Paris. Wie zuletzt allseits erwartet hat das Handelsgericht in Bobigny am Dienstag die Auflösung des französischen Stückgutspezialisten MoryGlobal verfügt. Für die Verhandlungen über einen Sozialplan für die noch verbliebenen 2150 Beschäftigten räumten die Richter eine Frist bis zum 30. April ein, während derer das Unternehmen seine Aktivitäten noch weiterführen darf. Alle zuletzt noch eingereichten Übernahmeangebote wurden vom Gericht als unzureichend abgelehnt. MoryGlobal, vormals Mory Ducros, hinterlässt einen Nettoverlust von 43 Millionen Euro.
Schon im vergangenen Jahr und vor seiner Übernahme durch den Investor Arcole Industries hatte Frankreichs zweitgrößter Stückgutdienstleister 2900 Mitarbeiter entlassen und war seit dem 10. Februar dieses Jahres wegen Zahlungsunfähigkeit unter gerichtliche Sanierung gestellt. Die noch verbliebenen Beschäftigten bekommen Ende des Monats ihre Entlassungsschreiben zugestellt, erklärte der Anwalt Thomas Hollande, Sohn des Staatspräsidenten und Rechtsvertreter des Betriebskomitees. Für dessen Sekretär Jean-Baptiste Denis von der Gewerkschaft CFTC wird es „nicht leicht sein“ für die Entlassenen, „wieder Arbeit zu finden. Der Stückgutsektor liegt am Boden, der Transportbereich ebenso. Es besteht wenig Hoffnung, bei den Kollegen unterzukommen.“
Arcole Industries ist mehr und mehr ins Zwielicht geraten. Noch vor wenigen Tagen, am 26. März, hatte der Staat das Unternehmen aufgefordert, „seinen Aktionärspflichten nachzukommen und sich an der Finanzierung des Sozialplans zu beteiligen.“ Trotz der beispiellosen Unterstützung durch die öffentlichen Instanzen habe Arcole Industries das Unternehmen nicht saniert. Im Februar vorigen Jahres hatte Paris dem neuen Eigner von MoryGlobal 17,5 Millionen Euro aus dem Fond für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (FDES) geliehen, was die EU-Kommission zu einer Untersuchung bewogen hat. Ein Jahr später urteilte das Handelsgericht in Pontoise, „der Hauptaktionär scheint an dem Vorhaben zur Sanierung von MoryGlobal und seiner Zukunftssicherung nicht mehr interessiert zu sein.“
Im staatlichen ebenso wie im Privatfernsehen wurde das Aus für die Stückgutgruppe gestern als Ausdruck der massiven Krise interpretiert, die das französische Gütertransportgewerbe seit mehreren Jahren insgesamt durchlaufe. Der Marktanteilverlust im EU-Maßstab sei zweistellig und erneut wurden hierfür auch die Konkurrenz von Unternehmen aus Osteuropa und die von dort stammenden Billigfahrer verantwortlich gemacht. (jb)