Sindelfingen. Jahrzehntelang war das Modell des Gebietsspediteurs in der Automobilbranche ein gängiges Modell, das nicht in Frage gestellt wurde. Auf der Konferenz der VerkehrsRundschau „Perspektiven der Automobillogistik“ in Sindelfingen wurde deutlich, dass sich hier ein Paradigmenwechsel abzeichnet.
Beispielsweise prüft VW derzeit, ob in seiner Beschaffungslogistik das Gebietsspediteursmodell in Deutschland und Europa nach wie vor noch so zur Anwendung kommt wie derzeit. So hat VW in Bratislava das Modell umgestellt, sagte Matthias Braun, Leiter Inbound Logistik Material bei der Vokswagen AG in Wolfsburg, auf der Konferenz vor über 60 Teilnehmern. Dort gibt es als Pilotmodell ein Cross-Docking-Center, in dem die Teile der Automobilzulieferer angeliefert und gebündelt werden. Von da aus geht es dann nach Möglichkeit mit vollen LKW direkt in die Werke des Konzerns. Für die regionale Anlieferung an das Cross-Dock sind verschiedene Speditionen zuständig. Das Cross-Docking-Center selbst betreibt die Duvenbeck-Gruppe und wiederum andere Spediteure übernehmen den Transport zu den Werken.
Auch die Daimler AG zieht einen Teil der Beschaffungsverkehre über Konsolidierungscenter, wie Michael Hofmann, verantwortlich für weltweite Transporte von Material und Teilen bei Europe Inbound Logistics Networks EU bei der Daimler AG, auf der Veranstaltung sagte. „Dazu braucht es aber ein entsprechend hohes Aufkommen“, so Hofmann.
Professor Iskan befürchtet eine Filetierung des Gebietsspediteurswesens
Professor Stefan Iskan von der University of Applied Sciences in Ludwigshafen kritisierte das Vorhaben von Autohersteller VW: „Hier wird eine Filetierung des Gebietsspediteurswesen vorgenommen.“ Spediteure, die bislang als Gebietsspediteur in ihrer Region sämtliche Aufgaben übernommen hätten, könnten sich jetzt nur noch mit bestimmten Tätigkeiten begnügen, die womöglich nicht kostendeckend betrieben werden können. Thomas Duvenbeck, geschäftsführender Gesellschafter der Duvenbeck Holding, gab Iskan zwar Recht, dass eine solche Entwicklung die Folge sein könne. Aber er könne auch die Strategie der Automobilhersteller nachvollziehen, die in dem neuen Modell „sofort sehen können, wo die Probleme liegen.“ „Ein Dienstleister muss mit diesen Gegebenheiten leben und sehen, dass er sich in diesem Prozess immer wieder neu optimiert und neue Themenfelder findet, in denen er etwas verdienen kann“, lautete seine Empfehlung. (cd)
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