In Deutschland sind im vergangenen Jahr pro Kopf 114 Euro in die Schiene investiert worden – und damit etwas mehr als in die Autobahnen und Bundesstraßen, wie die Allianz pro Schiene auf Grundlage einer eigenen Auswertung mitteilte. „Dieser Trend der jahrzehntelangen Bevorzugung des Automobils, der ist gestoppt in Deutschland“, sagte Geschäftsführer Dirk Flege. Er sprach von einem Trend, der sich nach den bisherigen Haushaltsplanungen in den kommenden Jahren deutlich verstärken werde.
Flege betonte aber auch: „Wir haben weiterhin einen riesigen Reformstau und eine enorme Unterfinanzierung des Schienennetzes – daran ändern auch die Aufwüchse nichts.“
Die Allianz pro Schiene ermittelt seit 2005 die jährlichen Pro-Kopf-Investitionen in die Schieneninfrastruktur für Deutschland und zahlreiche weitere Länder. Seit 2014 ist dabei ein stetiger Anstieg der Investitionen in Deutschland zu erkennen. 2021 erreichten die Pro-Kopf-Investitionen den Rekordwert von 124 Euro – darin war allerdings eine Eigenkapitalerhöhung für die Deutsche Bahn enthalten, die der Bund für 2021 beschlossen, aber erst ein Jahr später ausgezahlt hatte. 2014 lagen die Pro-Kopf-Investitionen in die Schiene in Deutschland noch bei 49 Euro. Als grobes Ziel für die kommenden zwei bis drei Jahre gab Flege 150 Euro pro Kopf aus. „Bis zum Ende des Jahrzehntes sollte dieser Wert deutlich überschritten sein in Deutschland“, sagte er.
Instandhaltung des bestehenden Netzes hat Priorität
Die Topwerte im internationalen Vergleich erreichen in der Auswertung der Allianz pro Schiene Luxemburg (575 Euro) und die Schweiz (450 Euro). Ein Vergleich dieser Zahlen ist dabei nur bedingt aussagekräftig, da beispielsweise in den Alpenländern mit vielen Tunneln und Brücken ein Kilometer Schiene im Durchschnitt mehr kostet als in Deutschland. In der Rangliste stehen aber auch viele Länder vor Deutschland, bei denen die Situation eher vergleichbar ist.
Flege machte deutlich, dass die Pro-Kopf-Investitionen in der Schweiz kein passendes Ziel für Deutschland seien. So viel Geld könne in Deutschland gar nicht verbaut werden. Die Priorität sieht Flege bei der Instandhaltung des bestehenden Netzes. Das richtige Motto sei „Erhalt vor Neubau“ – es brauche aber auch den Neubau und die Reaktivierung alter Strecken.
In absoluten Zahlen ausgedrückt wurden im vergangenen Jahr laut Allianz pro Schiene 9,61 Milliarden Euro in die Schieneninfrastruktur gesteckt und 8,86 Milliarden Euro in die Bundesfernstraßen, also die Autobahnen und Bundesstraßen. Für 2024 geht der Lobbyverband davon aus, dass das Verhältnis bei 60 zu 40 liegen wird.