Hannover. Die deutsche Industrie ist mit größtenteils optimistischen Prognosen in die Hannover Messe gestartet, die vom 12. bis 16. April 2021 coronabedingt erstmals rein digital stattfindet. „Für die Industrieproduktion erwarten wir ein kräftiges Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, am Montag zum Auftakt der wichtigen Industrieschau. Wegen des anhaltenden Lockdowns rechne der BDI allerdings nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von drei Prozent für dieses Jahr. Damit werde die Prognose vom Jahresbeginn um einen halben Prozentpunkt nach unten angepasst. Voraussetzung sei, dass die pandemiebedingten Einschränkungen bis zum frühen Herbst weitestgehend zurückgefahren werden und dass das verarbeitende Gewerbe von keinen weiteren Auflagen betroffen ist, betont der Verband.
Maschinen- und Anlagenbau erhöht Prognose
Auch der deutsche Maschinen- und Anlagenbau rechnet damit, im laufenden Jahr den schweren konjunkturellen Corona-Rückschlag zumindest teilweise wieder aufzuholen. „Insbesondere die Aussichten für weiteres Wachstum in China und anderen asiatischen Ländern sowie den USA sind gut. Der Auftragseingang liegt klar auf Wachstumskurs“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen in einer Online-Pressekonferenz vor der Eröffnung der Hannover Messe. Die Chancen, dass die Produktion ab dem zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr wieder wächst, seien ebenfalls gut. „Daher erhöhen wir unsere bisherige Prognose um drei Prozentpunkte und erwarten nun für 2021 ein reales Produktionswachstum von sieben Prozent", so Haeusgen.
Bestätigt wird dieser Optimismus durch eine neue Corona-Blitzumfrage des VDMA, an der 726 Mitgliedsfirmen teilnahmen. Demzufolge hat jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) keine Probleme mit Auftragseinbußen oder gar Stornierungen, weitere 40 Prozent nur geringe Schwierigkeiten. 24 Prozent aller Unternehmen erwarten demnach weiter abnehmende Probleme auf der Nachfrageseite. Allerdings klage etwa ein Viertel der Maschinenbaufirmen über Produktionsbehinderungen infolge von Engpässen in den Lieferketten.
Lieferengpässe vor allem in der Elektroindustrie
Die Unternehmen der Elektroindustrie blicken ebenfalls vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2021. „Wir erwarten für die Branche ein Produktionswachstum von fünf Prozent und könnten so vier Fünftel des letztjährigen Produktionsrückgangs wieder aufholen“, sagte Gunther Kegel, Präsident des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) anlässlich der Hannover Messe. Dafür spreche, dass wichtige Stimmungsindikatoren wie Lagebewertung, Geschäftserwartungen und damit das Geschäftsklima insgesamt seit dem Sommer angestiegen seien. Sorgen bereiten der Branche dagegen zum Teil Engpässe bei der Beschaffung von Vorleistungen. Lieferschwierigkeiten gebe es unter anderem bei Mikrochips, Kunststoffen, Stahl und Kupfer. Diese angebotsseitigen Knappheiten verschärften sich noch durch zum Teil deutliche Transportprobleme. „Knappe Transportkapazitäten führen zu deutlich höheren Kosten bei gleichzeitig längeren Lieferzeiten“, berichtete Kegel von den Schwierigkeiten der Unternehmen. (mh)