Hamburg. Der Hamburger Hafen wächst nicht. In den ersten neun Monaten des Jahres bewegten sich die Umschlagzahlen weitgehend auf dem Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums, teilte die Marketinggesellschaft des Hafens am Mittwoch in Hamburg mit. Auch für das Gesamtjahr sieht die Perspektive nicht anders aus. „Wenn wir den Umschlag des Vorjahres erreichen, dann sind wir zufrieden“, sagten unisono Ingo Egloff und Axel Mattern, die beiden Vorstände der Marketing-Gesellschaft des Hafens.
Der gesamte Güterumschlag erhöhte sich in den ersten neun Monaten um 0,3 Prozent auf 105 Millionen Tonnen, der wichtige Containerumschlag ging um 0,1 Prozent auf 6,7 Millionen Standardcontainer (TEU) zurück. Das dritte Quartal für sich genommen sah jedoch etwas besser aus; Verluste aus dem ersten Halbjahr wurden mit einem leichten Wachstum von jeweils mehr als zwei Prozent ungefähr ausgeglichen. Der Handel mit China, dem mit Abstand wichtigsten Partner des Hafens, erhöhte sich um 0,6 Prozent, und auch der Russland-Handel zog um 4,4 Prozent an. Einbrüche im Verkehr mit diesen beiden Handelspartnern hatten den Hafen im vergangenen Jahr nach unten gezogen.
Der Hamburger Hafenumschlag ist damit ungefähr auf dem gleichen Stand wie vor zehn Jahren. Der Hafen von Antwerpen ist an Hamburg vorbeigezogen und nimmt nun als Containerhafen den zweiten Platz in Europa nach Rotterdam ein. Doch hinter der Oberfläche der Zahlen verbergen sich tiefgreifende Änderungen. „Es ist nicht sinnvoll, nur Container zu zählen“, sagte Mattern. Jens Meier, der Chef der Hafenbehörde HPA, wies auf Investitionen in die Infrastruktur des Hafens in Höhe von 450 Millionen Euro seit 2008 hin. Damit sei die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens deutlich verbessert worden.
Als großes Plus im Wettbewerb mit den anderen großen Containerhäfen in Nordwesteuropa gilt vor allem die gute Eisenbahnanbindung des Hamburger Hafens. Mehr als 200 Güterzüge erreichen oder verlassen täglich Europas größten Eisenbahnhafen und verbinden die Hansestadt mit allen Wirtschaftsregionen im Binnenland. Damit liegt Hamburg weit vor der Konkurrenz. Auch in den ersten neun Monaten wuchs die per Eisenbahn transportierte Gütermenge um 3,1 Prozent.
Mit der erneuerten Infrastruktur und den guten Verbindungen ins Hinterland fühlt sich der Hamburger Hafen gerüstet für neues Wachstum. Die Hoffnungen richten sich auf den Dezember, wenn das Bundesverwaltungsgericht über die Elbvertiefung entscheidet. Die Hafenwirtschaft erwartet, dass die Leipziger Richter die Elbvertiefung unter Auflagen für zulässig erklären.
Hilfreich wäre zudem ein höherer Ölpreis. Das würde einerseits den Handel mit Russland beleben, weil das Land von Öl und Gas lebt. Und andererseits könnte ein höherer Ölpreis die Zulieferverkehre über den Hamburger Hafen wieder ankurbeln. Gegenwärtig fahren einige große Schiffe aus Asien direkt in die Ostsee zu den Häfen Göteborg oder Danzig. Das rechnet sich jedoch nur bei ausreichend großen Transportmengen und günstigen Treibstoffpreisen. (dpa/ag)