Eurotranspharma im Interview: "Wie wollen Sie gegen Trans-o-flex punkten?"

Herr Segelke, sprechen wir heute mit Ihnen als Geschäftsführer von GDP Network Solutions oder von Eurotranspharma Deutschland? Ihre Frage ist durchaus berechtigt (lacht). Fakt ist, dass ich seit 1. Januar 2024 Geschäftsführer von Eurotranspharma Deutschland bin. Von Juni 2023 bis Ende Dezember 2023 war ich - wie Sie richtig sagen - Geschäftsführer von GDP Network Solutions, dem Pharmalogistik-Netz, das mehrere mittelständische Speditionen im Jahr 2020 gegründet haben. Schon seit August 2023 war ich aber mit der Zusammenführung von GDP und Eurotranspharma beschäftigt. So gesehen hatte ich tatsächlich einige Monate lang eine Art Doppelfunktion, da ich pa-rallel das Eurotranspharma-Netz aufgebaut habe, in dem nun große Teile des GDP-Netzes aufgegangen sind. Einige frühere GDP-Gesellschafter sind heute Gesellschafter von Eurotranspharma; einige sind für Eurotranspharma auch als Systempartner tätig. Sie sagen, dass GDP Network Solutions im Eurotranspharma-Netz aufgegangen ist. Warum ist GDP gescheitert? Einspruch! GDP Network Solutions ist nicht gescheitert. Warum wir beide Netze zusammengelegt haben, liegt daran, dass Verlader im Pharma-Segment beides brauchen: das "Paket" und die "Palette" und im Idealfall in den beiden Temperaturzonen zwei bis acht Grad sowie 15 bis 25 Grad Celsius. GDP hatte sich in der Pharmalogistik als Zusammenschluss mittelständischer Spediteure auf den Paletten-Transport im Temperaturbereich 15 bis 25 Grad Celsius spezialisiert, und für den Paketversand nutzten diese das Netz von Transmed, Tochter von Pharmagroßhändler Phoenix, das hierzulande viele tausend Apotheken beliefert. Wie indes bekannt wurde, stieg Transmed im Jahr 2023 aus dem größten Teil des Direktbelieferungs-Geschäft aus und konzentriert sich nun auf das Phoenix-Geschäft. Daher suchten die GDP-Gesellschafter für den Pakettransport eine neue Lösung, weil Verlader im Pharma-Segment "Paket" und "Palette" aus einer Hand brauchen, also eine Art zweites Trans-o-flex. So kam es zu den Gesprächen der GDP-Gesellschafter mit der französischen Walden Group, dem Mutterkonzern von Eurotranspharma. Deshalb bauen wir nun gemeinsam das Eurotranspharma-Netz in Deutschland auf. Wie viel Euro stehen Ihnen dafür hierzulande in den kommenden zwei Jahren zur Verfügung? Das ist ein signifikanter zweistelliger Millionen-Euro-Betrag. Wie ist Ihr Netz in Deutschland aktuell aufgestellt? An unserem Netz in Deutschland sind neben der Eurotranspharma die vier vormaligen GDP-Gesellschafter beteiligt: Hartmann Spedition, Med-X-Press, Unitax Pharmalogistik und Engemann Pharmalogistik. Bislang verfügen wir über 14 Depots und ein Zentralhub mit Sitz in Malsfeld, das wir in Eigenregie betreiben. Konkret sitzen wir aktuell in Osnabrück, Hamburg beziehungsweise Buchholz, Berlin, Goslar, Hilden, Schiffweiler, Frankfurt am Main, Öttigheim und Schwäbisch-Gmünd. Demnächst sind wir auch in Asberg, Nürnberg, Planegg bei München und in Crimmitschau, Sachsen, vertreten. Seit Ende Februar stellen wir mit über 60 Lkw und Transportern täglich über 1000 Sendungen deutschlandweit zu - aktuell noch im Bereich 15 bis 25 Grad, aber bald auch mit garantierter Dual-Kühlung in den Temperaturbereichen zwei bis acht Grad Celsius sowie 15 bis 25 Grad Celsius im selben Fahrzeug. Bis Ende des Jahres planen wir mit täglich bis zu 15.000 Sendungen und 370 Fahrzeugen. In Europa wickelt Eurotranspharma im Übrigen heute schon rund 82.000 Pakete und 3500 Paletten im besagten Segment ab. In welchen Regionen haben Sie noch weiße Flecken? Weiße Flecken haben wir nicht. Wir liefern ja heute schon bundesweit Pakete und Paletten am nächsten Tag aus. Richtig aber ist: Unser Netz ist noch nicht perfekt. Da muss man nur auf die Landkarte schauen. Konkret suchen wir in den kommenden drei Jahren noch Standorte, die wir mieten und selbst betreiben wollen, in den Regionen rund um Koblenz, Freiburg, am Bodensee, Rostock sowie in Schleswig-Holstein. Daten + Fakten: Das Eurotranspharma-Netz Mit "Eurotranspharma" tritt in Deutschland ein neues Pharma-Transportnetz an - in den Temperaturbereichen 2 bis 8 Grad sowie 15 bis 25 Grad Celsius. Daran beteiligt sind Eurotranspharma, die Letzte-Meile-Tochter des französischen Logistikunternehmens Walden Group, sowie die vier vormaligen GDP-Network-Solutions-Gesellschafter Hartmann Spedition, Med-X-Press, Unitax Pharmalogistik und Engemann Pharmalogistik. Zur Walden Group gehören unter anderem Movianto, Transpharma International, das Direktkuriernetz Ciblex und Relais Colis. Mit welchem Geschäftsmodell treten Sie hierzulande an? Wir sind in Deutschland ganz klar als reines Pharma-Transportnetz angetreten - sowohl für Pakete und Paletten in den Temperaturbereichen zwei bis acht Grad Celsius sowie 15 bis 25 Grad Celsius. Und wir haben ganz klar den Anspruch der Qualitätsführerschaft. Das Geschäft, das Trans-o-flex mit Thermomed gemeinsam macht, versuchen wir mit einem Unternehmen zu machen. Wie wollen Sie gegenüber Trans-o-flex punkten? Alle unsere Fahrzeuge sind Zweikammer-Fahrzeuge. Wir haben also beide Temperaturbereiche zwei bis acht Grad Celsius sowie 15 bis 25 Grad Celsius auf einem Fahrzeug. Für den Kunden hat dies den Vorteil, er bedient nur ein Netz und fährt nur mit einem Fahrzeug zu einer Apotheke oder zum Großhandel. Auch die Apotheke profitiert davon, denn sie hat letztlich nur einen Wareneingang aufzunehmen. Sind alle Ihre Partner schon nach GDP zertifiziert? Diese GDP-Zertifizierung strebt Eurotranspharma in der Tat im zweiten Halbjahr 2024 an. Wie viel Umsatz peilen Sie 2024 und mittelfristig an? Unser Ziel ist es, in diesem Jahr über 20.000 Pakete und über 500 Paletten pro Tag auszuliefern. Den Umsatz wollen wir heute noch nicht nennen. In drei Jahren peilen wir 60.000 Pakete und deutlich über 1000 Paletten am Tag an. Der Markt gibt es auch her, dass hierzulande zwei Netze "überleben" können. Zumal das Marktsegment mittelfristig noch größer werden dürfte.

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