Um die Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Transportbetrieben zu vereinfachen, will Kühne + Nagel künftig alle Transportprozesse sowie deren Überwachung in den Bereichen Full Truckload (FTL) und Less-than-Truckload (LTL) auf eine einheitliche digitale Plattform stellen. Der Schweizer Speditions- und Logistikkonzern hat dafür aktuell eine Kooperation mit Transporeon beschlossen, die auf unbegrenzte Zeit laufen soll. Im Interview erläutert Uwe Hött, der ab 1. Oktober den Bereich „Overland“ von Kühne + Nagel Western Europe und Central Eastern Europe führt, die Hintergründe.
VerkehrsRundschau: Im See- und Luftfrachtbereich hat Kühne + Nagel mit KN Freight eine eigene Internetplattform-Lösung geschaffen. Im Landverkehr war das auch geplant. Nun setzen Sie im Landverkehr „nur“ auf eine Kooperation mit Transporeon. Warum?
Uwe Hött: KN FreightNet ist eine digitale Plattform, die sich an unsere Kunden richtet und eine elektronische Quotierung, Buchung, Sendungsverfolgung und Rechnungsstellung zur Verfügung stellt. Wir haben dieses neue Angebot im Bereich Landverkehr derzeit im Test. Die Zusammenarbeit mit Transporeon richtet sich an unsere Transportpartner im FTL- und LTL-Bereich. Transporeon ist die größte Internetplattform Europas, die schon von über 57.000 Carriern europaweit für die tägliche Transportabwicklung genutzt wird. Diese Firmen kennen also das gesamte Abwicklungs-Prozedere auf dieser Plattform. Das vereinfacht das Ganze deutlich.
Welches Geschäft wickeln Sie im Landverkehr über Transporeon ab?
Wir werden darüber künftig die Auftragsvergabe und Auftragsabwicklung im Bereich der Teil- und Komplettladungs-Verkehre durchführen. Damit starten wir zunächst in Frankreich, danach folgt Deutschland. Bis Ende 2017 wollen wir unseren Transportpartnern europaweit einen einheitlichen digitalen Abwicklungsprozess auf dieser Plattform anbieten.
Welche Vorteile verspricht sich Kühne + Nagel davon?
Wir versprechen uns dadurch mehr Effizienz in der Auftragsabwicklung, weil wir nurmehr einmal Daten erfassen müssen. Das vermeidet Medienbrüche in der Kommunikation und sorgt so für eine noch bessere Datenqualität, was auch für unsere Kunden von Vorteil ist. Zudem haben wir dank der Plattform eine höhere Transparenz über die verfügbaren Kapazitäten der Carrier, was die Auftragsabwicklung nochmals beschleunigt. Und natürlich erhöht die Plattform die gegenseitige Preis-Transparenz.
Wie viel Euro Kosten will sich Kühne + Nagel damit jährlich einsparen?
Mit einem gewissen zeitlichen Vorlauf sind Einsparungen sind in der Abwicklung der Transportaufträge denkbar.
Was bringt das Ganze für Ihre Frachtführer?
Sie haben im Grunde die gleichen Vorteile wie wir. Sie müssen sich künftig nur über einen Login in dem Portal der Internetplattform anmelden und dort die Übernahme der Transportaufträge bestätigen. Sie müssen die Aufträge also nicht mehr in ihren eigenen Inhouse-Systemen erfassen, diese liegen digital und jederzeit abrufbar vor. Das spart Kosten in der Abwicklung und erhöht die Effizienz. Zusätzlich bietet das Portal unseren Partnerunternehmen einen sofortigen Überblick über unser für sie verfügbares Ladungsangebot.
Werden Frachtführer von Ihnen bevorzugt behandelt, die Ihre Aufträge über Transporeon abwickeln?
Nein, wir sprechen mit dieser Lösung alle Frachtführer an. Wir prüfen also jeden Transporteur, wie bislang auch, nach klar definierten Kriterien wie zum Beispiel Qualität, Zuverlässigkeit, Compliance, Verfügbarkeit und Preis. So sind wir in der Vergangenheit verfahren und das wird sich durch die Plattform nicht ändern.
Durch die Plattform erhalten Sie mehr Transparenz über den Markt. Müssen Ihre Frachtführer nun sinkende Preise befürchten?
Die Preis-Transparenz erhöht sich. Andererseits hängt der Preis stark vom verfügbaren Laderaum ab. Fehlen Kapazitäten, steigt der Preis und umgekehrt.
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.