Berlin. Nach der Vertagung der Entscheidung über neue Abgasnormen für Autos macht die EU-Kommission Druck. Es sei „enttäuschend, dass wir trotz einer bereits erzielten Einigung nun immer noch keine Regelung für den Kohlendioxidausstoß von Autos haben“, sagte EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard dem Magazin Focus. Mit der Vertagung steht weiter offen, wann und wie der ursprünglich für das Jahr 2020 angepeilte Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer erreicht werden soll. Diesen Wert müssen die Autohersteller im Durchschnitt ihrer Flotte einhalten.
Weil die Bundesregierung Nachteile für die heimische Autoindustrie mit ihren schweren Premiumkarossen befürchtet, wehrt sich Deutschland gegen den im Sommer ausgehandelten Kompromiss. Hedegaard bestreitet, dass die neuen Normen eine Gefahr für die deutschen Hersteller seien. Sie sieht in der neuen Norm eher eine Gelegenheit, die Wettbewerbsfähigkeit noch zu erhöhen. Unterstützung erhält die Klimakommissarin vom Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer. Er erinnert an die Vorgängerregelung zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes, die eine wahre Innovations-Initiative ausgelöst habe. Davon hätten die Hersteller und die Zulieferer profitiert. Sollte das aktuelle Projekt aufgeweicht oder verschoben werden, würde dies Dudenhöffer zufolge den technischen Fortschritt rund um das Elektroauto gefährden. „Die Auswirkungen auf die Branche wären verheerend“, warnt Dudenhöffer.
Im Ausland wird befürchtet, dass deutsche Hersteller von den speziellen Boni für schadstoffarme Fahrzeuge – den so genannten Supercredits – unverhältnismäßig stark profitieren würden. Wie dpa mitteilt, zirkulierte in der vergangen Woche in Brüssel ein Vorschlag, der sowohl mehr Boni als auch eine Verzögerung des jetzigen CO2-Ziels vorsieht. Diplomaten zufolge wird aber weiter verhandelt. Laut Zeitplan soll am Dienstag, den 5. November eine gemeinsame Position vorliegen. (dpa)