Wien. Österreich ist von den Flüchtlingsbewegungen in und durch das Land besonders betroffen und die Transportbranche bekommt die Auswirkungen massiv zu spüren. Nach der Wiedereinführung von Grenzkontrollen im Güterverkehr entstehen an den Grenzen Staus und Lkw müssen mitunter stundenlang auf den Grenzübertritt warten. Weil die Ladung penibel kontrolliert wird, entstehen dadurch Verzögerungen in der Lieferkette. Da wegen der rund 100 geltenden regionalen Fahrverbote Lkw im Transitverkehr auf die Autobahn fahren müssen staut sich dort der Verkehr immer mehr und es kommt zu Mehrkosten. Diese entstehen beispielweise, wenn ein Lkw zwei bis drei Stunden an der Grenze auf die Kontrolle warten muss. „Damit sind 30 Prozent des Arbeitstages bereits verloren“, gibt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich zu bedenken. Er fordert als Ausgleich für die Mehrkostenbelastung eine sofortige Absenkung der aktuellen Lkw-Maut-Sätze um zehn Prozent.
Bundesbahnen müssen flexibel agieren
Die Österreichischen Bundesbahnen sind von diesem Thema besonders tangiert und müssen im Güterverkehr derzeit flexibel agieren. Nach temporären Stopps von Güterzügen durch die deutschen Behörden rechnet man in der Rail Cargo Group allerdings nicht mit weiteren Behinderungen im grenzüberschreitenden Güterverkehr. „Da es in den kommenden Tagen nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen ist bitten wir um Verständnis, dass es auch im Güterverkehr zu Einschränkungen kommen könnte“, sagt ÖBB-Sprecherin Sonja Horner gegenüber der VerkehrsRundschau.
„Die Speditionsbranche ist besonders stark betroffen“, betont Wolfram Senger-Weiss, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik. Die Grenzkontrollen bewirken lange Staus an den Grenzen, das behindert Systemverkehre und das Einhalten von Lieferterminen. Transporte nach Vorarlberg und Tirol sind derzeit mit Mehraufwand verbunden. Die Spediteure haben das aber im Griff, sollte sich die Lage allerdings nicht entspannen, müsse man Abläufe und gesetzliche Rahmenbedingungen wohl der Lage anpassen, glaubt Senger-Weiss.
Wenig Auswirkungen bei der Post
Die Österreichische Post hat die Auswirkungen von gesperrten Autobahnen wegen der marschierenden Flüchtlinge oder Grenzkontrollen bislang kaum zu spüren bekommen: Bei Transporten nach Deutschland komme es zu Verzögerungen, vor allemin die Richtungen Tirol und Vorarlberg. „Um gegenzusteuern, schicken wir unsere Lkw früher los und setzen zusätzliche sein“, erklärt Post-Sprecherin Kathrin Schrammel gegenüber VerkehrsRundschau. Mehrkosten ließen sich schwer beziffern, bewegten sich „aber auf sehr geringem Niveau“.
Die Post agiert sozial und hat gemeinsam mit Arbeiter-Samariter-Bund die Aktion „Willkommenspaket“ gestartet: Pakete mit Sachspenden werden bei allen Postfilialen und Post-Partnern österreichweit entgegengenommen und gratis zu einer Sammelstelle in Wien transportiert. Außerdem stellt die Post Quartiere wie beispielsweis das ehemalige Linzer Logistikzentrum für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. (mf)