Hamburg. Die Verkehrsminister der EU kommen am Dienstag in Hamburg zusammen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) berät auf der Konferenz „Greening Shipping“ mit seinen EU-Amtskollegen sowie Reedern, Schiffsbauern und Verbänden über konkrete Maßnahmen für eine klimafreundlichere und innovative Seeschifffahrt.
Der Seeverkehr ist eine tragende Säule der europäischen Wirtschaft. Etwa 90 Prozent des EU-Außenhandels und rund 40 Prozent des innereuropäischen Warenverkehrs werden über den Seeweg abgewickelt.
Schifffahrt hat Nachholbedarf beim Umweltschutz
Gleichzeitig gilt die Schifffahrt als Nachzügler bei den Bemühungen um Umwelt- und Klimaschutz. Erst seit diesem Jahr gelten weltweit niedrige Schwefelwerte für den Brennstoff der Schiffe, die überwiegend mit Schiffsdiesel oder mit Schweröl und einer Rauchgasreinigung unterwegs sind. Verflüssigtes Erdgas (LNG), das weniger Schadstoffe und Klimagase bedeuten würde, setzt sich nur langsam durch und soll ohnehin nur als Brückentechnologie dienen, bis es etwas Besseres gibt. Wind- und Elektroantriebe sind für große Handelsschiffe bislang nur als Zusatzsysteme interessant, synthetische Kraftstoffe noch nicht verfügbar.
Hamburg plant bessere Landstromversorgung für Containerschiffe
Zum Schutz des Klimas setzt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Hafen auf emissionsfreie und digitale Technologien und will zudem die Landstromversorgung für
Container- und Kreuzfahrtschiffe deutlich ausbauen. „Für besseren Klimaschutz in unseren Häfen und auf See brauchen wir eine gemeinsame europäische Strategie“, sagte Tschentscher am Montagabend bei einem Senatsempfang im Rathaus zum Auftakt der Konferenz in Hamburg. Als Innovationsstandort für die maritime Logistik in Europa wolle Hamburg einen maßgeblichen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten.
Bereits jetzt sei die maritime Logistik der klimafreundlichste Weg zum Transport von Waren über lange Distanzen, sagte Tschentscher, und kündigte an: „Bis 2022 werden alle Kreuzfahrtterminals und drei unserer vier großen Containerterminals eine Landstromversorgung haben.“ Hamburg habe dann die größte Landstromversorgung von allen europäischen Häfen.
Bis 2050 soll Schifffahrt weltweiten CO2-Ausstoß halbieren
2018 hatten die Mitgliedsstaaten der UN-Seeschifffahrts-Organisation IMO (International Maritime Organisation) einen konkreten Fahrplan zur CO2-Reduzierung beschlossen. Demnach soll die Schifffahrt ihre globalen CO2-Emissionen insgesamt bis 2050 mindestens halbieren, im Vergleich zu 2008. Spätestens im Jahr 2100 sollen Seeschiffe gar kein CO2 mehr ausstoßen.
Die Umsetzung des „Green Deal“ der Europäischen Kommission werde in den kommenden Jahren eine Herausforderung für die Branche, heißt es im Verkehrsministerium. Die Bundesregierung möchte ihre EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten auf diesem Weg voranzukommen. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) kündigte an, sich aktiv an der Debatte über konkrete Maßnahmen für eine klimafreundliche und innovative Seeschifffahrt zu beteiligen.
Die Herausforderung für Schifffahrt und Staaten sei, die CO2-Emissionen zu senken, ohne zugleich den notwendigen Seehandel einzuschränken. (dpa)