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Interview: Ist die KEP-Branche so unfair, dass sie einen Kodex braucht?

11.04.2013 11:12 Uhr
Interview: Ist die KEP-Branche so unfair, dass sie einen Kodex braucht?
Manfred Lein ist Geschäftsführer des BdKEP
© Foto: BdKEP

Manfred Lein, Geschäftsführer des Bundesverbands der Kurier-, Express- und Paketdienste, spricht über das neue Siegel "Fair-KEP".

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Sie haben Ende März einen Fair KEP Kodex vorgestellt. Ist die KEP-Branche so unfair, dass sie einen Kodex braucht?

Teils, teils. Es gibt sicherlich Auswüchse und schwarze Schafe, die das Bild in der Öffentlichkeit prägen. Doch die Mehrzahl der KEP-Unternehmer arbeitet fair. Aus diesem Grund haben wir mit unserer Arbeit am Kodex vor einem Jahr begonnen, als die Berichterstattung zu den schlechten Bedingungen in der KEP-Branche ihren Höhepunkt erreichte – hauptsächlich bezogen auf die Paketdienste Hermes, GLS, DHL. Die Reaktionen, die es dazu gab, kamen auch bei unseren Mitgliedern an, die angesprochen wurden mit dem Vorwurf: „Ihr beutet Eure Mitarbeiter aus". Da das in der Summe nicht stimmt, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, wie wir nach außen zeigen können: Die Branche ist besser als ihr Ruf.

Um diesen guten Ruf festzustellen, haben Sie ja einen ganzen Katalog an Punkten formuliert – wie wollen Sie die denn alle kontrollieren?

Wenn ein Unternehmen nach Prüfung des Fragebogens von uns aufgenommen wurde, erfolgt die Kontrolle der Punkte später in einem Audit. Diese Kontrollen führen unabhängige Vertreter eines Zertifizierungsbüros von Versender- und Verbandsseite durch. Sollte die Prüfung nicht zufriedenstellend verlaufen, hat das Unternehmen drei Monate Zeit, die Defizite zu beheben. Sonst wird ihm das Siegel entzogen.

In Ihrem Kodex fordern Sie eine „faire Partnerschaft" mit den Subunternehmern. Was meinen Sie damit?

Fair in bezogen auf die Subunternehmer heißt: Gibt es Verträge auf Augenhöhe? Sind die Subunternehmer bei Entscheidungen eingebunden? Werden Partner in Schulungsfragen unterstützt? Aber auch: Werden die Vorgaben an Subunternehmer kontrolliert?

Bei den Mitarbeitern sprechen Sie von einer „fairen Bezahlung". Was bedeutet das denn konkret? Mindestlohn?

Sie haben recht, das ist ein dehnbarer Begriff. Wir werden die Unternehmen an den in der Diskussion befindlichen Messgrößen etwa in Sachen Mindestlohn unter Beachtung regionaler und branchenspezifischer Besonderheiten messen. Eine Anhaltsgröße sind da sicher die Tarifverträge. Wenn wir von 7,50 Euro Stundenlohn reden, ist das meiner Meinung nach die unterste Grenze.

Wie ist denn überhaupt die Resonanz auf Ihren Vorstoß?

Wir haben zahlreiche Unternehmen, die schon ihren Beitrittswillen erklärt haben und deren Fragebogen wir gerade auswerten. Und jeden Tag kommen Anfragen dazu. Namen kann ich Ihnen jetzt leider noch nicht nennen, aber bereits Ende April wollen wir die ersten Siegel vergeben.

Hat Herr Wallraff eigentlich schon angerufen?

Bis jetzt hat er sich persönlich noch nicht bei mir gemeldet. Ich bin mir aber sicher, er würde den Kodex begrüßen. Es ist ein erster Schritt, zu dokumentieren, dass wir in der KEP-Branche etwas tun.

Das Interview führte Tobias Rauser, Redakteur der VerkehrsRundschau

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