Magdeburg/Berlin. Der Wasserstand der Binnenelbe hat im vergangenen Jahr an 240 Tagen weniger als 1,40 Meter betragen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Steffi Lemke hervor. Damit lagen die Fahrrinnentiefen zwischen der tschechischen Grenze und Geesthacht kurz vor Hamburg zu rund zwei Dritteln des Jahres unter dem angestrebten Unterhaltungsziel.
Vertreter des Bundes und mehrerer Länder sowie von Naturschutz- und Wirtschaftsverbänden hatten sich 2017 auf ein langfristiges Entwicklungskonzept für den Fluss verständigt. Es sieht vor, dass die Fahrrinne für einen Großteil des Jahres im Durchschnitt 1,40 Meter tief sein soll. Das Konzept und die jetzt veröffentlichten Daten beziehen sich nicht auf den Elbabschnitt stromabwärts von Geesthacht, an dem auch der Hamburger Hafen liegt.
Elbe als Transportweg für die Binnenschifffahrt ohne Zukunft
Die Grünen sehen die niedrigen Wasserstände als Beleg, dass die Elbe als Transportweg für die Binnenschifffahrt keine Zukunft hat. «Die Elbe ist keine wirtschaftlich zu betreibende Wasserstraße», sagte Lemke der Deutschen Presse-Agentur. 2018 sei die Binnenelbe in Deutschland mehr als die Hälfte des Jahres überhaupt nicht für Güterschiffe befahrbar gewesen. Auch wenn die Lage im vergangenen Jahr wegen des trockenen Sommers besonders dramatisch gewesen sei, bilde 2018 keine Ausnahme. Auch in den Jahren davor sei die Situation ähnlich gewesen.
Lemke führt dazu auch die Transportmengen an, die auf der Elbe transportiert wurden. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf Lemkes Anfrage hervorgeht, wurden 2018 auf der Stadtstrecke Magdeburg 192.601 Gütertonnen registriert. 2015 waren es noch rund 367.000 Tonnen. An der Schleuse Geesthacht wurden 2018 rund 8,55 Millionen Gütertonnen gezählt. Auch hier ging die Menge deutlich zurück, 2015 lag der Wert bei 11,18 Millionen Tonnen.
Für die Grünen-Abgeordnete aus Sachsen-Anhalt zeigen die Daten, dass gegen extreme Niedrigwasserstände auch keine Baumaßnahmen helfen. Tschechien plant weitere Staustufen, mit dem Bau könnte 2022 begonnen werden. Lemke kritisierte, fehlendes Wasser könne nicht herbeigebaut werden. Tschechien müsse die Pläne aufgeben. „Deren Bau verändert an der Nicht-Schiffbarkeit der deutschen Elbe nichts”, sagte Lemke. Auch der Umweltverband BUND erklärte, ein planbarer, verlässlicher Gütertransport auf der Elbe sei eine Utopie.
Statt auf den Güterverkehr sollte aus Sicht der Grünen mehr auf Tourismus und Naturschutz an der Elbe geschaut werden. „Die artenreiche Flusslandschaft Elbe bietet ein riesiges Potenzial für Natur- und Hochwasserschutz und naturnahen Tourismus”, sagte Lemke.
„Wir müssen dieses Potenzial und die damit verbundene Wirtschaftskraft für die Region endlich sinnvoll nutzen.” Dafür müssten die ebenfalls im Gesamtkonzept Elbe festgelegten Ziele für den Naturschutz angegangen und umgesetzt werden. (dpa)