteuerung von 0,2 Prozent (Dienstleister) beziehungsweise 0,3 Prozent (Verlader) erwartet. Auf das Gesamtjahr rechnen die Akteure mit einem Zuwachs von 0,8 beziehungsweise 0,9 Prozent. Das würde dann das Plus aus dem laufenden Jahr übertreffen, wobei die Befragungen der letzten Jahre gezeigt haben, dass die Preisprognosen immer etwas höher ausfallen als die tatsächliche Entwicklung. Aber die Aussagen der Marktteilnehmer zeigen: Im nächsten Jahr wird es keine großen Bewegungen geben. Die Sektflaschen werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch 2016 im Kühlschrank bleiben. Mehr finden Sie im Dossier Transportpreise www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar 2015: Ein gutes Jahr Euphorie ist ein Wesenszug, der bei den Transportdienstleistern nicht sehr ausgeprägt ist. Aber ohne Frage ist 2015 ein eher besseres Jahr für sie gewesen. Dazu haben die niedrigen Dieselpreise beigetragen und eine gute Auftragslage, die geholfen hat, die Fixkosten besser auf die Transportmengen zu verteilen. Daher verwundert es nicht, dass laut Ifo-Umfrage die aktuelle Lage von den Güterkraftverkehrsunternehmen im November 2015 so gut eingeschätzt wird wie zuletzt 2006.Dennoch, für Euphorie besteht für die Dienstleister kein Anlass. Nach wie vor ist deren Umsatzrendite gering. Zwar ist die Insolvenzquote zuletzt gesunken, sie ist aber vor allem im Vergleich zu anderen Branchen immer noch hoch. Und was, wenn die Dieselpreise wieder ansteigen (womit über kurz oder lang zu rechnen ist)? Was, wenn die Nachfrage nach Frachtraum einbricht? Dann geht es nicht nur mit der Stimmung schnell wieder bergab, sondern auch mit den Bilanzzahlen. cd Michael Cordes, Redakteur Zehn Jahre VR-Index: Attraktive Preise gewinnen Mitmachen beim VR-Index lohnt sich gleich mehrfach Es ist jetzt zehn Jahre her, dass die Verkehrs-Rundschau einen Index für den Straßengüterverkehr veröffentlichte. Es war der erste Preisindex für Lkw-Verkehre in Deutschland. Damit war die Verkehrs-Rundschau Vorreiter. Mittlerweile gibt es weitere Preisindizes am Markt. Anlässlich des Jubiläums verlost die VerkehrsRundschau attraktive Preise unter allen Teilnehmern des Index: 10 mal eine Übernachtung für zwei Personen mit Frühstück im Hotel ihrer Wahl (Auswahl aus der Magic Box "Zauberhafte Unterkünfte" von MyDays).Wenn Sie also Logistikdienstleister oder Verlader sind, müssen Sie nur beim VR-Index mitmachen. Die Teilnahme an der Online-Befragung ist kostenlos und wird zudem mit einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je häufiger Sie mitmachen. Außerdem erhalten Sie eine Benchmark-Auswertung, bei der Sie in einer Tabelle ablesen können, in welcher Preisklasse Sie um wie viel Prozent von den Durchschnittspreisen abweichen. Eine Analyse, die Sie nirgendwo sonst bekommen.Neugierig geworden? Dann wenden Sie sich an das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, Christina Gronowski (Tel.: 02591/9188-303). Weitere Infos unter www.verkehrsrundschau.de/index. cd