Paris. Niemand weiß, wie es bei der französischen Fluggesellschaft Air France/KLM nach den Angriffen auf zwei Repräsentanten der Geschäftsführung weitergehen soll. Die Regierung und große Teile des Personals äußerten sich empört bis ratlos. Eine kleine Gruppe von Air France-Mitarbeitern hatte am Montag aus Wut über einen drohenden Jobabbau eine Sitzung des Betriebsrats in der Air-France-Zentrale am Flughafen Charles-de-Gaulle gestürmt und den Personalchef sowie einen anderen hochrangige Manager halbnackt vom Hof gejagt.
Die beiden Männer mussten mit zerrissenen Kleidern von Sicherheitskräften hinter einen Absperrzaun gerettet werden. Bei der Aktion wurden sieben Menschen verletzt, einer sogar schwer. Nach dem endgültigen Scheitern der Verhandlungen mit den Piloten sollen 2900 Stellen bei Air France gestrichen werden, 300 bei den Piloten, 900 beim fliegenden Service- und 1 900 beim Bodenpersonal. Abteilungen, die bereit seien zu Verhandlungen über eine höhere Produktivität, würden nicht entlassen, sondern könnten freiwillig aus dem Unternehmen ausscheiden, hieß es.
Air France erklärte, man werde an den Plänen zur Umstrukturierung auch weiterhin festhalten und sehe sich nun gezwungen, außer den Stelleneinsparungen im nächsten und übernächsten Jahr die Kapazitäten im Bereich Langstreckenflüge um zehn Prozent zu verringern. Vor allen in Richtung Osteuropa will die Airline die Flugpläne entsprechend ausdünnen. Außerdem will man das Angebot saisonal ausrichten und auf den geplanten Ankauf von fünf „Dreamlinern“ Boeing B787 verzichten.
Die Tür zu eventuellen neuerlichen Verhandlungen über den Plan B ließ Air France trotz der dramatischen Ereignisse am Montag weiter offen und signalisierte Bereitschaft zu Abmilderungen. Sie hingen davon ab, ob man sich auf Maßnahmen zur Angleichung der Betriebskosten an die des Marktes verständigen könne. Dies müsse aber innerhalb der nächsten drei Monate geschehen. (jb)