VerkehrsRundschau: BLG Sports & Fashion Logistics will das gesamte Dienstleistungsspektrum anbieten: Was ist darunter zu verstehen?
Thomas Krüger: Über die klassischen Logistikdienstleistungen hinaus – also Wareneingang, Lagerung, Kommissionierung – wollen wir künftig weitere branchenspezifische Mehrwertdienste entwickeln. Das wären zum Beispiel Textilbeschriftung, Aufbereitung, Umpacken von hängender auf liegende Ware und umgekehrt sowie Retourenbearbeitung, Qualitätskontrollen auch im Produktionsland und Lieferantenaudits. Zusätzlich bieten wir unseren Kunden Unterstützung beim Online-Verkauf an.
Wie groß ist da der Kundenbedarf?
Aufgrund des Preisdrucks verlagern viele Firmen logistische Teilleistungen ins Ausland. Wenn jedoch Retouren nach Osteuropa geschickt werden, müssen sie in ein logistisches Gesamtkonzept eingebunden sein. Eine weitere Herausforderung hält die Multi-Channel-Logistik bereit: Der Konsument setzt eine Verzahnung der Distributionswege als selbstverständlich voraus. Alle Artikel sollen zu jedem Zeitpunkt sowohl beim stationären Händler als auch im Online-Shop verfügbar sein. Das erhöht die Nachfrage nach passgenauen Logistikdienstleistungen enorm.
Wie wollen Sie die wachsenden Retourenmengen in den Griff bekommen?
Zum Beispiel durch den Einsatz neuer Technologien. In unserem Frankfurter Logistikcenter ermöglicht ein modulares robotergestütztes Lager- und Kommissioniersystem kurzfristige Reaktionen auf fünfstellige Retouren-Mengen am Tag. Zudem arbeiten wir an weiteren standardisierten Angeboten, die die Retourenware vor der Neuware in den Kreislauf einspielen.
Welche Mehrwertdienste werden künftig noch stärker gefragt sein?
Viele Kunden legen Wert auf personalisierte und individualisierte Produkte. Solche Prozesse können wir als Logistiker unterstützen, wie wir das in der Automobillogistik in unseren Autotechnikzentren schon seit Jahren tun. Weiteres Potenzial sehe ich in der Entlastung der stationären Filialen. Aufgrund teurer Mieten sind immer weniger Lagerflächen in den Läden vorhanden. Hier können Logistiker einspringen, indem sie Waren verkaufsfertig aufbereiten.
Das Interview führte Stefan Bottler, freier Journalist
Um was es geht: Der Logistiker BLG hat im Juli 51 Prozent des Unternehmens Motex gekauft und damit den Grundstein für das Gemeinschaftsunternehmen BLG Sports & Fashion Logistics gelegt. Das Unternehmen bietet Services für Modeunternehmen an. Dazu gehören das Handling liegender und hängender Ware, der Bereich E-Commerce, Value Added Services, Retouren und IT-Prozesse sowie das Projekt- und Prozessmanagement für die Kunden aus einem Guss. Bereits vier Wochen nach der Gründung konnte das Unternehmen den ersten Großkunden präsentieren: Die Deutsche Bahn wickelt den Verkauf und Versand von Berufskleidung für ihre rund 40.000 Mitarbeiter ab. (bot/ks)