Brunsbüttel. Der Elbmündungshafen Brunsbüttel wird Deutschlands erster Seehafen sein, in dem eine Direktversorgung von Seeschiffen mit verflüssigtem Erdgas (LNG) möglich sein wird. „Wir bieten diesen Service bereits ab November an", erklärte Frank Schnabel, Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports, der VerkehrsRundschau. Der zur mittelständischen Hafen- und Schifffahrtsgruppe „Schramm-Group" gehörende Hafen verwirklicht diesen Service nicht allein, sondern im Rahmen einer Kooperation mit dem norwegischen Unternehmen Gasnor AS. Der Betrieb hat sich auf den Vertrieb und die Verteilung von Gas, sei es LNG oder als komprimiertes Erdgas (CNG), spezialisiert. Aufgrund seiner umfangreichen Erfahrung seien die Norweger „der ideale Partner" beim Thema LNG-Bebunkerung, ist Schnabel überzeugt. So hat Gasnor bereits 2003 eine erste LNG-Produktionsstätte eingerichtet.
Norweger suchten für Reederei-Kunden nach geeignetem Standort
Die Verhandlungen über die diese Kooperation zogen sich über mehrere Monate hin. Schnabel: „Gasnor hat hier im Auftrag von Reedereien nach einem geeigneten Standort und Partner in Deutschland gesucht. So kamen wir zusammen." Für den Hafenmanager kann Brunsbüttel mit einer Vielzahl von Trümpfen auch für dieses Geschäft aufwarten. „An diesem Hafen laufen bedeutende Teile des Schiffsverkehrs zwischen der Nord- und Ostsee vorbei. Zudem haben wir die erforderlichen Flächen, um, allerdings in einem späteren Stadium, auch einen LNG-Terminal zu errichten. Und wir haben bereits praktische Erfahrungen im Umgang mit gasförmigen Stoffen. Denn wir schlagen bereits Propangas um." Die Flächen, auf denen ein LNG-Terminal erreichtet werden können, gehören der Hafengesellschaft. Aktuell laufen bereits die Gespräche mit den zuständigen Fachbehörden über den Bau einer solchen Anlage. Dabei ist es für Schnabel vorstellbar, den Terminal auch im Rahmen einer Beteiligungsgesellschaft mit Gasnor zu errichten, wenn sich das als zweckmäßig erweisen sollte.
Für 2015 stehen deutlich verschärfte Schwefelnormen ins Haus
In der Startphase geht es jedoch mit einem Mobilservice los, das heißt, die Schiffe werden über einen Spezial-Tanklastzug mit dem klimafreundlichen LNG versorgt. Schnabel: „Das Thema LNG wird für die Reedereien im Nord- und Ostseebereich immer wichtiger." Denn ab 2015 werden die Normen für den Schwefelanteil im herkömmlichen Schiffstreibstoff noch einmal deutlich verschärft. Reedereien erwarten als Folge dieser Maßnahme, dass sich die heute schon hohen Preise für Schiffstreibstoff dann noch einmal deutlich verteuern. LNG gilt aber gegenwärtig schon als sehr günstiger Treibstoff. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Reedereien in den LNG-Antrieb investieren – sei es im Zuge einer Nachrüstung eines Bestandsschiffes oder dem Einbau entsprechender Technik in einen Schiffsneubau – ist die Versorgungssicherheit.
Zwar haben sich auch andere deutsche Seehäfen, nämlich Rostock, Lübeck oder auch Hamburg, mit dem Thema LNG-Terminal bereits beschäftigt. Doch konkretere Schritte sind noch nicht eingeleitet worden. Der Hafen Brunsbüttel bietet zudem den Vorteil, dass eine entsprechende LNG-Versorgungseinrichtung weitab jeder Wohnbebauung steht. Im direkten Umfeld des Hafens sind heute bereits zahlreiche Unternehmen aus der Chemie und Petrochemie angesiedelt.
Brunsbüttel setzt auf einen breiten Ladungsmix aus Stückgut- und auch Massengut. Große Ambitionen hat der Hafen auch auf dem Gebiet der Offshore-Windenergie. (eha)