Kopenhagen. Der dänische Weltmarktführer in der Containerschifffahrt AP Möller-Maersk baut seine Organisation auf dem Weg zum Kunden radikal um. 27.000 der insgesamt rund 80.000 Arbeitsplätze sind von diesen Neuerungen betroffen, insbesondere Servicebereiche wie Personal und Finanzen als „non-Ocean-Business“. Bei Kundenkontakten sollen die vertrauten Gesichter bleiben.
Auch bei der deutschen Tochter Hamburg-Süd sind rund 50 Mitarbeiter von dem Umbau betroffen. „Die Hälfte von ihnen bleibt in der Firma, nur eben mit anderen Aufgaben,“ heißt es aus Unternehmenskreisen. Entlassungen sollen vermieden werden. Das bald 150 Jahre alte Traditionshaus besteht also weiter, wird aber enger an die große Mutter gebunden.
Sportlicher Zeitplan für den Umbau
Vincent Clerc, Executive Vice President bei Maersk, hatte die Mitarbeiter zu Monatsbeginn per E-Mail über die Umorganisation unterrichtet: Das „sei ein „notwendiger Teil unserer Bemühungen um nachhaltiges Wachstum zum Nutzen unserer Kollegen und Kunden“, begründete er die geplanten Umbau-Maßnahmen in dem Konzern. Nur so könne man Erfahrungen und Kapazitäten in integrierter Form verstärkt den Kunden zur Verfügung stellen. Wo eigenes Know-How fehlt, will man aber wohl - wie mit dem Zollabwickler KGH geschehen - zukaufen.
Das Umbautempo ist sportlich: Schon in vier Wochen fällt der Startschuss, und bis Jahresende soll die Container-Tochter Safmarine völlig integriert und als eigene Marke verschwunden sein. Maersk-Tochter Damco soll bis dahin ebenfalls wichtige Bereiche (Luftfracht und die sogenannte LCL-Zustellung) in die Mutter Maersk verlagern; der Rest muss eine Organisationsprüfung absolvieren. Alles in allem soll im Wesentlichen der genannte Zeitrahmen für die gesamte Neustrukturierung gelten. Der Konzern wolle für bessere Kundenorientierung und mehr Effizienz keine Zeit verlieren, betonte Clerc in der offiziellen Mitteilung.
Günstiger Zeitpunkt, um Doppelstrukturen zu beseitigen
Konzern-Chef Sören Skou hatte kürzlich noch ein hervorragendes Ergebnis für das zweite Quartal 2020 präsentieren können; zwar hinterließ Corona bei Maersk beim Frachtumschlag wie überall Spuren, der Bruttogewinn (Ebitda) legte dagegen zweistellig zu. Vor diesem Hintergrund rätseln Beobachter, was die Konzernspitze in der Kopenhagener Esplanade zu diesem Schritt bewogen haben mag. Der Zeitpunkt abzuspecken und Doppelstrukturen zu beseitigen erschien aber wohl selten günstig.
Mit dem Abspecken hatte man schließlich beim Kapazitätsabbau angefangen und so die Basis für das exzellente Quartalsergebnis gelegt. Immerhin zehn Prozent der gecharterten Schiffe hat Maersk inzwischen zurückgegeben. Derzeit fahren noch 651 Frachter unter Maersk-Flagge über die sieben Weltmeere. (CFD/eh)