Interview der Woche

Christian Labrotgeboren am 30. März 1953 in Naumburg. Der Diplom-Volkswirt ist seit Oktober 1979 in verschiedenen Funktionen für den Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) tätig, seit Februar 1995 als Hauptgeschäftsführer. sb Nachgefragt bei Interview der Woche Was sind die Sorgen und Nöte der IRU-Mitglieder? Herr Labrot, Sie sind ins Präsidium der IRU gewählt worden. Sie waren bereits in IRU-Gremien aktiv, was wird sich für Sie ändern? Dem Finanzausschuss werde ich weiterhin angehören. Das scheidende Präsidium hat mich dort zum Präsidenten ernannt. Mein Amt als Vizepräsident des Goods Transport Liaison Committees in Brüssel werde ich aufgeben. Über die genaue Aufgabenverteilung im Präsidium werden wir bei unserem ersten Treffen reden. Allerdings wäre es naheliegend, dass ich mit den Bereich Finanzen verantworte. Was bedeutet die IRU für den BWVL? Die IRU ist die Weltorganisation des Straßenverkehrs – sowohl was den Güter- als auch den Personenverkehr angeht. Logistikketten sind oftmals weltumspannend und viele unserer Mitgliedsunternehmen sind international aufgestellt. Da macht eine internationale Organisation Sinn, die weltweit Interessen vertritt und dafür sorgt, überall Ansprechpartner zu haben. Für den BWVL ist die IRU zudem vorrangig als Lobbyorganisation in Brüssel von großer Bedeutung. Die IRU nennt sich zwar international, hat jedoch einen eindeutigen Schwerpunkt auf Europa. Dies zeigt auch ein Blick ins rein europäische Präsidium. Tatsächlich sind im aktuellen und auch im künftigen Präsidium nur Europäer vertreten, aber das wird sich in naher Zukunft sicher ändern. Derzeit forciert die IRU ihr Engagement etwa in Südamerika und wirbt nicht nur um weitere Mitglieder, sondern betreibt dort aktiv Politik. Auch in Asien ist die IRU vertreten. Und wenn das Carnet TIR etwa in China eingesetzt würde, dann bekäme die IRU dort eine noch höhere Bedeutung. Es fällt auf, dass die Mehrheit der IRU-Spitze aus Osteuropa kommt. Haben die osteuropäischen Transporteure dieselben Sorgen und Nöte wie Deutsche oder Franzosen? Derzeit sind von zwölf Präsidiumsmitgliedern nur vier Westeuropäer. Aber die Kollegen im Präsidium sollen dort nicht ihre jeweiligen Länder oder Organisationen vertreten, sondern die Interessen der IRU als Ganzes. Es ist jedoch naturgemäß nicht immer einfach, seine Herkunft ganz zu verleugnen. Ich sage deshalb ganz offen, einer der Gründe für meine Kandidatur war, dass nicht noch ein Sitz an Osteuropa fällt. Was sind derzeit die Sorgen und Nöte der IRU-Mitglieder? Die IRU hat zwei grundsätzliche Ziele, die nachhaltige Entwicklung des Straßentransports und Erleichterungen für den Straßentransport. Auf europäischer Ebene sind die Hauptthemen derzeit Probleme der bedarfsgerechten Infrastrukturbereitstellung, die Diskussion um das Verkehrsweißbuch, Änderungen der Sozialvorschriften oder CO2-Emissionssenkungen für Nutzfahrzeuge. Unterstützt die IRU den Ansatz einheitlicher Kontrollen der Sozialvorschriften? Ja, die einheitliche Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten wird unterstützt, Verkehrssicherheit hat für die IRU eine hohe Priorität. Einzelne Mitgliedsverbände mögen zwar andere Positionen vertreten und betrachten günstigere Regeln in ihrem Land als Wettbewerbsvorteil. Dies ist in meinen Augen jedoch sehr kurzfristig gedacht und die IRU hat den übergeordneten Blick. ❙❚■ Sebastian Bollig International Road Transport Union Die Internationale Straßentransport Organisation (IRU) wurde 1948 in Genf gegründet, um den Wiederaufbau des kriegszerstörten Europas und Erleichterungen im internationalen Straßenverkehr voranzutreiben. Die IRU startete mit acht Mitgliedsländern aus Westeuropa und vertritt heute Mitglieder aus weltweit 72 Ländern. Die IRU verwaltet unter UN-Mandat das Carnet-TIR-System. Derzeit unterhält die IRU Verbindungsbüros in Brüssel, Istanbul und Moskau. Geplant ist ein weiteres Büro in Nordafrika. sb um was es geht

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