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Hochwasser: Im Süden Entspannung, Norden noch vor Höchstständen

11.06.2013 10:51 Uhr
Hochwasser: Im Süden Entspannung, Norden noch vor Höchstständen
Nach einem Deichbruch an der Elbe bei Fischbeck (Sachsen-Anhalt) strömt Elbwasser über eine Straße
© Foto: Picture Alliance/dpa/Christian Charisius

In vielen Teilen Deutschlands hat das Hochwasser die Verkehrsinfrastruktur beeinträchtigt, der Schwerpunkt hat sich nach Norden verschoben.

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Hamburg. Seit Tagen sinken in Bayern und Sachsen die Pegel, dagegen zittert jetzt die Mitte und der Norden Deutschlands  vor der Flutspitze der Elbe. Angemessener wäre es, von einem „Fluthochplateau“ zu sprechen, erstreckt  sich die Pegelspitze doch auf 40 Kilometern und drückt auf die weichen Dämme mit mehreren Tonnen pro Quadratmeter. Bei Magdeburg brach am Sonntag ein Damm; die Elbe hatte da bereits historische 7,48 Meter erreicht. Normal sind zwei Meter. Ein Zehntel der Stadtbevölkerung  wurde evakuiert; derartiges hatte es seit Kriegszeiten nicht mehr gegeben. Der Industriestadtteil Rothensee musste mitsamt seinem Binnenhafen weitgehend aufgegeben werden; nur das dortige zentrale Umspannwerk wurde mit massiven Mitteln von Bundeswehr trocken gehalten.

Beeinträchtigungen bei Schiene und Binnenschifffahrt, teilweise auch im Straßenverkehr

Die Autobahn A 2 blieb offen, dagegen musste die Bahn schon am Donnerstag bei Wittenberge eine Brücke sperren. Dies brachte im Fernverkehr zwischen Hamburg/Hannover und Halle/Leipzig/Dresden stundenlange Verspätungen. Sonntagnacht fiel bei Stendal eine weitere Bahnbrücke aus, was diese ICE-Ost-West-Hauptstrecke praktisch lahmlegte. Die Bahn gab Montag 6 Uhr eine Generalwarnung heraus: „In Sachsenanhalt, Sachsen, Südbayern sowie in Österreich und der Tschechischen Republik sind zahlreiche Strecken nicht oder nur eingeschränkt befahrbar.“ Auch der Regionalverkehr sei durch die Hochwasserfolgen beeinträchtigt, wegen überfluteten Straßen gebe es keinen Busersatzverkehr.

Die Binnenschifffahrt auf der Elbe ist komplett eingestellt, auch jenseits der deutsch-tschechischen Grenze bei Děčín. Weiter elbabwärts haben alle Fähren über die Elbe bis auf Höhe Hamburgs den Verkehr eingestellt. Auf Rhein und Necker ist die Verkehrssperre beendet, allerdings haben die Wasser- und Schifffahrtsämter den Schiffern einige Beschränkungen auferlegt, etwa verminderte Geschwindigkeit.

Auf der Elbe drohen jetzt stromabwärts Höchststände: In Wittenberge erwartet man für Dienstag noch nie dagewesene 8,10 Meter; davon ließ sich die Bundeskanzlerin bei  ihrem dritten Flutbesuch gestern nicht abschrecken. Im schleswig-holsteinischen Lauenburg drohen 10,10 Meter, Rekord war bisher 9,88 Meter; die gefährdetsten Bereiche wurden noch am Sonntag evakuiert. Die Tore der Staustufe bei Geesthacht sind seit Tagen weit geöffnet, weil der Durchfluss 1.200 Kubikmeter in der Sekunde erreichte.

Einzig gelassen bleiben die Hamburger im Tideeinflußbereich der Gezeiten. Seit jeher schwappt zweimal täglich ein Mehrfaches dessen, was als Elbhochwasser durch die Tore der Staustufe Geesthacht schießt, von der Nordsee her in die Stadt. Selbst wenn die Flutmengen zur Wochenmitte sich verdoppeln sollten, dürfte das nach Einschätzung der Hamburger Berufsfeuerwehr den Wasserstand um vielleicht 60 Zentimeter über das alltägliche Mittlere Hochwasser anheben. „Diesen Pegel erreichen wir in einem regenreichen Herbst bis zu 20 Mal“, sagte ein Sprecher.

Nach der Flut kommt der Dreck  

Während der Norden noch gegen die Flut ankämpft, hat weiter südlich das große Aufräumen begonnen: Wo das Hochwasser verschwand, hinterlässt es Verwüstung, Schlamm und Schlick. Der Kampf um die Dämme in Niederbayern geht weiter, denn noch ist die Gefahr durch das Hochwasser nicht gebannt. Wie zur Bestätigung gab es in der Nacht zum Montag im Voralpenland und Sachsen  Wolkenbrüche mit bis zu 60 Liter pro Quadratmeter; der vollgesogene Boden kann nichts mehr aufnehmen. Der Deutsche Wetterdienst warnte Montagnachmittag erneut vor heftigen Niederschlägen in Süddeutschland mit ähnlich ergiebigen Wassermengen.

Schadenshöhe noch ungewiss

Das Institut der deutschen Wirtschaft nannte mit über 6 Milliarden Euro eine erste Zahl zum Gesamtschaden; bei der letzten Flut 2002 waren es rund 15 Milliarden. Inzwischen werden für 2013 ebenfalls zweistellige Milliarden-Summen genannt. Schattenkanzler Peer Steinbrück forderte einen „Hochwasserfonds“ von mindestens sieben Milliarden Euro, hälftig von Bund und Ländern aufgestellt. Am Donnerstag soll das Routine-Treffen der 16 Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel um den Punkt „Fluthilfe“ erweitert werden. So stehen KfW-Kredithilfen mit einem Volumen von 100 Millionen in Rede. Für die Wirtschaft gibt sich der DIHT optimistisch und bleibt aufs Jahr gesehen bei seiner Prognose von 0,3 Prozent Wachstum.       (cfd) 

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