Brüssel. Die europäischen Luftfrachtversender haben die Spediteure aufgefordert, neue Treibstoffzuschläge mit den Fluglinien auszuhandeln, da ein 25-prozentiger Fall bei den Ölpreisen seit Juli bisher noch nicht umgesetzt wurde, berichtet der Londoner Loadstar. „Laut den Fluglinien hängen die Treibstoffzuschläge von den Ölpreisen ab. Trotzdem wurden die Zuschläge bisher nicht gesenkt“, sagte Joost van Doesburg, Manager für Luftfrachtangelegenheiten beim European Shippers' Council. „Die Versender behaupten, dass die Fluglinien durch die Zuschläge ihre Profite steigern. Die Zahlen sprechen für sich selbst.“
Gemäß dem Loadstar haben viele Fluglinien ihre Zuschläge aber gesenkt. – einige, darunter Cargolux und Polar, sogar mehrmals in den letzten zwei Monaten. China Airlines und Silkway haben den Trend durch Erhöhungen auf einigen Routen unterbrochen. Trotzdem liegt die durchschnittliche Senkung bei 0,05 US-Dollar (0,04 Euro) pro Kilo und die meisten Fluglinien fordern nun 0,8 US-Dollar (0,64 Euro) pro Kilo. Damit liegt die durchschnittliche Minderung bei sechs Prozent.
Laut Doesburg sind die Ölpreise um zehn Prozent gefallen, doch die Treibstoffzuschläge haben sich kaum verändert. „Als die Ölpreise stiegen, wurden auch die Zuschläge erhöht.“ Zwei große Frachtversender wollen den gesamten Berechnungsmechanismus wandeln und die Ausgangsbasis verändern. Demnach soll ein Teil des aktuellen Treibstoffzuschlags in die Standardfrachtrate eingehen. „Ich frage mich, was die Spediteure für die Versender tun? Sie repräsentieren die Versender bei den Fluglinien und sollten sich dementsprechend für sie einsetzen. Die Zuschläge sollten transparent und fair sein und das ist momentan nicht der Fall.“
Einige Spediteure verdienen laut dem Loadstar ebenfalls an überhöhten Zuschlägen. Robert Keen von der British International Freight Association (BIFA) erklärte: „Ja, es ist die Rolle der Spediteure, die besten Frachttarife für ihre Kunden auszuhandeln. Letztendlich kommt es aber auf den Käufer des Services an, der sich über das beste Kosten-Wert-Verhältnis vergewissern sollte.“ Keen warnte, dass eine industrieweite Änderung des Mechanismuses das Antikartellrecht verletzen würde. „Die Zuschläge müssen zwischen einzelnen Unternehmen innerhalb der Industrie ausgehandelt werden.“
Speziell europäische Fluglinien horten große Mengen an Treibstoff ( IAG 79 Prozent, Air France-KLM 65 Prozent für das vierte Quartal) und viele spüren daher den niedrigeren Treibstoffpreis nicht. Zudem hat ein Fall des Euros gegen den Dollar ein Teil der Gewinne für europäische Fluglinien durch den niedrigen Ölpreis ausgelöscht. Der Generaldirektor der IATA Tony Tyler sagte: „Die Kunden der Fluglinien werden schon bald eine Preissenkung bemerken. Der Preis für Flugzeugtreibstoff hinkt dem Ölpreis um einen Monat hinterher.“ (rup)