Interview: Fahrzeuge zu steuern, muss weiterhin Spaß machen!

Wird der Future Truck mit der Möglichkeit, sich autonom zu bewegen, den Fahrer überflüssig machen? Gordon Wagener: Auf keinen Fall! Der Job des Truckers ist sehr anstrengend und wir wollen diesen Beruf künftig angenehmer gestalten. Die Möglichkeit, das Fahrzeug autonom zu bewegen, soll Entlastung und Sicherheit schaffen. Entsprechend anders kann man das Interieur gestalten. Sie führten ja schon beim aktuellen Actros die drei Bereiche Wohnen, Fahren und Arbeiten ein. Könnte man jetzt Fahr- in Wohnraum umwandeln? Als "Wohnraum" möchte ich es in dem Zusammenhang vielleicht nicht bezeichnen, auch wenn der Fahrer viel Zeit darin verbringt und die LKW-Kabine tatsächlich auch als solchen nutzt. Doch tatsächlich wird die digitale Revolution die Fahrzeuginterieurs in den nächsten Jahren stärker verändern, als das die letzten 50 Jahre geschah. Haben Sie hier konkrete Beispiele? Die Anzeigeinstrumente können exakt so zusammengestellt und eingeblendet werden, wie es für den Fahrer am besten ist. Und die Bedienung kann ebenfalls auf einen Screen gelegt werden - gleichwohl werden einige Bedienelemente wie gehabt und auch das Lenkrad wird erhalten bleiben. Geht da nicht auch der Spaß am Fahren verloren? Das ist genau der Punkt! Das völlig autonome Fahren ist im Stau oder auf eintönigen Autobahnen sicher eine Entlastung für den Fahrer. Aber auf Passagen, die der Fahrzeuglenker gern selbst zurücklegt, soll er das auch tun können: Ganz ehrlich - wenn wir den Menschen den Spaß am Fahren nehmen, dann haben wir das Thema verfehlt! Lässt so viel Technik überhaupt noch Platz für ästhetisch anspruchsvolle Lösungen? Klar ist, dass der LKW noch stärker kostengetrieben ist als der PKW. Aber hier verstehen wir Gestalter uns immer als Anwalt des Produktes und des Kunden und kämpfen hier gern für eine bessere und optisch ansprechende Lösung. Und deshalb wollen wir auch beim LKW entsprechend "das Beste oder nichts" pointiert haben. Auch wenn ein Truck sehr viele differenzierte Funktionen hat, schließt das"das Beste" nicht aus. Sondern im Gegenteil, es beinhaltet eben auch schöne Formen innen und außen. Die künftig wieder deutlich weicher ausfallen werden? "Weich" ist in dem Zusammenhang das falsche Wort. Sagen wir besser"runder". Warum? Weil das menschliche Schönheitsideal eher runde als eckige Formen bevorzugt. Entsprechend versuchen wir auch, alle Linien, die nicht nötig sind, wegzulassen; das präzisiert die Form. Umso wichtiger sind stimmige Proportionen und perfekt gestaltete Flächen! Bringt das auch etwas für die Aerodynamik? Und wenn ja, kann man das beziffern? Das bringt ein deutliches Plus für die Aerodynamik. Dazu kommen bei unserem Future Truck 2025 Feinheiten wie der Entfall der Spiegel oder die Anströmung der Räder. Außerdem haben wir hier in letzter Zeit sehr viel bei den PKW gelernt, die alle die Aerodynamik-Meister ihrer Klassen sind. Davon können wir viele Details wieder auf den LKW übertragen. Also halten Sie ein Plädoyer für eine neue EU-Gesetzgebung mit längeren Außenmaßen zugunsten der Aerodynamik? Das wäre in der Tat ein effektiver Stellhebel, der übrigens nicht nur am LKW, sondern auch am Trailer massive Verbesserungen bringt. Ich bin gespannt, wie es im Jahr 2025 sein wird!

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