Ganz schön smart - der neue Smart!

Gerade einmal 7,5 Stunden - und ein Smart-Zweisitzer (Fortwo) ist gebaut", erzählt Patrick Sueur stolz. Rund 500 Teile werden in das Fahrzeug insgesamt verbaut. "Und für unseren neuen Fortwo, der im November 2014 auf den Markt kommt, brauchen wir die gleiche Zeit", sagt er. Patrick Sueur muss es wissen. Seit 1997 ist er in "Smartville" als Logistikverantwortlicher im Inbound beschäftigt, das 1994 auf einem 70 Hektar großen Gelände im französischen Hambach entstand, wo bis heute 1,6 Millionen Fahrzeuge im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt wurden (siehe Kasten Seite 21). 1600 Beschäftigte arbeiten hier: rund 800 Mitarbeiter von Smart und rund 800 Mitarbeiter der sieben Systempartner (Zulieferer) großer Teile, die kreuzförmig um das Smart-Endmontage-Werk angeordnet sind. Auch Smart-Logistikleiter Guy Siebert ist hier beschäftigt, ebenso wie über 100 Mitarbeiter des Logistikdienstleisters Panopa Logistique France, einer Tochtergesellschaft der zur Imperial Logistics International-Gruppe gehörenden Panopa Logistik, Duisburg. Seit 1998 arbeitet Panopa mit Smart in Hambach zusammen. "Wir haben dort ganz klein anfangen", erinnert sich Rüdiger Buß, CEO des Unternehmens (siehe Kasten Seite 23). "Damals waren wir nur für das Transportmanagement der Trailer auf dem Werksgelände zuständig." Und mit jeder Ausschreibung gewann das Unternehmen weiteres Geschäft dazu. "Seit 2013 sind wir sogar Lead Logistics Provider von Smart", erzählt Buß stolz. Ein logistischer Großauftrag, der es in sich hat, wie sich im Verlauf des Gesprächs mit Rüdiger Buß, Charles Braun, Geschäftsführer Panopa Logistique France und den beiden Smart-Logistikmanagern Guy Siebert und Patrick Sueur zeigen wird. Denn eines steht fest, am Standort Hambach stehen derzeit große Änderungen an - auch und gerade in der Inbound-Logistik. Hintergrund dafür ist die strategische Allianz, die die beiden Konzerne Daimler und Renault-Nissan in 2010 im Klein- und Kompaktwagensegment geschlossen haben. Schon in knapp zwei Monaten, im November, wollen sie nun die Früchte ihrer Allianz präsentieren: den neuen Zweisitzer Smart Fortwo und den neuen Viersitzer Smart Forfour, der im Renault-Werk im slowenischen Novo Mesto produziert wird. Fertigungstiefe von Smart erhöht sich Um das zu stemmen, wurde die Inbound-Logistik in Hambach, das zeigt das Gespräch mit den Logistikverantwortlichen von Smart und Panopa, nahezu komplett umgestellt. Wie genau, beschreibt Logistikleiter Siebert: "Bislang verfolgte Smart mit seinen Zulieferpartnern in Hambach eine Modulstrategie. Diese sind um unser Smart-Werk kreuzförmig angesiedelt und liefern just in sequence ihre produzierten und vormontierten Bauteile an unser Band. Die Fertigungstiefe von Smart lag also bislang bei zehn Prozent. Durch die Allianz mit Renault werden wir wohl 20 bis 30 Prozent haben", führt Siebert aus. Denn künftig werde man sich einige der Bauteile mit dem neuen Viersitzer Forfour teilen, der nun im Renault-Werk in Novo Mesto gebaut wird. "Durch dieses Mehr an Fertigungstiefe erhöht sich die Zahl unserer Lieferanten", präzisiert sein Logistikkollege Sueur. "Außerdem werden wir viele neue Partner von Renault aufschalten, die noch nicht mit Daimler gearbeitet haben." Viele davon sitzen in Osteuropa. "Unser Beschaffungsschwerpunkt verlagert sich also stärker in den Osten", sagt Sueur. Mit der Folge, dass sich die Transportdistanzen der Lieferanten erhöhen. Aufbau neuer Transportorganisation Dazu kommt, ergänzt Siebert, dass Smart aufgrund seiner Modulstrategie bislang keine eigene Transportorganisation benötigte, da alle relevanten Zulieferer auf dem Werksgelände saßen. Auch das ändert sich mit den neuen Lieferanten. "Wir mussten auch eine Transportorganisation neu aufbauen", sagt Siebert. Dafür habe man den Logistikprovider E-Logistik beauftragt. "Er holt von unseren neuen Lieferanten nun den Großteil unserer benötigten Teile ab", erklärt Siebert. Und was ändert sich durch die Neuerungen für Panopa? Welche Rolle wird der Logistikdienstleister in Zukunft für Smart einnehmen? "Das Aufgabenspektrum von Panopa wird deutlich umfangreicher", betont Sueur, der dafür Hand in Hand mit den Panopa-Verantwortlichen arbeitet. Bislang sei das Unternehmen lediglich für den Wareneingang und die Bandbelieferung zuständig gewesen, erläutert Sueur. Nun werde das Aufgabengebiet für Panopa deutlich komplexer und umfangreicher. Dreh- und Angelpunkt der verstärkten Zusammenarbeit ist das neue Plant Consolidation Center (PCC). "Damit verantworten wir nun die komplette Verkehrssteuerung in Smartville", führt Charles Braun aus. "Wir haben dafür einen speziellen ,One entry point' eingerichtet, über den wir nun zentral für Smart und die Systempartner alle ein- und ausgehenden Zuliefertransporte und Leergutabholungen steuern." In das neue, 17.000 Quadratmeter große Center hat Panopa erhebliche Summen investiert - davon den Großteil in ein neues IT-System, Transportequipment, eine Regalanlage mit über 2100 Stellplätzen und Scanner. "Unsere Lagerfläche wird sich in Hambach damit fast ums Dreifache vergrößern", sagt Braun. Stolz ist er aber vor allem auf die neue Software, die Panopa für Smart entwickelt hat. Weitere logistische Aufgaben, die Panopa nun im Zuge des Logistik-Umbaus für Smart übernimmt, sind das Ein- und Auslagern aller angelieferten Fahrzeugteile, das Leergutmanagement, der Transport von Wechselbrücken und Trailern auf Abruf entsprechend der Kanban-Produktionsprozess-Steuerung, die behälterbezogene Sequenzierung der Komponenten sowie die Just-in-time-Anlieferung ans Band. Kompliziert: die Platznot am Band "Über 260.000 Ladungsträger müssen wir dafür jährlich im Wareneingang logistisch händeln; und im Warenausgang sind es jährlich 220.000 Groß- und 700.000 Kleinladungsträger", fasst Braun zusammen. Ist das mit der bestehenden Mannschaft noch machbar? Da lächelt er: "Wir haben unsere Mitarbeiterzahl auf dem Werksgelände verdoppelt. Insgesamt 30 Beschäftigte haben wir zusätzlich eingestellt und auf die neuen Logistikprozesse geschult." Und was ist im Moment die größte Herausforderung in der Logistik? "Wir produzieren derzeit parallel zwei unterschiedliche Fahrzeugmodelle in einem Werk, das ursprünglich für die Produktion eines Modells konzipiert worden ist", bringt Siebert die augenblickliche Situation auf den Punkt. "Unser größtes Problem ist also schlichtweg der Platzmangel", so der Logistikleiter. Besonders kompliziert sei die Platznot am Band, am Verbauort der Teile. "Deshalb aber haben wir uns ja entschieden, die neuen Logistikprozesse im Zusammenspiel mit Panopa zu implementieren", sagt er. "Mittlerweile aber", zeigt sich Sueur zuversichtlich, "haben wir die Prozesse im Griff, auch wenn wir noch einzelne Detailfragen klären und abstimmen müssen." Auch wenn also hier und da noch Detailarbeit bis zum Verkaufsstart des neuen Fortwo im November zu leisten ist: Die logistischen Prozesse stehen. Und die Feierlaune lassen sich Smart und Panopa trotz Termindruck nicht verderben. So wurde im Mai die Schlüsselübergabe für das neue Plant Consolidation Center in Hambach kräftig gefeiert - gemeinsam mit viel Polit- und Wirtschaftsprominenz, etwa Sous-Préfet Salin der Region Lothringen und Joachim Betker, Präsident von Smart Frankreich. Und sollte der neue Smart-Zweisitzer zum Verkaufsschlager werden, wird es bei dieser Feier wohl nicht bleiben. Das aber steht noch in den Sternen. Daten + Fakten Der Smart-Zweisitzer: Die Logistikpartner im Überblick "Smart" - schnell, gewitzt und schlau. Unter diesem pfiffigen Namen wurde 1994 erstmals der Cityflitzer "Smart" präsentiert. Die Idee dazu hatte ursprünglich Nicolas Hayek, Chef der Swatch-Gruppe. Mittlerweile gehört die Marke zum Daimler-Konzern.2010 vereinbarten Daimler und Renault-Nissan eine strategische Allianz im Klein- und Kompaktwagensegment. Gemeinsame Projekte dafür sind der neue Zweisitzer Smart Fortwo, der auch künftig in Hambach gefertigt wird, und der neue Viersitzer Smart Forfour, der in Novo Mesto/Slowenien gebaut wird. Verkaufsstart beider Modelle ist im November 2014.Die Panopa Logistik GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der international tätigen Imperial Logistics International-Gruppe. 2013 erwirtschaftete Panopa mit 4000 Mitarbeitern einen Umsatz von 400 Millionen Euro. Der Kontraktlogistikdienstleister hat 70 Standorte in Europa, China und den USA. eh

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