Grüne wettern gegen den Langen

Bündnis 90/Die Grünen sehen ihre Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von Lang-Lkw auf deutschen Straßen bestätigt. Neben den Zweifeln an den von der Wirtschaft behaupteten Effizienzgewinnen und Kraftstoffersparnissen problematisiert die Bundestagsfraktion jetzt die Eignung der Fahrzeuge für die Infrastruktur. "Die Bundesregierung hat bestätigt, dass die Nothaltebuchten in langen Tunneln nicht für Lang-Lkw bemessen sind. Das heißt, die Nothaltebuchten sind zu kurz", bekräftigte der verkehrspolitische Sprecher Stephan Kühn seine Bedenken gegenüber der VerkehrsRundschau. Kein Durchkommen bei Unfällen Kühn stützt seine Position auf die Antwort des Verkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion. Nur "bei einer um ein Drittel verlängerten Nothaltebucht im Vergleich zum aktuellen Regelwerk würden alle Lang-Lkw-Typen vollständig einfahren können", heißt es dort. Bei einem Unfall würden viele Lang-Lkw in die rechte Fahrbahn ragen, betonte Kühn. Dies gefährde den fließenden Verkehr und behindere und verzögere im Katastrophenfall die Räumung eines Straßentunnels. "Genau das ist der Grund, warum die österreichische Infrastrukturgesellschaft Asfinag Lang-Lkw aus ihren Tunneln fernhalten will". Das Verkehrsministerium stellt sich damit hinter die Ergebnisse des im September vergangenen Jahres vorgelegten Zwischenberichts der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zum Anfang 2012 begonnenen Feldversuch mit Lang-Lkw. Darin heißt es wörtlich: "Lang-Lkw vom Typ zwei und drei (L=25,25 m) ragen hingegen deutlich in den Verkehrsraum (bis zu 1,90 m) und können so zu einer erheblichen Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs führen". Doch sei dieser Sicherheitsaspekt aufgrund der noch überschaubaren Anzahl von eingesetzten Lang-Lkw "derzeit noch als gering einzustufen". Allerdings, so die BASt-Experten, sollte bei einer Zunahme dieser Fahrzeuge eine Verlängerung der Nothaltebuchten erwogen werden. Nach Auskunft des Verkehrsministeriums sind "bislang 112 Lang-Lkw von 42 teilnehmenden Unternehmen" gemeldet worden. Im Gegensatz zu Nothaltebuchten in Tunneln bewertet die BASt die in der Regel längeren Nothaltebuchten auf freier Strecke für Lang-Lkw als "problemlos". In einer "vorläufigen Gesamtbetrachtung" kommt die Bundesbehörde zu dem Ergebnis, dass die mit einem Einsatz von Lang-Lkw identifizierten Risiken "hinnehmbar oder zumindest beherrschbar" seien. Parkplatzsuche mit Überlänge Kühn bemängelt zudem die aus seiner Sicht ungelöste Frage des Parkraums für Lang-Lkw auf Autobahnstellplätzen. Der Verweis auf die Längsparkstreifen und die Stellplätze für Großraum- und Schwertransporte helfe nicht weiter. Der Bundesregierung liege keine genaue Anzahl vor, wie viele Parkmöglichkeiten es gibt. Sie sieht aber laut ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Grünen keinen Bedarf, sämtliche Lkw-Parkplätze an die Dimensionen der Lang-Lkw anzupassen. Die Allianz pro Schiene stützt die Bedenken der Grünen. "Zu kurze Nothaltebuchten in Tunneln sind lediglich ein Beispiel dafür, dass der Einsatz von Lang-Lkw erhebliche Steuergelder für die Anpassung der Infrastruktur verschlingen wird", erklärte Geschäftsführer Dirk Flege auf Anfrage. Die Allgemeinheit solle zahlen, damit Lkw-Verkehr billiger werde und Fracht von der Schiene auf die Straße verlagert werde. "Das ist eine absurde Verkehrspolitik". Zweifel an CO2-Ersparnis Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stephan Kühn, zweifelt an den Ergebnissen des Feldversuchs zu den CO2-Einsparungen. Kühn sieht in den Werten, die die Bundesregierung mit 15 bis 25 Prozent weniger CO2-Emissionen angibt, lediglich Spitzenwerte bei Maximalauslastung. Diese werde aber im Alltag nicht erreicht, so der Grünen-Politiker. Außerdem kritisiert Kühn, dass Verlagerungseffekte von der Schiene auf die Straße ausgeblendet werden. Aus der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen geht hervor, dass bislang 112 Lang-Lkw von 42 am Feldversuch teilnehmenden Unternehmen gemeldet sind. 17 Prozent aller Fahrten von 3 der teilnehmenden Unternehmen fanden im Rahmen des Kombinierten Verkehrs statt. ks

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