Nürnberg. Im laufenden Jahr wird der Logistikmarkt in Deutschland voraussichtlich nur leicht wachsen oder sogar stagnieren. Die Wissenschaftler der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS in Nürnberg gehen in einer aktuellen Hochrechnung für das Jahr 2013 von einem Prognosekorridor zwischen minus 1 Prozent (Worst Case) und plus 3 Prozent (Best Case) für den Gesamtmarkt aus. In den Jahren 2010 und 2011 wuchs der Logistikmarkt noch jeweils um 6 Prozent. Allerdings ging 2009 krisenbedingt ein drastischer Markteinbruch von 9 Prozent voraus.
Im Jahr 2012 ist der Gesamtmarkt von etwa 228 Milliarden Euro nach vorläufigen Zahlen der Fraunhofer-Forscher um 2 Prozent gewachsen. „Dieses Wachstum fußt jedoch zum großen Teil auf der Zunahme der Kosten, insbesondere bei Treibstoff und Personal, weniger auf mehr Sendungen beziehungsweise Aufkommen“, erklärte Studienleiter Professor Christian Kille am Mittwoch auf einer Pressekonferenz auf der Messe Transport Logistic in München. Inflationsbereinigt (netto) dürfte damit die Logistikbranche im Jahr 2012 kaum gewachsen sein und für das Jahr 2013 droht sogar ein Rückgang. Die Inflationsrate lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2012 bei 2,0 Prozent, für das laufende Jahr soll sie laut amtlichen Prognosen etwas geringer ausfallen.
Schlechte Aussichten für Dienstleistermarkt
Noch düsterer die vorläufigen Zahlen für den Logistikdienstleistungsmarkt, der rund 50 Prozent des Gesamtlogistikmarktes ausmacht. Von den 228 Milliarden Euro Marktvolumen entfällt ungefähr die Hälfte der Logistikleistungen auf die Logistikdienstleister (Outsourcing-Anteil), der Rest auf die Leistungen, die Industrie- und Handelsunternehmen mit ihren eigenen Logistikabteilungen erwirtschaftet haben. Dieser Insourcing-Anteil hat von 2011 auf 2012 nur geringfügig (unter ein Prozent) abgenommen, erläuterte Professor Kille.
Für die Leistungen (Outsourcing-Anteil) der Transporteure, Spediteure sowie Lager- und Umschagsunternehmen von insgesamt rund 114 Milliarden Euro (2012) prognostiziert Kille für 2013 eine Entwicklung von brutto minus 2 bis plus 2 Prozent. Inflationsbereinigt bedeutet dies ebenfalls eine Stagnation oder sogar Rückgang des Logistikdienstleistungsmarktes.
Beste Aussichten für KEP-Markt
Die größten Brutto-Wachstumschancen in 2013 hat laut der Studie das Segment Kurier, Express und Paket (KEP) mit minus 1 bis plus vier Prozent. Die größten Risiken zeigt die Seefracht mit einer Spannbreite von minus 3 bis plus 2 Prozent. Der landgebundene Ladungsverkehr weist mit einer Prognosespanne von minus 2 bis plus 3 Prozent ebenfalls hohe Risiken auf. Relativ stabil hingegen die industrielle Kontraktlogistik mit einer Wachstumserwartung von 0 bis plus 3 Prozent und die Konsumgüterkontraktlogistik mit null bis zwei Prozent.
Ergänzung zur Top-100-Studie
Die auf der Messe Transport Logistic präsentierte Prognose-Studie „Challenges 2013“ ergänzt die bekannte Fraunhofer-Studie „Top 100 der Logistik“. Während die im Herbst erscheinende Top-100-Studie rückwirkend Marktvolumen und Beschäftigungszahlen der Logistik anhand von amtlichen Statistiken bestimmt, liefert die im Frühjahr erscheinende Challenges-Studie eine erste Prognose für das gerade laufende Jahr.
Außerdem finden sich in der Challenges-Studie Angaben zur Markverteilung (Outsourcing-Anteil), Konzentrationsgrad, Eigenkapital-Quoten und EBIT-Margen in 13 definierten Teilmärkten der Logistikbranche. Diese fußen unter anderem auf Daten von insgesamt 280 Unternehmen, die jeweils ausschließlich in einem der Marktsegmente aktiv sind. Zahlen von Logistikkonzernen, die in mehreren Segmenten aktiv sind, wurden für diese Analyse nicht verwendet, erklärte Studienautor Martin Schwemmer vom Fraunhofer SCS gegenüber der VerkehrsRundschau.
Durchschnittsmarge von 3,2 Prozent
Die durchschnittliche Rentabilität der analysierten 280 Logistikdienstleister lag für das Jahr 2011 bei 3,2 Prozent (2010 ebenfalls 3,2%). Die höchsten Margen erzielten demnach die Bereiche Terminaldienste und Warehousing (6,2%), Spezialisierte Netzwerktransporte (6,0%) und KEP (5,2%). Die niedrigsten Margen in den 13 Teilmärkten weisen in der Untersuchung die industrielle Kontraktlogistik (2,5%), Ladungsverkehre landgebunden (1,9%) und Stückgutverkehre landgebunden (1,4%) auf. (ak)