Brüssel. Der Verkehrsausschuss des Europaparlaments hat mit großer Mehrheit die Schaffung eines europaweiten Tankstellennetzes für die alternativen Kraftstoffe Elektrizität, flüssiges und komprimiertes Erdgas (LNG und CNG) sowie Wasserstoff befürwortet. Die im Januar von der EU-Kommission vorgeschlagene Richtlinie wurde leicht geändert angenommen. Eine endgültige Einigung muss jetzt noch mit den EU-Verkehrsministern getroffen werden. Diese wollen auf ihrem nächsten Treffen am 5. Dezember zum wiederholten Mal über das Thema beraten.
Die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die bis Ende 2020 in jedem EU-Mitgliedsland zur Verfügung stehen sollen, korrigierten die Abgeordneten fast um die Hälfte nach unten. In Deutschland soll das Netz der E-Ladepunkte demnach 86.000 Ladestationen betragen. Die EU-Kommission hatte 150.000 vorgeschlagen. „Damit wollen wir den Mitgliedsstaaten entgegenkommen, die im Rat schon ihre Bedenken gegen die Zahlen der Kommission geäußert haben”, begründete der Berichterstatter im Verkehrsausschuss, der italienische Konservative Carlo Fidanza, in einer Pressekonferenz. Der Ladestecker vom Typ 2 soll, wie vorgeschlagen, zum europäischen Einheitsstecker werden.
Alle 400 Kilometer eine LNG-Tankstation, alle 100 Kilometer CNG
Die Abgeordneten bestätigten die Pläne der EU-Kommission, dass bis Ende 2020 an den Straßen des europäischen Kernnetzes für Verkehr (TEN-V Kernnetz) alle 400 Kilometer eine LNG-Tankstation zur Verfügung stehen soll. Bei den Vorgaben für CNG-Tankstationen sind die Politiker dagegen ehrgeiziger: nicht nur alle 150, sondern alle 100 Kilometer sollen CNG-Tankstellen Ende 2020 erreichbar sein. Ausnahmen sollen für wenig dicht bevölkerte Regionen gelten. LGN-Terminals sollen außerdem in den 139 See- und Binnenschifffahrtshäfen des TEN-V Kernnetzes bis 2025 entstehen.
Auch bei den Plänen für die Wasserstoff-Tankstellen gehen die Abgeordneten über den Kommissionsvorschlag hinaus. Dieser sah eine Entwicklung mit gleichen Standards nur in den 14 europäischen Ländern vor, in denen es bereits Wasserstoff-Tankstellen gibt. Die Verkehrspolitiker fordern solche Tankstellen in allen EU-Mitgliedsstaaten bis 2030, so dass dann alle 300 Kilometer Wasserstoff getankt werden kann.
Die EU-Abgeordneten sind auch der Auffassung, dass der Bau dieses Tankstellennetzes mit EU-Geldern gefördert werden soll. Der Kommissionsvorschlag sieht diese Möglichkeit nicht vor. (kw)