In die Höhe geduckt

Wer in die Höhe wachsen will, muss tiefer bauen. Das gilt zumindest für Mega-Zugmaschinen. Diese dürfen mit aufgesatteltem Trailer nicht die geltende Höhenbeschränkung von vier Metern reißen, zugleich sollen im Auflieger aber drei Meter Ladehöhe geboten sein. Denn nur so passen drei der in der Automobilproduktion üblichen Gitterboxen übereinander hinein. Bei manchen bestehen allerdings Vorbehalte gegenüber den Megas. Die kleinen Reifen hätten einen negativen Einfluss auf das Fahrverhalten sowie ein hohes Drehzahlniveau des Motors zur Folge. Zudem gäbe das Fahrwerk wegen der kürzeren Federwege Fahrbahnunebenheiten deutlich ungefilterter weiter und beschere ein schwammiges Fahrverhalten. Bis auf Kleinigkeiten können wir nach der Ausfahrt mit dem Iveco Stralis XP Lowtractor in allen Punkten Entwarnung geben, der tief liegende Italiener fährt sich kaum anders als sein Standard-Pendant. Das liegt zum einen daran, dass Iveco das Angebot an ins Lange übersetzten Hinterachsen zum XP-Modellwechsel deutlich ausweitete. Das Testfahrzeug ist mit der längst möglichen 2,31er-Achse ausgestattet. Zwar ist damit auch das Drehzahlniveau naturgemäß höher als beim größer bereiften Normal-Stralis. Der 480 PS starke Cursor 11 werkelt bei 85 km/h aber lediglich mit 1200 Touren und damit von Drehzahlorgien weit entfernt. Auf diese Weise dringt man auch seltener in den Bereich von 1000/min vor, auf den der im Verhältnis kleinvolumige Reihensechszylinder bekanntermaßen brummig reagiert und dann manche Verkleidung der Hi-Way-Kabine in Schwingungen versetzt. Ein Kritikpunkt, den Iveco beim nahenden Nachfolgemodell (siehe Seite 47) hoffentlich beseitigen wird. Fahrkomfort auf hohem Niveau Auch Komfort und Fahrwerk gehen in Ordnung. Zwar wirft sich die Mega-Zugmaschine nicht ganz so sportlich in Kurven, wie vom Normal-Modell gewöhnt, unsicher fühlt man sich aber nie. Schwammiger fällt die Lenkung aus, was aber den breiten Goodyear-Niederquerschnittspneus im Format 355/50 R 22,5 an der Vorderachse anzulasten ist. Hinten rollt das Testfahrzeug auf extremen 295/55ern (Option), die gegenüber den serienmäßigen 315/60 nochmals ein paar Millimeter an Höhe sparen. Ihretwegen präsentiert sich der Lowtractor eine Spur härter abgestimmt, durchgerüttelt fühlte sich der Tester nach der Testrunde aber nicht - auch nicht, weil beim Mega die Vorderachse stets per Luft federt. Was zudem die Möglichkeit offenbart, die Zugmaschine für das Überwinden fieser Bodenwellen oder Fährrampen temporär noch weiter in die Höhe zu pumpen.

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