Frankfurt/Main. Dachdecker bekommen in der nächsten Zeit im Westen des Frankfurter Flughafens viel zu tun. Dort fliegen die Flugzeuge im Landeanflug niedrig über die Dächer. Dabei entstehende Luftwirbel lassen immer wieder Ziegel herunterstürzen. Um das zu verhindern, beginnt der Flughafenbetreiber Fraport nun mit der Sicherung von Dächern in der Einflugschneise zur neuen Nordwestlandebahn.
Bis zu 3000 Dächer in Flörsheim, Raunheim und Neu-Isenburg sollen gegen Wirbelschleppen landender Flugzeuge gewappnet werden. Dazu werden die Dachziegel mit Metallklammern festgeklemmt. Das Programm, zu dem das Land Fraport verpflichtet hat, werde einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Fraport-Vorstandsmitglied Peter Schmitz. Er machte klar, dass Sanierungen nicht Sache der Fraport seien. Ohnehin fällige Reparaturen fielen in die Pflicht der Hauseigentümer.
Bisher bezahlte Fraport auf dem Kulanzweg Schäden an Dächern, die durch die Wirbel landender Maschinen entstanden. Das kam nach Angaben des Unternehmens etwa 10 bis 20 Mal im Jahr vor. Jahrelang war das rund um den Flughafen kein beherrschendes Thema. Seit Inbetriebnahme der neuen Landebahn im Herbst 2011 wurden die Proteste der Anwohner lauter, das Land reagierte im Mai mit einem Planergänzungsbeschluss.
Dachdecker erkennen sofort, ob ein Schaden durch Wirbelschleppen oder einen Gewittersturm entstanden ist: «Die Wirbelschleppen greifen in der Regel in der Mitte an, Sturm an der Seite», sagte Dachdeckermeister Hans-Georg Roelle, der in den vergangenen Wochen zusammen mit seinem Kollegen Ludwig Held rund 2350 Dächer begutachtet hat. Vorgaben oder Erfahrungen gebe es nicht: „Das ist etwas Neues für Deutschland, bisher gibt es keine Regel für Wirbelschleppen-Sicherung.“
Betroffene Hauseigentümer werden nun angeschrieben, sie müssen einen Antrag auf Dachsicherung bei Fraport stellen. Stelle sich heraus, dass Dächer so schadhaft seien, dass Festklemmen nicht möglich ist, müssten die Eigentümer ihr Dach zunächst auf eigene Kosten reparieren, sagte Schmitz. Bei der ersten Bestandsaufnahme habe sich herausgestellt, dass etwa sechs Prozent der Dächer neu eingedeckt werden müssten und bei gut jedem dritten Dach Sanierungsbedarf bestehe. Für Fälle, in denen Eigentümer die Reparatur nicht bezahlen könnten, werde man «individuelle Lösungen» finden. Und sollte ein Dach nicht gesichert werden - etwa weil kein Antrag gestellt wird - wolle Fraport auch künftig Wirbelschleppen-Schäden beheben. (dpa)