VerkehrsRundschau: Seit Dienstagnacht, 10. Mai 2016, können Amazon Primekunden bei Amazon Produkte bestellen und sich in Berlin innerhalb von einer Stunde für 6,99 Euro oder aber binnen zwei Stunden kostenfrei zustellen lassen. Wie viele Prime-Now-Sendungen haben Sie am Mittwoch 11. Mai 2016 zugestellt?
Cavit Yilmaz: Wir freuen uns über das starke Interesse unserer Kunden schon am ersten Tag von Amazon Prime Now in Berlin. Ob Lieferung innerhalb einer Stunde oder im Zweistunden-Zeitraum – wir haben schon am ersten Tag ein breites Sortiment an Produkten verschickt, von Schokolade bis hin zu Kopfhörern. Jetzt geht es daran, das Angebot entsprechend den Kundenwünschen weiterzuentwickeln. Wir haben insbesondere viele Rückmeldungen der Fahrradkuriere bekommen, wie positiv die Auslieferung per elektrisch angetrieben Lastenrädern von unseren Kunden angenommen wurde.
Mit welchen Partnern wickelt Amazon sein neues Produkt „Prime Now“ in Berlin ab?
In Berlin arbeiten wir mit den zwei lokalen Anbietern General Overnight (GO!) und mit InterKEP. Rund ein Fünftel unserer Prime-Now-Sendungen lassen wir im Übrigen, das ist neu, erstmals durch elektrisch angetriebene Lastenräder zustellen. Da sind wir zwar noch in der Testphase, sind aber schon sehr zufrieden. Das Ladevolumen pro E-Bike bei derzeit über 200 Liter. Zudem sind sie geräusch- und emissionsarm und in der Innenstadt sehr flexibel. Das hilft gerade in punkto Parkplatzsuche sehr. Zusätzlich setzen wir in Berlin zwei Elektro-Vans ein. Wie sich die Zahl weiter entwickelt, erarbeiten wir mit den Lieferpartnern, abhängig von der Kundennachfrage.
Suchen Sie noch weitere Zustellpartner? Wenn ja, in welchen Regionen?
Nein, derzeit suchen wir keine weiteren Partner. Wir arbeiten hier mit sehr erfahrenen und lokalen Anbietern. Das passt.
Welche Anforderungen stellen Sie an Ihre Zustellpartner?
Unsere Hauptanforderung ist, dass sich diese in der jeweiligen Stadt auskennen und dort profunde Ortskenntnis mitbringen. Spezielles Fahrzeug-Equipment ist nicht erforderlich. E-Bikes setzt heute zwar noch nicht jeder KEP-Dienst ein. Es wäre aber wünschenswert, wenn sich da die Dienstleister mit uns weiter entwickeln. In punkto IT benötigen unsere Dienstleister dagegen nur ein Smartphone und unsere App, über die wir unsere Aufträge übermitteln.
In welchen Bereichen sehen Sie bei KEP-Dienstleistern darüber hinaus Nachbesserungsbedarf?
Das läuft heute schon sehr gut. Unsere Kunden sind mit unseren Partnern sehr zufrieden. Für uns ist nur wichtig, dass unsere Zustellpartner ihre Ortskenntnisse einbringen, damit wir unsere Routenplanung weiter verbessern können. Ansonsten sind wir schon heute sehr zufrieden mit den KEP-Diensten. Sie sind sehr zuverlässig.
Amazon arbeitet schon lange Jahr mit DHL. Warum nutzt man diesen Dienstleister nicht auch in der Prime Now-Zustellung?
Partner wie DHL und Hermes haben kontinuierlich in unser Wachstum investiert und ich bin zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft sehr eng mit den Partnern zusammenarbeiten werden, die weiterhin in unser Wachstum mitinvestieren. Ganz konkret arbeiten wir mit DHL zum Beispiel für den Same Day Service in 14 Metropolregionen in Deutschland zusammen. Bei Prime Now sind wir sehr lokal unterwegs. Deshalb arbeiten wir hier mit lokalen Zustelldiensten, weil diese sehr flexibel sind.
Sie stellen über Prime Now auch frische Lebensmittel aus und Tiefkühlware zu. Wie gewährleisten Sie eine sichere Kühlkette?
Als Verpackung werden entweder Papiertüten genutzt oder Isoliertaschen aus Kunststoff mit Trockeneis für gekühlte und gefrorene Produkte. Diese Taschen sind wieder verwendbar. Der Fahrer nimmt sie also nach der Lieferung wieder mit, damit sie wieder verwendet werden können. Wir verzichten insgesamt auf Verpackung, wo es möglich ist. Die normale Lieferung ist einfach in einer wiederverwertbaren Papiertüte eingepackt, große Produkte wie zum Beispiel ein Staubsauger liefern wir ganz ohne weitere Verpackung.
Was sind die größten logistischen Herausforderungen für Prime Now?
Als ich zum ersten Mal von der Ein- beziehungsweise Zwei-Stunden-Zustellung hörte, habe ich mich selbst gefragt, ob und wie das funktionieren kann. Entscheidend ist aber, wo das Auslieferungslager seinen Standort hat. In Berlin haben wir am Kurfürstendamm einen sehr zentralen Standort gefunden, von dem aus wir unsere Endkunden sehr gut erreichen. Das ist wichtig. Denn bei unserem Service zählt jede Minute. Wir schaffen das aber, auch dank unserer Softwarelösung, wie wir sie auch in den großen Logistikzentren benutzen. Wir lagern dadurch Produkte optimal ein und haben so kurze Wege. Zudem haben wir eine sehr gute Routenplanungslösung, damit unsere Fahrer sehr effizient zustellen können. In beiden Fällen hat Amazon die IT-Lösung entwickelt.
Wie lösen Sie logistisch diese Herausforderungen? Reicht da Ihr Auslieferlager am Kurfürstendamm, oder sucht Amazon dafür in Berlin noch weitere Mikrodepots, die kurze und schnelle Zustellwege sicher stellen?
Im Moment erreichen wir alle unsere Endkunden über unseren Standort am Kurfürstendamm. Das reicht uns vorerst. Zusätzliche Zwischenläger suchen wir derzeit also nicht.
Wie lässt sich Prime Now kostendeckend abwickeln?
Ich kann hier nur von unseren Erfahrungen in anderen Ländern sprechen, also in England, Italien, Japan und den USA. Dort haben unsere Kunden das Produkt Prime Now sehr gut angenommen. Deshalb haben wir dieses Produkt jetzt auch in Deutschland gelauncht. In Summe sind wir sehr zufrieden – auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Im ersten Schritt stellen Sie über Prime Now frische und tief gekühlte Ware zu sowie Elektronik- und Drogerieartikel. Planen Sie da eine Erweiterung der Produktpalette – zum Beispiel für Artikel, die über die klassische Paketgröße hinausgehen?
Das hängt von den Wünschen unserer Kunden ab. Was diese suchen, werden wir ihnen anbieten. Die Deutschen sind sehr erfahrene Onlineshopper. Wir werden das deshalb zügig weiter entwickeln. Wir haben im Übrigen heute schon sehr große TV-Geräte im Angebot.
Wie hoch beziffern Sie das potenzielle Marktvolumen für Zustellservices wie Prime Now in Deutschland?
Zu diesen Zahlen äußern wir uns öffentlich nicht.
Amazon Prime Now gibt es bislang in Berlin. Branchenkennern zufolge folgt München als nächstes.
Auch dazu kein Kommentar. Nur so viel: Amazon arbeitet an der Leistungsfähigkeit seiner Logistik, um Kunden den besten Service bieten zu können. Prinzipiell sind für Prime Now alle Ballungszentren in Deutschland interessant.
Bis wann dürfte Amazon Prime Now deutschlandweit flächendeckend etabliert sein?
Das hängt von unseren Kunden ab. In Großbritannien gehen wir schrittweise vor. Sprich: wir sehen uns jeden Standort an und sehen dann, wie wir sukzessive die Metropolen ausbauen. Das wird in Deutschland ähnlich sein.
Gibt es in Deutschland genügend KEP-Dienstleister, mit denen Sie den Service Prime Now abbilden können, oder scheitert Ihre Lösung daran, weil es zu wenige Anbieter in diesem Segment gibt?
Wir sehen im KEP-Bereich viele potenzielle Partner, die flexible und innovativ sind. Wir suchen nach dem Committment, mit Amazon etwas Neues aufzubauen.
Bis wann dürfte Amazon Prime Now deutschlandweit flächendeckend etabliert sein?
Das hängt von unseren Kunden ab. Nur so viel: In Großbritannien gehen wir schrittweise vor. Sprich: wir sehen uns jeden Standort an und sehen dann, wie wir sukzessive die Metropolen ausbauen. Das wird in Deutschland ähnlich sein.
Gibt es in Deutschland genügend KEP-Dienstleister, mit denen Sie den Service Prime Now abbilden können, oder scheitert Ihre Lösung daran, weil es zu wenige Anbieter in diesem Segment gibt?
Von dieser Seite fürchten wir keinen Engpass. Wir sehen im KEP-Bereich viele potenzielle Partner, die flexible und innovativ sind. Wir suchen nach dem Comittment, mit Amazon etwas Neues aufzubauen.
Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteurin Eva Hassa.