Brüssel. Die Europäische Kommission hat am Mittwoch drastische Geldbußen gegen fünf Unternehmen verhängt, die an einem Kartell im Bereich des interkontinentalen Seetransports von Fahrzeugen beteiligt gewesen sind. Es geht um die chilenische Reederei CSAV, die japanischen Reedereien K Line, MOL und NYK sowie das norwegisch-schwedische Reederei WWL-EUKOR. Lediglich MOL muss als Kronzeuge keine Strafe fürchten, der Rest muss wegen Preisabsprachen gemeinsam 395 Millionen Euro zahlen.
Fast sechs Jahre lang – von Oktober 2006 bis September 2012 – bildeten die fünf Schifffahrtsunternehmen laut der EU-Kommission ein Kartell, das den Markt für den Hochseetransport neuer Pkw, Lkw und anderer großer Fahrzeuge wie Mähdrescher und Traktoren auf verschiedenen Strecken zwischen Europa und anderen Kontinenten betraf. Alle Unternehmen räumten ihre Kartellbeteiligung ein und stimmten einem Vergleich zu. Deshalb wurden die Geldbußen um zehn Prozent reduziert. Den größten Teil muss WWL-EUKOR mit rund 207 Millionen Euro zahlen. Es folgen NYK mit 142 Millionen Euro, K-Line mit 39 Millionen und CSAV mit 7 Millionen Euro.
Preisabsprachen in Büros, Bars und Restaurants
Die Untersuchung der EU-Kommission ergab, dass sich die Verkaufsleiter dieser Unternehmen in ihren Büros, in Bars und Restaurants sowie bei Veranstaltungen trafen und regelmäßig telefonisch in Kontakt standen, um das wettbewerbswidrige Verhalten zu koordinieren. Sie trafen Preisabsprachen, teilten Kunden untereinander auf und tauschten sensible Geschäftsinformationen über Preiselemente aus – zum Beispiel über Gebühren und Preisaufschläge zum Ausgleich von Währungs- oder Ölpreisschwankungen.
CSAV, K Line, MOL, NYK und WWL-EUKOR verständigten sich demnach weiterhin darauf, den Status quo auf dem Markt beizubehalten. Um seit Langem bestehende Tätigkeiten der jeweils anderen Unternehmen auf bestimmten Strecken oder deren Geschäftsbeziehungen mit bestimmten Kunden nicht zu beeinträchtigen, gaben sie laut den EU-Wettbewerbshütern bei Ausschreibungen von Fahrzeugherstellern entweder überhöhte oder keine Angebote ab.
Das Kartell hatte sowohl Auswirkungen auf die europäischen Fahrzeugimporteure und Endkunden, da die importierten Fahrzeuge im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verkauft wurden, als auch auf die europäischen Kfz-Hersteller, da deren Fahrzeuge aus dem EWR ausgeführt wurden. Im Jahr 2016 wurden rund 3,4 Millionen Kraftfahrzeuge aus Nicht-EU-Ländern in die EU importiert und mehr als 6,3 Millionen Fahrzeuge aus der EU in Nicht-EU-Länder exportiert. Fast die Hälfte dieser Fahrzeuge wurde von den Transportunternehmen befördert, gegen die Geldbußen verhängt wurden. (ag)