Brüssel/Berlin. Die Deutsche Bahn muss nach der Übernahme des britischen Transporteurs Arriva dessen Bus- und Bahngeschäft in Deutschland an Konkurrenten weiterverkaufen. Unter dieser strengen, aber erwarteten Auflage hat die EU die Übernahme am Mittwoch in Brüssel genehmigt. Ursprünglich wollte der bundeseigene Konzern zumindest die Busse von Arriva behalten. Für den größten Kauf ihrer Firmengeschichte will die Bahn rund 1,8 Milliarden Euro zahlen und auch knapp eine Milliarde Euro an Schulden von Arriva übernehmen. Nun dürfte ein Bieterrennen um die deutschen Aktivitäten beginnen.
Zu den Interessenten gehören nach Angaben aus EU-Kreisen auch Bahn-Rivalen wie die französische und die niederländische Bahn. Für die Deutsche Bahn entsteht so mehr Konkurrenz in ihrem Heimatmarkt.
Zu Arriva Deutschland mit Sitz in Berlin gehören neben der Regionalbahnsparte mit knapp 240 Zügen eine Güterbahn, Zugwerkstätten und der Betrieb von 830 Bussen. Seit 2004 mischt Arriva im deutschen Regionalverkehr mit. Zu den Beteiligungen gehören Metronom, Ostdeutsche Eisenbahn (ODEG), Prignitzer Eisenbahn, Osthannoversche Eisenbahnen und die Regentalbahn.
Der Arriva-Konzern hat rund 42.000 Beschäftigte und ist in 12 europäischen Ländern aktiv. Im vergangenen Jahr wurde bei 3,6 Milliarden Euro Umsatz ein Vorsteuergewinn von 138 Millionen Euro verbucht.
EU: Keine Wettbewerbsbehinderungen nach Verkauf
Die EU-Experten kamen zu dem Schluss, dass die Übernahme unter den Auflagen keine Wettbewerbsbehinderung zur Folge hat. "Mit dem Verkauf von Arriva Deutschland ist sichergestellt, dass sich der Wettbewerb auf den deutschen Bahn- und Busverkehrsmärkten weiterhin EU-rechtskonform entwickelt", sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia laut Mitteilung. Fusionen im Verkehrsbereich dürften nicht zu weniger Wettbewerb führen - vor allem auf dem Heimatmarkt des Käufers, betonte die Kommission.
Die Transaktion soll nach Angaben der Deutschen Bahn am 27. August vollzogen sein. Die Deutschen streben an, Arriva dann auch von der Londoner Börse zu nehmen. Das Unternehmen soll als eigenständige, 100-prozentige Tochter der DB UK Holding Limited fortgeführt werden. Die Marke Arriva bleibt außerhalb Deutschlands erhalten.
Grube stichelt gegen SNCF
Bahnchef Rüdiger Grube hatte im April bei der Bekanntgabe der Pläne von einer "sehr großen Chance für profitables und nachhaltiges Wachstum" gesprochen. Es gehe darum, sich im europäischen Wettbewerb von Konkurrenten wie der französischen Staatsbahn SNCF "nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen". Die Bahn hatte sich von Anfang an darauf eingestellt, sich von deutschen Arriva-Aktivitäten zu trennen.
Zuletzt war der EU-Kommission nach Grubes Worten der Verkauf des Bahn- wie Busgeschäfts signalisiert worden. Mitte Juni hatten die Arriva-Aktionäre den Verkauf mit großer Mehrheit gebilligt. (dpa)