Fliegls neuer Flachmann

Im Rennen um den flachsten Megasattelhals ist Fliegl auf der IAA nach vorn gefahren: 30 Millimeter dürften als neues Mindestmaß gelten und selbst mit 950er-Aufsattelhöhe sämtliche Höhenkontrollen unterlaufen. Das Know-how dafür überträgt Fliegl nach eigenen Angaben aus dem Bau von gekröpften Tiefladern und hat bei der Gelegenheit auch gleich die vordere Ecke "aufgeräumt": Sprich, es gibt praktisch keine Stufe mehr. Die Bodenplatte wird umgebogen, was Stabilität schafft, und die Möglichkeit, daran die eigentliche Stirnwand zu fixieren. Die wird von außen wie gehabt von zwei soliden verzinkten Stahleckstehern eingefasst. In dem Zuge ersetzte Fliegl die Stirnwandhaube aus Planengewebe durch eine Metallplatte, die die Stirnwand jetzt besser abdichten soll. Erhalten blieb das rein mechanisch bedienbare Hubdach, dass zwar etwas Kraft erfordert, aber im Falle eines Falles immer noch per Hand (mit sanfter Gewalt) bedient werden kann, selbst, wenn eine Staplergabel massiv einschlagen sollte. Kleine Eckdetails geändert Die vorderen Planenspanner liegen knapp unter den Eckstehern, was etwas Vorsicht erfordert. Die Schlaufe selbst holt Fliegl prinzipbedingt aus dem Bereich, wo es wieder Führungsmöglichkeiten gibt und setzt hier wie Krone bei Easy Tarp auf eine "lange (Spann)leine". Oben soll ein neues Blechdreieck das Einfädeln der Planenstange erleichtern, was in der Praxis auf Anhieb nicht viel besser funktioniert als beim Vorgänger. Angenehm: Die Spannschlaufe vorn lässt sich gut greifen und unter eine Planenlasche stecken, damit sie nicht so stark verschmutzt. Ein prinzipbedingter Nachteil ist in dem Zusammenhang, dass der flache Hals natürlich keine großen Anschlagmöglichkeiten am Außenrahmen bietet, weshalb man in dem Bereich über die Stirnwand und Querbalken arbeiten muss. Den Außenrahmen selbst hat Fliegl zuletzt geändert: Er besteht jetzt aus einem an geschrägten statt geraden Blech, was mehr Stabilität bringt und das Anschlagen der Zurrhaken erleichtert. Darauf kann man eine zusätzliche Anschlagleiste befestigen. Die Plane ließ sich beim Vorführer via Quicklock per Hebeldruck entriegeln und vergleichsweise einfach öffnen und schließen, was auf sauber gelagerte Rollwagen hindeutet. Innen hat Fliegl (noch) Verstärkungen an den beanspruchten Stellen der Plane aufgesetzt. An den Dachspriegeln und Rungen, wo das Gewebe gern auf dem Blech scheuert. Ebenfalls von "Aufnähern" gehalten werden die Spanngurte unterm Dach, die manche Hersteller bereits in ein verstärktes Dachgewebe integriert haben. So oder so hängen die Seile bei geöffnetem Dach nicht auf die Fracht durch. Die Vorteile der Doppelgelenkscharniere Am Heck setzt Fliegl nach wie vor auf die aufwendigeren Doppelgelenkscharniere, die die Portale im Falle eines Falles etwas "zurückfedern" lassen. Außerdem lassen sie sich so beim Rangieren oder Fahren mit überlanger Fracht enger an die Wand anlegen, dafür ist der Tausch der komplexeren Scharniere etwas aufwendiger. Mitgedacht hat Fliegl auch bei den gut zu greifenden Heckportalgriffen: Neben den Eingriffen sitzt eine Lasche, in der sich der Portalgriff fixieren lässt. Ein Stockwerk weiter unten gibt es die neue Edelstahlleuchtenleiste und den daran angeschraubten verzinkten Bumper. Beides rückte Fliegl so weit wie möglich Richtung Hinterachse, um es aus der "Schusslinie" zu bringen und den hinteren Böschungswinkel zu erhöhen. Für 13,2 Meter Ladebreite sorgte beim Vorfüher der Free-Load-Rahmen an der hinteren Eckrunge. Auf dem muss man zuerst die Plane zusammenzurren. Danach zieht man die Schieberungen ans Heck und befestigt sie ebenfalls. Dann öffnet man das Hubdach, was die Verriegelung am Chassis löst, sodass der Rahmen nach hinten schwingt. Befestigt wird das Ganze per Kette. Was sich komplex anhört, funktioniert nach einiger Übung ganz gut und lässt sich noch schneller umkehren: Einfach die Verzurrungen lösen, Rungen und Plane vorziehen und den Rahmen wieder in Position rücken. Dann Dach ablassen und die Planenlaschen in die Quicklock-Haken hängen, fertig. Bleibt noch ein Blick unter den Trailer, wo der Vorführer mit sauberer Verarbeitung, Oberflächenqualität und Kabelführung punkten konnte. Die ersten 30er-Hälse sind bestellt Außerdem optimierte Fliegl die Fertigung weiter und integrierte dazu ein automatisiertes Regallager sowie neue Schweißroboter am Anfang des Fertigungsbandes. Man darf gespannt sein, wie sich der 30er-Hals in der Praxis schlägt: Die ersten Bestellungen sind bereits ins Rennen gegangen.

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