Hamburg. Die Reederei Hapag-Lloyd nimmt die nächste Fusion ins Visier. Kurz nach der Übernahme der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV führe man nun Gespräche mit der arabischen Schifffahrtslinie United Arab Shipping Company (UASC), teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hamburg mit.
„Bislang wurde noch keine bindende Vereinbarung zwischen den Unternehmen erzielt, und es besteht keine Gewissheit, dass die Gespräche zu einer abschließenden Vereinbarung führen werden“, hieß es. Sollten die Container-Aktivitäten zusammengeführt werden, betrüge das Gewicht von Hapag-Lloyd in dieser neuen Verbindung 72 Prozent gegenüber 28 Prozent von UASC.
Im Erfolgsfall würde sich Hapag-Lloyd in der weltweiten Spitzengruppe der Reedereien behaupten und wieder den fünften Rang einnehmen. Durch Fusionen von Wettbewerbern waren die Hamburger trotz der CSAV-Übernahme auf den sechsten Platz zurückgefallen. UASC liegt auf Rang neun. Eine neue Reederei aus Hapag-Lloyd und UASC würde über rund 230 Schiffe mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Standardcontainern (TEU) verfügen.
Schifffahrtsbranche auf Konsolidierungskurs
Die Schifffahrtsbranche steht nach acht Jahren Krise unter einem starkem Konsolidierungsdruck. In jüngster Zeit haben die beiden chinesischen Schifffahrtsunternehmen Cosco und China Shipping fusioniert. Die französische Reederei CMA CGM übernahm den Konkurrenten APL aus Singapur. Diese Woche gaben CMA CGM und Cosco zudem die Gründung einer neuen Seefracht-Allianz bekannt.
Die beiden koreanischen Reedereien Hyundai Merchant Marine (HMM) und Hanjin sind in finanziellen Turbulenzen und könnten eventuell ebenfalls zusammengehen. Hintergrund sind die Überkapazitäten im Markt und die anhaltend niedrigen Frachtraten auf wichtigen Hauptrouten, die bei den Reedereien auf die Erlöse drücken.
Bisher keine Containerriesen in der Hapag-Lloyd-Flotte
Für Hapag-Lloyd wäre auch das Orderbuch der Araber attraktiv. UASC hat 17 Schiffe in Auftrag gegeben, davon sechs mit 18.800 TEU und elf mit 15.000 TEU Tragfähigkeit. Damit hätte Hapag-Lloyd dann den Schritt in die Größenklasse der Containerriesen mit 19.000 TEU gemacht. Bislang zögerten die Hamburger, in dieser Klasse zu investieren, weil die wirtschaftlichen Vorteile immer größerer Containerschiffe bei mangelnder Auslastung wegfallen.
Bei einer erfolgreichen Fusion würden die arabischen Staatsfonds, denen UASC bislang gehört, zum größten Aktionär bei Hapag-Lloyd aufsteigen. Entsprechend ihrem Gewicht würden sie rund 28 Prozent halten, die heutigen Aktionäre rund 72 Prozent. Bislang gehört Hapag-Lloyd zu 31,4 Prozent CSAV, zu 20,6 Prozent der Stadt Hamburg und zu 20,2 Prozent dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne.
Diese drei Eigner haben ihre Anteile gepoolt und treffen gemeinsame Entscheidungen. Weitere Aktionäre sind die Tui, die sich gern von ihren Anteilen trennen würde, mit 12,3 Prozent sowie Streubesitz. (dpa/ag)