Interview der Woche

Andreas Tonke geboren am 10. Januar 1974 in Bremen. Seit 2009 ist der gelernte Speditionskaufmann Leiter Verkehrswesen bei Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH). Berufsbegleitend hat Tonke eine Ausbildung zum Diplom-Kaufmann abgeschlossen. Nachgefragt bei Interview der Woche Haben Industrie und Handel geschlafen? Warum setzt sich BSH für den Einsatz des Lang-LKW ein? Wir sehen kaum noch Möglichkeiten, die Frachtraumauslastung zu verbessern. Die Verpackungen sind weitgehend optimiert, Effizienzsteigerungen sind kaum mehr zu erzielen. Also muss man das Transportmittel selber anpassen. Können Sie die Vorteile genauer beziffern? In einen Jumbo-LKW passen 198 Standardgeräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler. In einem Lang-LKW können wir 279 Stück unterbringen. Werden Sie weitere Lang-LKW einsetzen? Nein, wir wollen erst einmal mit diesen beiden LKW Erfahrungen sammeln: Welche Leistungsdaten kommen heraus? Wie ist der Dieselverbrauch, etc.? Zudem ist ja ungewiss, wie es nach dem Feldversuch weitergeht. Werden Lang-LKW dauerhaft zugelassen, werden wir sicher mehrere, auch mit anderen Speditionen, einsetzen. Hat BSH seinen Dienstleister beim Einsatz des Lang-LKW unterstützt? Dort, wo es sinnvoll war, sind wir gemeinsam aufgetreten, bei der Politik oder bei Veranstaltungen. Aber im Großen und Ganzen hat die Spedition Schwarz das Thema getrieben. Wir unterstützen sie mit Ladungen und haben das Investitionsrisiko für die Dolly-Achsen übernommen: Wäre es nicht zum Feldversuch gekommen, hätten wir die Kosten für die Dolly getragen. Haben Sie über die Frachtrate verhandelt? Nein. Die Spedition Schwarz fährt zu alten Konditionen. Das Unternehmen muss den Auslastungsvorteil im Augenblick noch nicht an uns weitergeben. Das bleibt aber nicht so. Wir wollen zunächst abwarten, wie belastbar die Ergebnisse sind. Aber wir werden wohl 2012 nichts mehr ändern. Die Kritiker des Feldversuches haben vehement Stimmung gegen den Lang-LKW gemacht. Müssen Industrie und Handel sich den Vorwurf gefallen lassen, hier geschlafen zu haben? Den Vorwurf muss man sich als Industrie gefallen lassen. Ich erinnere mich an Veranstaltungen in Brüssel, wo wir als BSH der einzige Verlader aus Europa waren und die Verbände der Gegner geballter aufgetreten sind. Ein Problem ist, dass es in der Industrie keine einhellige Meinung gibt und man sich zu sehr auf die Lobbyarbeit der Speditionen verlassen hat – die aber auch lange Zeit in der Frage gespalten waren. Demgegenüber waren sich die Gegner des Lang-LKW immer einig. Sollten Industrie und Handel also mehr Initiative zeigen? Unbedingt. Man kann den Lang-LKW nur etablieren, wenn man seinen Nutzen herausstellt – nicht den für die Unternehmen, sondern den volkswirtschaftlichen. Dies kann ein Unternehmen alleine nicht leisten, hier sind die Verbände gefragt. ❙❚■ Michael Cordes Lang-LKW bei BSH Seit Anfang März fährt die Spedition Schwarz mit zwei Lang-LKW für BSH Bosch und Siemens Hausgeräte (siehe VR 9/2012). Probleme gibt es noch bei den ersten und letzten Metern. Daher werden die Einheiten erst auf einem Rastplatz unweit des Werkes Giengen zu einem Lang-LKW zusammengekoppelt. Von da aus geht es über Leinefelde (Thüringen) und Bad Neustadt (Bayern) wieder zurück nach Giengen. cd um was es geht

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