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Transport Logistic: Streit um Liefertreue der Spediteure

05.06.2013 10:53 Uhr
Transport Logistic: Streit um Liefertreue der Spediteure
Diskutierten kontrovers (von links): Bernhard Simon (Dachser), Thomas Wimmer (Moderator), Sylvia Opiela (Henkel AG) und Karl May (BMW)
© Foto: Messe München/Alex Schelbert

Zum Auftakt der Logistikmesse Transport Logistic 2013 beklagen die Verlader die mangelhafte Liefertreue der Logistikdienstleister.

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München. Mit einem kleinen Streit startete in München die Transport Logistic 2013. Verlader und Logistikdienstleister diskutierten gleich zum Messeauftakt heftig darüber, woran es liege, dass die Liefertreue der Logistikdienstleister in den vergangenen Jahren zurückgegangen sei.

Dienstleister versprechen zu viel

In der Eröffnungsdiskussionsrunde beklagte BMW-Logistikleiter Karl May: „Die Lieferzuverlässigkeit der Logistikdienstleister hat abgenommen.“ Die Einschätzung wurde zusätzlich von einer aktuellen Trendumfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL) bei 1700 Logistikführungskräften unterstützt, die zur Messeeröffnung präsentiert wurde. „Die Dienstleister versprechen oftmals viel, halten dies aber nicht ein“, berichtete May.

Als Vertreter der Spediteure gab Bernhard Simon, Sprecher der Dachser-Geschäftsführung, zu, dass es in bestimmten Fällen und bei bestimmten Dienstleistern solch eine Entwicklung geben könne. Dies habe aber mehrere Gründe, so der Chef des Kemptner Unternehmens. Zum einen sei die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht spurlos an der Speditionsbranche vorbeigegangen. „Die Kapazitäten einiger Dienstleister sind auf Kante genäht, da kann es bei Störungen im Ablauf dann schon mal eng werden.“ Auch beklagte er, dass Verlader oftmals nur auf den besten Preis schauten und nicht auf die Qualität des Anbieters.

„Ich mache die Preise nicht“, sagte dazu BMW-Logistiker May und ergänzte: „Ich bin sogar verpflichtet, den günstigsten Preis zu nehmen.“ So groß sei der Druck bei den Verladern, jedes Jahr Kosteneinsparungen zu erzielen. Eine Effizienzverbesserung von jährlich zwei bis vier Prozent werde von ihm durchaus erwartet. Dieses Optimierungsziel sollten sich auch die Kontraktlogistiker zu Herzen nehmen: „Die Dienstleister müssen ihre Leistungsfähigkeit ebenfalls jährlich verbessern“, forderte May. Denn die Endkunden der Verlader seien nicht bereit, für „nicht wertschöpfende Dinge“, wozu May die Logistik zählt, zu zahlen.

Simon verwies darauf, dass viele Kostenblöcke bei den Logistikdienstleistern nicht optimierbar seien: Dazu zählten Kraftstoff-, Bau- oder Personalkosten. „Das einzig große Optimierungspotenzial liegt im Schnittstellenmanagement“, sagte Simon. Nur: Um hier Erfolge zu erzielen, müssten die Verlader bereit sein, die Outsourcing-Tiefe zu erhöhen und sich damit enger und längerfristiger an einen Dienstleister binden.

Dass hier große Potenziale bestehen, räumte auch Sylvia Opiela vom Konsumgüterhersteller Henkel ein. Die Einkaufsleiterin schlug außerdem vor, die Anforderungen an die Liefergeschwindigkeit zu überdenken, um so erfüllbare Anforderungen an die Dienstleister formulieren zu können. „Es muss nicht immer eine Anlieferung innerhalb von 24 Stunden sein“, stimmte auch Simon zu. „Oft kommt es zu sinnlosen Forderungen der Verkaufsabteilungen der Verlader, die extrem die Kosten und die Komplexität der Logistik erhöhten“, sagte er. Hier müssten dem Verkauf die Zusammenhänge besser erläutert werden.

Laufzeiten leiden unter Infrastruktur

BMW-Logistikleiter May stimmte zwar zu, dass manchmal auch eine 36-Stunden-Lieferung ausreiche. „Mit den steigenden Anforderungen der Kunden müssen alle aber umgehen lernen“, sagte May und betonte noch einmal: „Wir brauchen eine zuverlässige Lieferkette – und das zu hundert Prozent.“ Dachser-Chef Simon verwies dabei auch noch einmal auf die externen Einflussfaktoren: „Viele Transportlaufzeiten sind aufgrund der mangelnden Infrastruktur nicht mehr planbar.“ Baustellen, mangelnde Räumdienste im Winter und andere Engpässe erschwerten eine zu hundert Prozent zuverlässige Liefertreue, so Simon. Auch der Stau an den Rampen des Handels und einiger Industrieläger führe zu starken Verspätungen in der gesamten Logistikkette. „Die überlastete Infrastruktur setzt den Logistikdienstleistern auch Grenzen“, sagte Simon.

Hoffnung, dass sich beim Ausbau der Infrastruktur etwas verbessern könnte, machte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer in seiner Eröffnungsrede: „Sowohl der Finanzminister als auch die Bundeskanzlerin haben erklärt, dass der Verkehrsetat in der kommenden Legislaturperiode strukturell verbessert werden muss“, so der CSU-Politiker. Dies sei ein Erfolg seines stetigen Werbens für mehr Finanzmittel zum Erhalt und Ausbau der Infrastruktur. Konkrete Zahlen zu einer möglichen Erhöhung des Verkehrshaushaltes machte Ramsauer aber nicht. Ebenso schwieg er zu der gescheiterten Einführung einer eigenen Mautklasse für Euro-6-Fahrzeuge. Er bekannte sich erneut zur Mobilität von Gütern und Personen. Zu den großen Herausforderungen der Verkehrspolitik zählte er, das Verkehrswachstum nachhaltig und kosteneffizient zu bewältigen. (ak)

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