Frankfurt am Main. Die Gespräche zwischen Verlader-Verbänden und dem DSLV zur Neufassung der Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp) sind gescheitert. Überraschend schnell haben die Verlader-Verbände ihre eigenen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) vorgelegt. Ihr Name: Deutsche Transport- und Lagerbedingungen (DTLB). Wie DB Schenker reagiert, sagt Hansjörg Rodi, Deutschlandchef des Unternehmens.
Verkehrsrundschau: Die Verbände der verladenden Wirtschaft haben nach dem Scheitern der Gespräche zu den Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp) mit den Deutschen Transport- und Lagerbedingungen (DTLB) jetzt eigene Allgemeine Geschäftsbedingungen präsentiert. Arbeitet DB Schenker weiterhin mit den ADSp?
Hansjörg Rodi: Wir werden weiter die ADSp anwenden. Sie sind ja, trotz fallweise anders verlautender Meldungen, nach wir vor gültig. Auch im Vertragsverhältnis mit unseren Frachtführern werden wir an den ADSp festhalten. Daran ändern die Deutschen Transport- und Lagerbedingungen (DTLB) nichts. Allerdings sagen auch wir, dass die ADSp überarbeitet werden müssen.
Wären für Sie die Vertragsbedingungen für den Güterkraftverkehrs-, Speditions- und Logistikunternehmer eine Alternative?
Nein. Die VBGL lösen ja nicht das aktuelle Problem, dass die Verladerverbände nun ausgeschert sind. Die gegenseitige Vertragsanerkennung ist dadurch nicht mehr gegeben. Das trifft sowohl die ADSp als auch die VBGL.
Sie sagen, dass Sie an der ADSp festhalten. Bleibt Ihnen da als Dienstleister überhaupt die Wahl? Die Verlader werden die Anwendung der DTLB ja sicher einfordern.
Das bleibt abzuwarten. Die DTLB sind verladerseitig sehr einseitig gestaltet. Wir fragen uns zudem, ob sie für das speditionelle Massengeschäft in der Praxis überhaupt anwendbar sein werden. Diese Geschäftsbedingungen fordern zum Beispiel, dass Spediteure für jeden einzelnen Transport das sogenannte ADSp-Deckblatt ausfüllen müssen, also die sendungsbezogene Individualisierung von Leistungsinhalten. Das wäre praxisfern. Insofern gehen wir nach ersten Lesungen der DTLB davon aus, dass diese auf das kontraktuelle Fracht- und Lagergeschäft abzielen, nicht aber auf das speditionelle Geschäft. Kurz: Unserer ersten Einschätzung zufolge werden auch in Zukunft überarbeitete ADSp in Speditionsverträgen der Standard bleiben. Denn diese bieten allen Seiten, den Auftraggebern, Speditionen, Frachtführern und den Versicherern, eine hohe Planbarkeit.
Sie sprachen von der „Praxisferne“ der DTLB. Welche Punkte in diesen Geschäftsbedingungen monieren Sie da konkret?
Mich überrascht die Forderung nach einem „All-in-Preis“, in dem alle Kosten und Zuschläge inkludiert sind. „All-in-Preis“ heißt ja, dass ein Preis gilt, unabhängig davon, wie sich exogene Faktoren wie Dieselpreis und Lkw-Maut entwickeln. Das wird sich in der Praxis kaum durchsetzen lassen. Denn das ist weder im Interesse vieler Verlader noch im Interesse der Speditionen. Das ist meine Erfahrung.
Ein weiterer Punkt ist, dass die DTLB neue Informationspflichten einführen, die ein Unternehmen nur leisten kann, wenn es ein Qualitätsmanagement-System hat und nach DIN ISO 9001 zertifiziert ist. Können das kleinere Spediteure überhaupt leisten?
Das bezweifle ich. Selbst unsere Frachtführer, mit denen wir arbeiten, dürften nicht alle nach der DIN-ISO -Norm zertifiziert sein. Deshalb sind die DTLB vielleicht etwas voreilig, wenn sie dies als Allgemeine Geschäftsbedingung von ihren Partnern fordern, auch wenn Schenker natürlich unter anderem nach DIN ISO 9001 zertifiziert ist.
Was fordern Sie jetzt vom DSLV?
Die ADSp müssen dringend reformiert werden. Das wird sehr zügig bis Ende des Jahres erfolgen. Sie müssen der Standard unserer Branche bleiben. Wir müssen uns damit zur Wehr setzen, dass die Verlader die Haftung einseitig auf die Dienstleister zu überwälzen versuchen. Dem muss der DSLV vorbeugen.
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.